So entscheidet die Familie über das Krebsrisiko Logo of esanum https://www.esanum.de

Familiäres Blasenkrebsrisiko – Wer ist besonders gefährdet?

Bei familiärer Häufung von Krebsfällen ist auch das individuelle Krebsrisiko erhöht. Dieser Zusammenhang gilt ebenso für das Blasenkarzinom. Wie hoch das Risiko dabei ist, war lange unbekannt.

Je enger verwandt, desto größer das Risiko

Fall-Kontroll-Studien klären das individuelle Blasenkrebsrisiko

Ziel der aktuellen Studie von Yu und Kollegen war es, den Zusammenhang zwischen positiver Familienanamnese und dem individuellen Blasenkrebsrisiko zu beschreiben. Dazu ermittelten die Forschenden auf Basis der Daten weltweiter Fall-Kontroll-Studien die zugehörigen Wahrscheinlichkeitsverhältnisse (odds ratio; OR).

Insgesamt bezog die Studie 4.327 Blasenkrebsfälle und 8.948 Nicht-Blasenkrebsfälle ein. Die gepoolten Odds Ratios (ORs) wurden mithilfe mehrstufiger Regressionsmodelle ermittelt. Diese berücksichtigten u. a. Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit sowie den Raucherstatus.

Verwandtschaftsgrad und Fallzahlen bestimmen das Risiko

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das Blasenkrebsrisiko ansteigt, wenn ein Verwandter ersten oder zweiten Grades bereits an Blasenkrebs erkrankt ist (OR 2,72; 95%-KI: 1,55–4,77 vs. OR 1,71; 95%-KI: 1,22–2,40).  Einen ähnlichen Zusammenhang fanden die Forschenden bei nicht-urologischen Krebsarten in der Familienanamnese (OR 1,61; 95%-KI: 1,19–2,18).

Interessanterweise gab es zudem einen Zusammenhang zwischen dem Blasenkrebsrisiko und der Anzahl der an Krebs erkrankten Verwandten ersten Grades. So stieg beispielsweise das individuelle Blasenkrebsrisiko in Abhängigkeit von der Zahl der Verwandten ersten Grades mit dieser Krebsdiagnose (1 versus >1 Verwandte ersten Grades: OR 1,42; 95%-KI: 1,02–2,04 vs. OR 2,67; 95%-KI: 1,84–3,86). 

Was bedeuten die Ergebnisse für die Praxis?

Diese Studienergebnisse deuten zuallererst auf ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko bei positiver Familienanamnese hin und bestätigen somit frühere Daten. Interessanterweise scheint es jedoch einen "additiven" Effekt zu geben, sodass das Risiko für Blasenkrebs bei Verwandten ersten und zweiten Grades mit der Anzahl der Betroffenen weiter steigt.

Rauchen stellte auch in dieser Studie einen zusätzlichen Risikofaktor für das Blasenkarzinom dar. Angesichts der hohen Morbidität von Blasenkrebs sollte bei Menschen mit einem erhöhten Risiko eine umfassende Familienanamnese vorgenommen werden. In vielen Fällen könnte dies mit einer Beratung zur Tabakentwöhnung kombiniert werden.

 

Quelle: Yu E Y-W et al., Family History and Risk of Bladder Cancer: An Analysis Accounting for First- and Second-degree Relatives. Cancer Prev Res (Phila) 2022; 15(5): 319–326. doi:10.1158/1940-6207.CAPR-21-0490