Was Sie über die Facharztprüfung wissen müssen Logo of esanum https://www.esanum.de

Inhalte, Ablauf, Dauer - alles zur Facharztprüfung

Allgemeinmedizin, Chirurgie, Radiologie - für welches Fach Ärzte sich auch entscheiden: Am Ende der Weiterbildung steht die Facharztprüfung. Das ist der Ablauf.

Was ist die Facharztprüfung?

Während der Weiterbildung zum Facharzt sammeln Ärzte praktische Erfahrungen in verschiedenen klinischen Bereichen, nehmen an Fortbildungsveranstaltungen und spezifischen Ausbildungsprogrammen teil. Am Ende der Ausbildung muss eine Facharztprüfung abgelegt werden. Darin müssen die angehenden Fachärzte ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen beweisen und dass sie eigenständig und kompetent in ihrem Fachgebiet praktizieren können. Sie müssen in der Lage sein, Diagnosen zu stellen, angemessene Behandlungspläne zu entwickeln, medizinische Verfahren sicher durchzuführen und eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten.

Zu den Fachbereichen der Medizin zählen u.a. Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesiologie, Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Neurologie, Radiologie, Dermatologie, Orthopädie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Urologie, Augenheilkunde, Kardiologie.

Nur wer die Facharztprüfung erfolgreich besteht, darf den Facharzttitel tragen. 2020 bestanden 13.861 Mediziner die Facharztprüfung.

Voraussetzungen für die Facharztprüfung

Bevor Assistenzärzte die Facharztprüfung in ihrer Fachrichtung ablegen dürfen, müssen sie drei Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen eine abgeschlossene ärztliche Weiterbildung im jeweiligen Fachbereich und innerhalb der Mindestausbildungszeit der Facharztweiterbildung absolviert haben. Bei der Facharztausbildung in der Radiologie und den meisten anderen Disziplinen sind das 5 Jahre, in der Chirurgie 6 Jahre. Notwendig ist auch eine bestimmte Zahl an selbstständig durchgeführten Untersuchungen, Eingriffen und Operationen gemäß der Musterweiterbildungsverordnung, die einmal jährlich im Logbuch vermerkt wurden und die Bescheinigung der Facharztreife in Form des Facharztzeugnisses. Darin schätzt der ausbildende Arzt die Kenntnisse und Fähigkeiten seines Schützlings ein und ob dieser die Ausbildungsinhalte erfüllt hat. Zum Facharztzeugnis gehört auch die Einschätzung der persönlichen Eignung des Kandidaten. Mediziner, die einen Antrag auf Zulassung zur Facharztprüfung stellen, müssen außerdem Mitglied bei der Landesärztekammer sein. Dies gilt für den gesamten Zeitpunkt von der Antragstellung bis zum Bestehen der Prüfung.

Anmeldung zur Facharztprüfung

Die Anmeldung zur Facharztprüfung muss zwei Monate vor dem Ende der Facharztweiterbildung bei der jeweiligen Landesärztekammer eingereicht werden. Für die Anmeldung muss der angehende Facharzt folgende Dokumente einreichen: vollständig ausgefülltes Anmeldeformular, Nachweis über die abgeschlossene ärztliche Weiterbildung in Form von Zeugnissen und dem Logbuch der Landesärztekammer. Mittlerweile ist bei vielen Landesärztekammern, etwa in Berlin, das Ausfüllen der Anmeldung auch online möglich, sofern die erforderlichen Programme auf dem Rechner installiert sind. Der Antrag muss der Landesärztekammer dennoch schriftlich und unterschrieben zugestellt werden. Möglicherweise verlangt die Landesärztekammer auch die Approbationsurkunde, den Lebenslauf, den aktuellen Arbeitsvertrag und eine Liste mit den Publikationen des Mediziners. In der Regel wird dem Prüfling zwei Wochen vor der Prüfung die Einladung zugesandt, die Termin, Ort und Uhrzeit enthält. Am Tag der Prüfung ist der Personalausweis mitzuführen.

Ablauf der Facharztprüfung

Die Facharztprüfung erstreckt sich über einen bestimmten Zeitraum, der je nach Fachbereich variieren kann. Der genaue Ablauf wird von der zuständigen Landesärztekammer festgelegt und den Kandidaten rechtzeitig vor der Prüfung mitgeteilt. Die Prüfung kann an einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden und umfasst sowohl den theoretischen als auch den praktischen Teil.

Zur Prüfungskommission gehören der Prüfungsvorsitzende und 3 Fachärzte des jeweiligen Faches als Prüfer, die zufällig ausgewählt werden. Um sich optimal vorbereiten zu können, möchten manche Prüflinge gerne die Namen der Prüfer wissen. Manche Prüfer verlangen zum Beispiel ausführliche Antworten, andere möchten die Fragen lieber kompakt beantwortet wissen. Allerdings geben nicht alle Bundesländer die Namen der Prüfer preis. Sorgt sich der angehende Facharzt darum, dass ein Prüfer befangen ist, wird dies in die Auswahl einbezogen. Möglicherweise wird dann eine Wiederholungsprüfung angesetzt.

Inhalte und Anforderungen der Facharztprüfung

Theoretischer Teil der Facharztprüfung:

Praktischer Teil der Facharztprüfung:

Die angehenden Ärzte müssen Fragen zum kompletten Inhalt ihrer Facharztweiterbildung beantworten können, inklusive Grundlagenwissen und aktuelle Entwicklungen in der Kardiologie oder Chirurgie, je nachdem welches Fachgebiet sie gewählt haben. Mit ihren Antworten müssen die Prüflinge der Kommission zeigen, dass sie Diagnostik und Therapie auch in schwierigen Situationen beherrschen. Beherrscht der Mediziner den "Facharztstandard", hat er bestanden. Noten werden nicht vergeben.

Was anziehen zur Facharztprüfung?

Ärzte sollen seriös und gepflegt erscheinen und das sollte sich auch durch die Kleidung widerspiegeln. Wie bei jeder anderen mündlichen Prüfung empfiehlt sich für die Facharztprüfung ein Businessoutfit, bei Frauen eine Kombination aus Hose und Bluse oder ein Kostüm, bei Männern ein Anzug, wenigstens aber ein Hemd. Gespräche mit älteren Kommilitonen helfen dabei, die Prüfer einzuschätzen.

Dauer der Facharztprüfung

Die Facharztprüfung dauert zwischen 30 und 45 Minuten und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nach der Begrüßung und Vorstellung der Prüfungskommission durch den Vorsitzenden stellen die Prüfer ihre Fragen gemäß der Weiterbildungsordnung des Fachgebietes. Dabei nutzen die Prüfenden auch Befunde aus Kasuistiken.

Facharzturkunde

Der frisch gebackene Facharzt erhält die Urkunde sofort nach der Prüfung, sofern sie bestanden wurde. Mit dem Facharztdiplom geht die Berechtigung einher, die Niederlassung als Vertragsarzt der gesetzlichen Krankenkassen zu wagen und eine eigene Praxis zu eröffnen oder mit der Anstellung als Facharzt an einer Klinik das Gehalt zu steigern. 

Was passiert bei Nichtbestehen der Facharztprüfung?

In diesem Fall erhält der Prüfling statt des Zeugnisses eine schriftlich Begründung für das Nichtbestehen. Die Prüfer können darin Auflagen festlegen, die bis zur Wiederholung der Prüfung erfüllt werden müssen. In der Regel kann die Prüfung nach drei Monaten wiederholt werden. Es gibt keine Begrenzung bei der Zahl der Wiederholung. Allerdings wird empfohlen, beim zweiten Versuch zu bestehen. Denn das Zeugnis ist Voraussetzung für die Niederlassung und wird auch bei der Bewerbung für eine neue Stelle notwendig.

Vorbereitung auf die Facharztprüfung

Die Vorbereitung auf die Facharztprüfung erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Fachgebiet sowie eine gezielte Prüfungsvorbereitung. Ärzte sollten sich frühzeitig mit den Anforderungen der Prüfung vertraut machen und geeignete Lernmaterialien verwenden. Dies kann beispielsweise Lehrbücher, Fachzeitschriften, Leitlinien und spezielle Vorbereitungskurse umfassen. Die Dauer der Vorbereitungszeit kann je nach individuellen Voraussetzungen und Lernstil variieren, wird aber oft mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Da alle Inhalte der Facharztweiterbildung in der Prüfung abgefragt werden können, empfiehlt es sich, alle Inhalte der Musterweiterbildungsverordnung zu lernen. Dafür ist das Fachlehrbuch durchzuarbeiten, auch Fallbücher und Fragebücher können hilfreich sein sowie die Fachzeitschriften des vergangenen Jahres. Es lohnt sich auch, die Prüfungssituation mithilfe von Prüfungsprotokollen durchzuspielen.

Nach der Facharztprüfung

Nach erfolgreichem Abschluss der Facharztprüfung erhalten die Kandidaten den Titel "Facharzt" in ihrem jeweiligen Fachgebiet. Damit sind sie berechtigt, eigenverantwortlich in ihrem Spezialgebiet zu praktizieren. Viele Fachärzte entscheiden sich anschließend für eine weiterführende Karriere, beispielsweise in einer Klinik, einer Praxis oder in der Forschung. Die ärztliche Weiterbildung kann auch fortgesetzt werden, um zusätzliche Qualifikationen und Spezialisierungen zu erlangen.

Die Facharztprüfung in Deutschland ist ein anspruchsvoller Prozess, der Medizinern ermöglicht, sich auf spezifische Fachbereiche zu spezialisieren. Sie stellt sicher, dass Ärzte über das erforderliche Fachwissen und die Kompetenzen verfügen, um eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in ihrem Fachgebiet zu gewährleisten. Die Vorbereitung auf die Facharztprüfung erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Fachgebiet und eine gezielte Prüfungsvorbereitung. Nach erfolgreichem Abschluss eröffnen sich vielfältige Karrieremöglichkeiten für Fachärzte in Deutschland.

Quellen:

https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/anzahl-der-erteilten-anerkennungen/
https://approbatio.de/facharztpruefung/
https://www.aekb.de/aerzt-innen/weiterbildung/antraege-formulare-zur-weiterbildung
https://www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2020/juli-august-2020/weiterbildungszeit-familienplanung-und-facharztpruefung
www.hausärzteverband.de
https://beyondhealth.de/corporate-blog/facharztpruefung
https://www.aerzteblatt.de/archiv/124342/Muendliches-Examen-Was-ziehe-ich-an
https://www.praktischarzt.de/arzt/facharztpruefung/