Feuerwerk an Silvester: Wie sieht es in den Notaufnahmen aus? Logo of esanum https://www.esanum.de

Zeit für Silvester-Feuerwerk – was bedeutet das für die Notaufnahmen?

Der Jahreswechsel steht an und damit auch zahlreiche private Feuerwerke. Doch diese können böse enden, sei es mit schwerwiegenden Augenschäden oder gefährlichen Handverletzungen.

Augenverletzungen und gefährliche Unfälle durch Feuerwerkskörper

Die DOG (Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft) berichtet von über 500 feuerwerksassoziierten Augenverletzungen Silvester 2019/2020 in deutschen Kliniken. Besonders tragisch – vor allem unbeteiligte Zuschauer oder Passanten sind von Verletzungen betroffen, die teils zu bleibenden Schäden führen. Aus diesem Grund begrüßte die DOG 2020 in einer offiziellen Pressemitteilung das Verkaufsverbot von Böllern und Raketen, das im Zuge der Coronapandemie erlassen wurde.

Auch die DGOU (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie) sprach sich für das Verbot 2020 und 2021 zur Entlastung der Kliniken aus.2 Schon zuvor wurde für einen verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerk geworben, um Verletzungen wie Verbrennungen bis hin zu traumatischen Amputationen zu vermeiden. 

Verantwortungsvoller Umgang mit Feuerwerk: 

Wer behandelt die Patienten?

Sollte es doch zu Verletzungen kommen, landen die Patienten meist in der Notaufnahme. Doch oft geht es nicht ohne Experten. Bei Handverletzungen ist beispielsweise der Handchirurg gefragt. Durch mikrochirurgische Eingriffe sind heutzutage auch bei schweren Verletzungen Rekonstruktionen oder eine Funktionswiederherstellung möglich. Werden die Verletzungen nicht fachgerecht behandelt, können irreparable Schäden entstehen, die langfristig Grob- und Feinmotorik beeinträchtigen können.

Rückgang von Feuerwerksverletzungen durch Verkaufsverbot?

Verlässliche Statistiken, inwieweit das Feuerwerksverbot zu einem Verletzungsrückgang geführt hat, finden sich leider nicht. Laut einer Hochrechnung der Krankenkasse Barmer haben sich die durch Silvesterfeiern hervorgerufenen Krankenhausaufenthalte in der Silvesternacht von 2019/2020 (6200 Fälle) zu 2020/2021 (3800 Fälle) um 40 % reduziert. Als Aufnahmegründe zählten hier neben traumatischen Feuerwerksverletzungen unter anderem auch Alkoholintoxikationen. Das Behandeln alkoholisierter Patienten war hierbei zahlenmäßig führend.4

Das UKB berichtet als Traumazentrum der Maximalversorgung in der Hauptstadt von gut 20 verletzten Patienten pro Silvesternacht durch Feuerwerkskörper vor Covid-19 (2018).5 Am 01. Januar 2021 gab das Krankenhaus über Twitter an, quantitativ weniger, aber qualitativ gleichwertige Verletzungen behandelt zu haben. In der Silvesternacht 2020/2021 seien dies acht Schwerverletzte gewesen, welche durch Handchirurgen operiert werden mussten.6 Als Bilanz für die Silvesternacht 2021/2022 gab das UKB 15 sprengkörperassoziierte Verletzungen an.7

Fazit: Neues Jahr, neues Glück

Wie viele Verletzte durch den erneuten Verkauf von Feuerwerk zur Silvesternacht zum Jahreswechsel 2023/2024 den Weg in die Notaufnahmen suchen werden, gilt abzuwarten. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Jahr an einen verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerk gehalten wird und die von Personalmangel gebeutelten Krankenhäuser möglichst wenige "Feuerwerksopfer" behandeln müssen. Denn aufgrund der aktuellen Welle von Atemwegserkrankungen ist der Krankenstand so hoch wie noch nie – und das bundesweit. Dies hat auch enorme Auswirkungen auf die Kapazität von Kliniken. Nicht nur sind zahlreiche Intensivbetten belegt, auch medizinische Fachkräfte können den Personalmangel aufgrund von Krankheitsausfällen kaum mehr stemmen. Daher melden sich momentan zahlreiche Notaufnahmen ab, elektive Operationen werden verschoben.8

Quellen:
  1. https://www.dog.org/wp-content/uploads/2020/01/PM-Feuerwerk_Dezember_2020_F.pdf
  2. https://www.handexperten.com/aktionen/silvester-ohne-handverletzungen/
  3. https://www.handexperten.com/fileadmin/Downloads/Flyer_Silvester.pdf
  4. https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/silvesterunfaelle-corona-1059510
  5. https://twitter.com/ukbberlin/status/947724364560125952
  6. https://twitter.com/ukbberlin/status/1344872642428473344
  7. https://twitter.com/ukbberlin/status/1477161701153910789
  8. https://www.dpa-news.de/mediaobject.jsf?moid=76367178&nh=fcw9wi.0