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Ein buntes Bild: Dermatosen im männlichen Intimbereich

Wenn Männer beim Arzt "die Hose runterlassen", ist der Leidensdruck groß. Bei Hauterkrankungen an Penis oder Skrotum lohnt es sich, genau hinzusehen.

Hauterkrankungen des männlichen Intimbereichs

Wie äußern sich Dermatosen im männlichen Intimbereich?

Um bei den vielfältigen klinischen Erscheinungsformen am männlichen Genital den Überblick zu bewahren, hilft ein genauer Blick, eine gründliche Anamnese sowie ein systematisches Vorgehen bei der weiteren Abklärung. Nähert man sich dem Befund zunächst rein deskriptiv über die sichtbaren Hautveränderungen, lassen sich folgende Primäreffloreszenzen unterscheiden:

Erytheme oder Papeln: Was steckt dahinter?

Hinter Erythemen im männlichen Intimbereich können sich Infektionen z.B. mit Candida oder Corynebakterien verbergen, die sich in intertriginösen Bereichen besonders gern festsetzen. Sehr häufig an der Glans penis ist außerdem eine Balanitis, die sich in Form glänzender, hellroter Erytheme darstellt und meist mit allgemeinen Hygienemaßnahmen gut zu behandeln ist. Ganz anders die penile intraepitheliale Neoplasie (PIN), ein Carcinoma in situ, das scharf begrenzte Erytheme und Plaques an der Glans penis, den Präputialblättern oder am Penisschaft ausbildet. Sie wird meist mit topischem Imiquimoid, elektrokaustischer Ablation oder Laser behandelt.

Zur Gruppe der Erkrankungen mit erythematösen Papeln und teils auch Schuppung gehört u.a. der Lichen planus, eine relativ häufige Hautkrankheit, die sich am gesamten Integument manifestiert. Erythematöse Papeln an Penisschaft und Glans penis sind darüber hinaus auch pathognomonisch für Skabies.

Weiter geht es mit hautfarbenen Papeln bis Knötchen unterschiedlicher Form und Größe. Sie finden sich z.B. bei den HPV-bedingten Condylomata acuminata, aber auch bei den Condylomata lata der Syphilis. Daneben bilden Dellwaren Papeln mit – wie der Name schon sagt – zentraler Delle aus. Sie treten oft im Kindesalter auf, aber vermehrt auch bei jungen Erwachsenen. Häufig stellen sich besorgte Patienten zudem mit sogenannten Hirsuties papillaris coronae glandis vor. Diese filiformen bis warzenartigen Gebilde am proximalen Rand der Glans penis sind kleine Angiofibrome ohne Krankheitswert. Auf Wunsch ist eine Kryotherapie, Elektrokauterisation oder Laserabtragung möglich, aber nicht notwendig.

Blasen oder Ulzera: Was steckt dahinter?

Blasen können allergisch bedingt sein oder durch eine Infektion, etwa mit Herpesviren, hervorgerufen werden. Hier sind die Blasen allerdings so fragil, dass bei der Untersuchung oft nur noch Erosionen erkennbar sind. Kommen Schmerzen, Brennen und eventuell Prodomalsymptome hinzu, ist die Diagnose jedoch schnell gestellt. Auch eine bullöse Erkrankung wie das bullöses Pemphigoid und Pemphigus vulgaris kommt im Genitalbereich infrage. Bei Blasenbildung sollte außerdem immer eine gründliche Medikamentenanamnese erfolgen. Der Genitalbereich ist eine Prädilektionsstelle für immunologische Reaktionen auf Arzneimittel.

Und schließlich Erosionen und Ulzera. Sie weisen in der Regel auf eine Geschlechtskrankheit hin, allen voran die Syphilis. Der klassische Primäraffekt zeigt sich als schmerzloses Ulcus an Penis, Skrotum oder Anus, begleitet von Lymphknotenschellungen. Mit Abstrichpräparaten aus den Ulzerationen und serologischen Untersuchungen gelangt man zur richtigen Diagnose. Therapie der Wahl ist in allen Stadien der Erkrankung Penicillin.

Fazit für die Praxis

Dermatosen im männlichen Intimbereich bieten ein buntes klinisches Bild. Wichtig ist eine genaue klinische Untersuchung, bei der zunächst die sichtbaren Primär- und Sekundäreffloreszenzen ermittelt werden. Zusammen mit einer gründlichen Anamnese und Ganzkörperinspektion lassen sich die möglichen Differenzialdiagnosen damit immer weiter eingrenzen. Eine fundierte Diagnostik und spezifische Therapie ist einer bloßen kalkulierten Antibiose unbedingt vorzuziehen.

Quelle:
  • Pumnea T. Hauterkrankungen des männlichen Intimbereichs. Häufige Dermatosen infektiöser, entzündlicher und neoplastischer Genese. hautnah dermatologie 2023; 39 (6): 40-48.