Stillen oder nicht? Was für Frauen mit HIV gilt Logo of esanum https://www.esanum.de

Brust oder Fläschchen? Sorge um die Babys von Müttern mit HIV

Sollen Mütter mit HIV ihre Babys stillen oder lieber darauf verzichten? Dort, wo es an sauberem Trinkwasser oder auch an Babynahrung fehlt, gilt klar: Stillen ist das Beste.

Interview mit Diplom-Psychologin Ulrike Sonnenberg-Schwan

Was ist wichtig zum Stillen trotz HIV?

Breast is Best – Gilt das nicht immer?

Bei der Internationalen Aids-Konferenz 2022 Anfang August im kanadischen Montreal haben Expertinnen und Experten aus aller Welt die Ergebnisse ihrer Forschungen und Erfahrungen ausgetauscht. In einer Session mit dem programmatischen Titel "Breast is Best" zeigten die Vorträge, dass mit dem Stillen nur sehr geringe Risiken für die Babys von Müttern mit HIV verbunden sind.

Eine kritische Überlegung besteht dennoch darin, dass es beim Stillen zur Übertragung von HI-Viren durch die Muttermilch kommen könnte. Das könnte insbesondere dann passieren, wenn die antiretrovirale Therapie (ART) der Mütter nicht dafür sorgt, dass die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt. Wenn dann beispielsweise eine Brustentzündung dazu kommt, steigt das Risiko einer Ansteckung.

Die zweite kritische Sorge gilt den Medikamenten der ART, die möglicherweise zu hoch dosiert und damit toxisch für das Baby sein könnten. Denn das Kind hat bereits während der Schwangerschaft die mütterlichen Medikamente über den Blutkreislauf empfangen. Zudem erhalten Kinder von Müttern mit HIV im Rahmen einer neonatologischen Behandlung eine eigene ART. Wenn dann noch Medikamente aus der Muttermilch hinzukommen, sind die Folgen unklar.

Daher sollte, so die Expertin Ulrike Sonnenberg-Schwan, immer intensiv mit den Müttern gesprochen werden. Als ideal gelten aufgeklärte, gemeinsame Entscheidungen, die sowohl den Bedürfnissen der Mütter als auch der Gesundheit der Kinder dienen.

Kurzbiografie von Diplom-Psychologin Ulrike Sonnenberg-Schwan

Ulrike Sonnenberg-Schwan ist Diplom-Psychologin in München. Als Sprecherin der Arbeitsgruppe "All Around Women Special" in der Deutschen Aids-Gesellschaft (DAIG) ist sie Expertin für alle Fragen rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt bei Frauen mit HIV. Sie gehört außerdem dem Fachbeirat der GSSG –Gemeinnützige Stiftung Sexualität und Gesundheit an, wo sie u. a. das frauenspezifische SHE-Programm berät.

Weitere Beiträge finden Sie auf unserer Kongress-Seite zur AIDS 2022 - The 24th International AIDS Conference.

Über Neuigkeiten zu HIV und anderen Infektionskrankheiten sprachen auch die Referenten beim STI-Kongress 2022. Hier finden Sie die Berichterstattung zum STI-Kongress 2022.