Die WHO-Empfehlung, dass HIV-positive Mütter nicht stillen sollen, veranlasst Betroffene oftmals dazu, heimlich zu stillen. Grundlage der WHO-Guideline ist die Gefahr, den Säugling über die Muttermilch mit HIV zu infizieren. Neueste Untersuchungen legen jedoch nahe, dass die Übertragungsrate äußerst gering ist, wenn die Mutter Undetektierbarkeit erreicht hat.
In Australien sind mit Hilfe von Patientenverbänden neue Empfehlungen erarbeitet worden. Hieraus geht hervor, dass Stillen eine gangbare Option sein kann, wenn die Mutter zuverlässig ihre antiretrovirale Therapie (ART) eingenommen hat, das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar ist und Vorkehrungen getroffen wurden, um eine Ansteckung des Kindes zu vermeiden.
In Australien wurde eine Studie durchgeführt, in der HIV-positive Mütter unter antiretroviraler Therapie, bei denen das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar war, ihre Kinder stillten. 0,3 % der gestillten Kinder infizierten sich dabei mit dem HI-Virus. Die Forscher betonen, dass nicht alle teilnehmenden Mütter auch zuverlässig ihre Medikation einnahmen.
Das Stillen kann unter gegebenen Umständen auch für HIV-positive Mütter eine Option darstellen. Insbesondere dann, wenn das Virus durch ART nicht mehr nachweisbar ist. Jedoch lässt sich eine Übertragung auf das Kind nicht vollständig ausschließen. Die Datenlage gibt einen Denkanstoß, der in der Zukunft gegebenenfalls zu einer Änderung der WHO-Empfehlungen führen könnte. Aktuell gilt die Flaschennahrung als sicherste Option für HIV-positive Mütter von Säuglingen.
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Über Neuigkeiten zu HIV und anderen Infektionskrankheiten sprachen auch die Referenten beim STI-Kongress 2022. Hier finden Sie die Berichterstattung zum STI-Kongress 2022.
Quelle:
Session: Breast is best? Making infant feeding options available for all women living with HIV. Heather ELLIS, Positive Women Victoria, Australia, Changing the guidelines, AIDS 2022, 31.7.2022.