Blasenkarzinom bei Frauen: oft erst späte Diagnose Logo of esanum https://www.esanum.de

Blasenkarzinome: Warum die Diagnose bei Frauen später erfolgt

Frauen mit Blasenkrebs werden häufiger in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium diagnostiziert als Männer. Das verschlechtert ihre Prognose. Daher sollte man bei Frauen mit Hämaturie auch an Krebs denken.

Hauptrisikofaktor für Blasenkarzinom: Rauchen

Die wichtigste Krankheitsursache für die Entstehung eines Blasenkarzinoms ist das Rauchen mit nachgewiesener Dosis-Wirkungs-Abhängigkeit. Interessanterweise ist auch bei gleich intensiver Zigaretten-Dosis die Neuerkrankungsrate für Männer etwa 3-4 mal höher als für Frauen. Hier scheint die Entgiftungskapazität von Männern deutlich geringer ausgeprägt zu sein als die von Frauen.1

Blasenkarzinom-Genese und Hormone

Die Ursachen für die Geschlechterunterschieden beim BCa sind multifaktoriell und vielfach noch unzureichend erforscht. Ein wichtiger Faktor bei der Tumorgenese sind die Sexualhormone. Östrogene haben einen protektiven Einfluss, während die Expression von Androgenrezeptoren mit der Karzinogenese korreliert. Letzteres scheint auch ein Grund dafür zu sein, warum das Blasenkarzinom bei Männern deutlich häufiger auftritt als bei Frauen. Der Einfluss der Sexualhormone zeigt sich auch bei Frauen nach den Wechseljahren. Wie epidemiologische Untersuchungen zeigen, haben sie ein höheres Blasenkarzinomrisiko als Frauen vor der Menopause.1

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim BCa

Männer erkranken etwa 3-4 mal häufiger an einem Blasenkarzinom als Frauen. Frauen werden jedoch häufiger in einem fortgeschritteneren BCa-Stadium diagnostiziert, was ein wichtiger Grund für ihr schlechteres Outcome ist. Auch die Abklärung einer Hämaturie dauert bei Frauen deutlich länger als bei Männern.1 Hier sind Hausärztinnen und Hausärzte gefragt: Die klinischen Beschwerden sind bei beiden Geschlechtern gleich. Häufige Symptome sind: 

Falsche Behandlung verzögert BCa-Diagnose bei Frauen

Eine adäquate Hämaturie-Abklärung bei Frauen dauert deutlich länger als bei Männern. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Konsultation von Urologinnen und Urologen gibt. Dies betrifft das direkte Aufsuchen der urologischen Praxis durch die Betroffenen selbst, aber auch die (haus)ärztliche Überweisung: Etwa 47% der Männer mit Blut im Urin gehen direkt zur urologischen Abklärung, während dies nur 28% der Frauen tun. Auch unklare Blasenbeschwerden werden oftmals als hämorrhagische Zystitis gedeutet, an ein ursächliches Blasenkarzinom wird oftmals nicht oder zu spät gedacht.1

Empfehlungen des NICE bei Hämaturie

Die deutschen AWMF-Leitlinien zum Vorgehen bei Harnweginfekten und (Makro-)Hämaturie werden derzeit überarbeitet. Eine praktische Orientierung bieten jedoch die regelmäßig aktualisierten NICE-Guidelines aus England.2 Sie empfehlen eine Untersuchung auf Blasenkrebs bei folgenden Patientinnen:

• >45 Jahre mit ungeklärter Makrohämaturie ohne Harnwegsinfektion (HWI)  (dringende Überweisung),

•   >45 Jahre mit Makrohämaturie, die nach erfolgreicher Behandlung einer HWI persistiert oder Wiederauftritt (dringende Überweisung),

 • >60 Jahre mit ungeklärter Makrohämaturie und Dysurie oder Leukozytose im Labor (dringende Überweisung).

Auch Patientinnen >60 Jahren mit wiederkehrenden HWI oder anhaltenden und unerklärlichen Beschwerden aufgrund von HWI sollten zur weiteren, nicht dringlichen Abklärung überwiesen werden.2

Fazit: Geschlechterunterschiede beim Blasenkarzinom beachten 

Geschlechterunterschiede im BCa-Outcome

Die krebsspezifische Mortalität ist bei Frauen insbesondere in den ersten zwei Jahren nach Erstdiagnose eines Blasenkarzinoms höher als bei Männern. Laut einer Analyse des SEER-Datenregisters (USA) von über 50.000 Patientinnen und Patienten müssen Frauen zum Zeitpunkt der BCa-Diagnose mit einem knapp doppelt so hohen Verlust an Lebensjahren rechnen wir Männer (6,5 vs. 3,9 Jahre). 

Zum Therapieansprechen und -outcome gibt es widersprüchliche Daten. Frauen, die aufgrund ihres BCa eine radikale Zystektomie erhalten haben, zeigen in den meisten Studien eine schlechtere Überlebensrate als Männer. Auch dieser Befund lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose ein weiter fortgeschrittenes Tumorstadium aufwiesen.1

Referenzen: