Akutes Koronarsyndrom
Zum akuten Koronarsyndrom gehören Erkrankungen wie die instabile Angina pectoris und der Myokardinfarkt. Die neuen ESC-Leitlinien enthalten detaillierte Behandlungsempfehlungen, einschließlich medikamentöser Therapien und Interventionen wie der Koronarangioplastie. Die Leitlinien betonen die Bedeutung des richtigen Zeitpunkts bei der Behandlung akuter Koronarsyndrome und weisen darauf hin, dass ein frühzeitiges Eingreifen entscheidend ist, um Herzschäden zu verhindern.
Im Dokument wird hervorgehoben, dass akute Koronarsyndrome nicht nur Männer, sondern auch Frauen betreffen, sich die Symptome zwischen Geschlechtern allerdings unterscheiden können. Es wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass für beide Geschlechter eine wirksame, evidenzbasierte Versorgung bereitgestellt werden muss. Nach einem akuten Koronarsyndrom ist die langfristige Patientenbetreuung von entscheidender Bedeutung, sowohl durch die Steuerung der medikamentösen Therapie als auch durch Rehabilitationsprogramme und die Förderung einer gesunden Lebensweise.
Die Leitlinien befassen sich auch mit der Behandlung von akuten Koronarsyndromen bei Krebspatienten, da diese Patienten aufgrund von Faktoren wie Rauchen, der Krebsdiagnose selbst und der laufenden Chemo-/Strahlentherapie ein hohes Risiko aufweisen. Schließlich empfehlen die Leitlinien, die Meinung der Patienten zu berücksichtigen, sie in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und sie angemessen über Risiken und Alternativbehandlungen zu informieren.
Herzinsuffizienz
Die neuen ESC-Leitlinien zur Herzinsuffizienz (eine Aktualisierung der Leitlinien von 2021) enthalten neu entwickelte evidenzbasierte Therapien, Meta-Analysen und randomisierte Studien zur Verbesserung von Behandlung und Ergebnissen von Patienten mit Herzinsuffizienz.
Die aktualisierten Empfehlungen konzentrieren sich auf drei Hauptbereiche: chronische Herzinsuffizienz, akute Herzinsuffizienz und Komorbiditäten. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehört der Einsatz von Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (SGLT2)-Inhibitoren. Der Einsatz wird bei Patienten mit reduzierter oder erhaltener Ejektionsfraktion des Herzens (HFmrEF und HFpEF) empfohlen, um das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz oder eines Herzstillstands zu verringern. Die Anwendung wird auch bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und Typ-2-Diabetes empfohlen, um das Risiko einer Herzinsuffizienz zu verringern. Der Einsatz von Finerenon wird bei diesen Patienten ebenfalls empfohlen, um das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz zu verringern.
Schließlich betonen die neuen ESC-Leitlinien die Bedeutung einer Eisensupplementierung bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter oder mäßig reduzierter Ejektionsfraktion, um die Symptome und die Lebensqualität zu verbessern.
Kardiomyopathien
Die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zu Kardiomyopathien sind das erste internationale Dokument, das alle Subtypen der Kardiomyopathie umfasst, und zum ersten Mal werden spezifische Empfehlungen für andere Kardiomyopathien als die hypertrophe Kardiomyopathie gegeben.
Diese Leitlinien spiegeln die Fortschritte in der Genetik und der kardialen Bildgebung wider und gehen auf die Einführung neuer Behandlungen ein, die auf spezifische Krankheitsursachen abzielen. Sie konzentrieren sich auf die Patienten und ihre Familien, ab dem Moment, in dem eine Person mit Symptomen vorstellig wird oder eine Zufallsdiagnose/Familienanamnese erhält, bis hin zur genauen Diagnose und Einleitung der Behandlung.
Die Leitlinien betonen die unterschiedlichen Phasen der Diagnose und des Managements, die die verschiedenen Subtypen der Kardiomyopathie gemeinsam haben, und geben für jeden Subtypen spezifische Empfehlungen. Die Diagnose beginnt mit der Beurteilung der Herzstruktur und -funktion durch Untersuchungen wie der Echokardiographie und MRT des Herzens. Darüber hinaus werden die Familiengeschichte und genetische Tests berücksichtigt, um eine genauere Diagnose zu stellen.
Die Behandlung von Kardiomyopathien zielt darauf ab, Symptome zu erkennen und zu behandeln, Komplikationen zu verhindern und gefährdete Familienmitglieder zu untersuchen. Die Leitlinien enthalten Empfehlungen für genetische Beratung, psychologische Unterstützung und den Einsatz von Geräten wie implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) zur Verhinderung des plötzlichen Todes. Darüber hinaus werden Fragen des Lebensstils und der Lebensbedingungen angesprochen, z. B. Bewegung, Ernährung, Alkohol, Schwangerschaft und mehr.
In den Leitlinien wird ebenso darauf hingewiesen, dass Patienten mit Kardiomyopathie mit geringer bis mittlerer Intensität Sport treiben sollten, da dies zur Verbesserung ihres Zustands beitragen kann. Es wird jedoch eine individuelle Risikobewertung empfohlen, um einen geeigneten Trainingsplan aufzustellen. Schließlich wird die Bedeutung eines multidisziplinären Ansatzes bei der Versorgung von Patienten mit Kardiomyopathie und die Notwendigkeit eines angemessenen Übergangs von der pädiatrischen zur Erwachsenenversorgung hervorgehoben.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes
Die neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes wurden erstellt, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln als Patienten ohne Diabetes.
Die Leitlinien betonen die Bedeutung der Prävention und des Managements von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit Diabetes. Sie empfehlen ein systematisches Screening auf Diabetes bei allen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und umgekehrt, um das Risiko und das Vorhandensein von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei allen Patienten mit Diabetes zu beurteilen. Dazu wird ein neuer Score namens SCORE2-Diabetes eingeführt, um das 10-Jahres-Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Patienten mit Typ-2-Diabetes auf Grundlage herkömmlicher und diabetes-spezifischer Risikofaktoren einzuschätzen.
In den Leitlinien wird allen Patienten mit Diabetes empfohlen, ihren Lebensstil zu ändern, um das kardiovaskuläre Risiko zu senken, einschließlich Gewichtsabnahme und regelmäßiger Bewegung. Außerdem wird ein Rauchstopp nahegelegt und eine mediterrane oder pflanzliche Ernährung mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren empfohlen.
Für Patienten, bei denen Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichzeitig bestehen, wurden die Empfehlungen aufgrund der Ergebnisse großer klinischer Studien überarbeitet. Die Leitlinien empfehlen nun den Einsatz von SGLT2-Hemmern und/oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten zur Verringerung des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos bei allen Patienten mit Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, unabhängig von der glykämischen Kontrolle und der glykämischen Therapie.
Darüber hinaus empfehlen die Leitlinien ein opportunistisches Screening auf Vorhofflimmern bei Patienten über 65 Jahren mit Diabetes und auch bei jüngeren Patienten, insbesondere wenn andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck vorhanden sind. Des Weiteren wird empfohlen, bei allen Patienten mit Diabetes regelmäßig den Blutdruck zu messen, um Bluthochdruck zu erkennen und zu behandeln und das kardiovaskuläre Risiko zu senken.
In den Leitlinien wird anerkannt, dass Diabetes bei Frauen ein größerer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als bei Männern. Sie legen daher eine stärkere Beteiligung von Frauen an klinischen Studien und Anstrengungen nahe, um sicherzustellen, dass Frauen bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes die gleichen Chancen in der Gesundheitsversorgung erhalten.
Endokarditis
Die neuen ESC-Leitlinien 2023 zur infektiösen Endokarditis betonen die Bedeutung der Prävention und der frühzeitigen Erkennung dieser Erkrankung bei bestimmten Patienten, z. B. bei Patienten mit Herzklappenerkrankungen und angeborenen Herzanomalien oder bei Patienten, die einen Herzschrittmacher benötigen.
Ein erhöhtes Risiko besteht bei Patientinnen und Patienten, die bereits früher an infektiöser Endokarditis erkrankt sind, bei Patienten mit Herzklappenprothesen, angeborenen Herzfehlern oder linksventrikulären Hilfsgeräten. Bei diesen Betroffenen wird eine Antibiotikaprophylaxe vor oralen oder zahnärztlichen Eingriffen empfohlen. Bei anderen Patienten, wie z. B. Patienten mit Herzschrittmachern, schweren Herzklappenerkrankungen, angeborenen Herzklappenanomalien und hypertropher Kardiomyopathie, sollte die Antibiotikaprophylaxe individuell abgewogen werden. Bei Personen mit geringem Risiko ist eine Antibiotikaprophylaxe nicht erforderlich.
Die Leitlinien empfehlen auch Präventivmaßnahmen wie eine gute Mund- und Hauthygiene - zweimal tägliches Zähneputzen, professionelle Zahnreinigung und die Behandlung chronischer Hauterkrankungen. Piercings und Tattoos werden nicht empfohlen.
Die Empfehlungen betreffen außerdem die Diagnose, die Behandlung und das Management von Komplikationen. Die Diagnose stützt sich auf den klinischen Verdacht, Blutkulturen und bildgebende Verfahren. Die Echokardiographie ist dabei das bildgebende Verfahren der ersten Wahl, aber es gibt auch neue Empfehlungen für den Einsatz von Computertomographie, Kernspintomographie und Magnetresonanztomographie.
Die Behandlung zielt darauf ab, die Infektion zu heilen und die Funktion der Herzklappe zu erhalten. In den Leitlinien werden geeignete Antibiotika als Haupttherapie empfohlen, wobei die Dauer der Behandlung vom Schweregrad der Infektion abhängt. Eine Operation ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz oder unkontrollierter Infektion angezeigt. Eine weitere Empfehlung lautet, bei einem durch Embolie verursachten ischämischen Schlaganfall eine Herzklappenoperation durchzuführen, bei einem hämorrhagischen Schlaganfall jedoch, die Operation aufzuschieben.
Die neuen Leitlinien widmen einen Abschnitt der patientenzentrierten Versorgung und der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Es wird anerkannt, dass die infektiöse Endokarditis eine potenziell verheerende Erkrankung sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht darstellt, und es wird betont, wie wichtig es ist, die Patienten in das eigene Gesundheitsmanagement einzubeziehen.
- Press release. First ESC Guidelines covering all acute coronary syndromes published today. ESC Press Office. 25 Aug 2023.
- Press release. Focused update of ESC Heart Failure Guidelines published today. ESC Press Office. 25 Aug 2023.
- Press release. First international guidelines on heart muscle diseases published today. ESC Press Office. 25 Aug 2023.
- Press release. Recommendations to reduce cardiovascular risk in patients with diabetes published today. 25 Aug 2023.
- Press release. Patients urged to be vigilant about cardiac infections. ESC Press Office. 25 Aug 2023.