Systemtherapie der atopischen Dermatitis in der Praxis Logo of esanum https://www.esanum.de

Systemtherapie der atopischen Dermatitis im Praxisalltag: wie navigieren?

Die Versorgung von Menschen mit atopischer Dermatitis stellt das tägliche Brot vieler Dermatologen in Deutschland dar. Doch gerade, wenn es zu einer systemischen Therapie kommt, sind viele Niedergelassene unsicher, wie sie durch dieses Terrain navigieren.

Do´s und Don´ts der systemischen AD-Therapie

Atopische Dermatitis – das kann doch auch der Hausarzt?

Ja und Nein. Viele Fälle der atopischen Dermatitis können tatsächlich in der hausärztlichen Praxis versorgt werden. Das gilt allerdings hauptsächlich für die leichteren Fälle, bei denen eine topische Applikation eines Medikamentes ausreicht. Alle komplizierteren Verläufe sollten von einer Fachärztin oder einem Facharzt behandelt werden. Insbesondere im Hinblick auf eine mögliche systemische Therapie sollte daher die Überweisung zum Dermatologen rechtzeitig erwogen werden. 

Die Dokumentation in der Praxis: ein leidliches Thema?

Dass in der Medizin viel Zeit mit Dokumentation verbracht wird, ist schon lange Realität. Viele Ärzte finden diesen Teil der Arbeit unangenehm, langweilig und zeitintensiv. Doch sollte diese Tätigkeit auf keinen Fall vernachlässigt werden. Eine ausführliche Dokumentation der klinischen Präsentation des Betroffenen, der Anamnese, Therapieziele und des Behandlungsverlaufes sind immens wichtig. Nicht nur in Bezug auf eine Erstattung systemischer Therapien für diejenigen, bei denen dieses Vorgehen indiziert ist. Auch in Bezug auf mögliche Fallprüfungen oder Regressansprüche zu einem späteren Zeitpunkt ist eine solide schriftliche Darstellung des Falles unumgänglich. Die Dokumentation sollte so sein, dass ein fachkundiger Unbeteiligter, wie beispielsweise ein Gutachter, ohne weitere Kenntnis des Erkrankten nachvollziehen kann, dass die getroffene Therapieentscheidung richtig und sinnvoll war. 

An den Leitlinien orientieren

Wie bei den meisten chronischen Erkrankungen gibt es auch eine Leitlinie für die atopische Dermatitis. Diese beinhaltet nun auch Checklisten, die unbedingt genutzt werden sollten. So kann eine auf den neuesten Erkenntnissen beruhende Therapieentscheidung getroffen werden. Die ausgefüllten Checklisten sollten ebenso wie die Chargendokumentation bei systemischen Therapeutika der Krankenakte zugefügt werden.

So viel Arbeit für so wenig Geld?

Insbesondere bei gesetzlich Versicherten ist die Vergütung pro Quartal eher überschaubar. Doch sind fast die Hälfte aller deutschen Krankenversicherten durch spezifische Verträge wie DermaOne und DermAktiv abgedeckt. So kann die Vergütung um etwa 70 Euro pro Quartal gesteigert werden. 

Diese Verträge bieten darüber hinaus ein Ampelsystem: Für die AD können die meisten gängigen Systemika im Rahmen dieser Verträge verordnet werden. Zu Regressforderungen kommt es so nicht. 

Fazit für die Praxis

Die systemische Behandlung der atopischen Dermatitis sollte durch Fachärztinnen und Fachärzte durchgeführt werden. Eine lückenlose Dokumentation ist essenziell sowohl für die kontinuierliche Behandlung als auch für zukünftige Nachfragen oder Fallprüfungen. Bei der Behandlung gesetzlich Versicherter ist die Einbeziehung der Spezialverträge sinnvoll.

Quelle:
von Kiedrowski, Ralph, Dr. med., Dermatologische Spezialpraxis Selters, Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie 2024, Update: Systemtherapie des atopischen Ekzems, Systemtherapie in der Praxis: Do´s and Don´ts, 11.7.2024