Viszerale Adipositas steigert kardiovaskuläres Risiko Logo of esanum https://www.esanum.de

Hochpathogenes Fettgewebe erhöht kardiovaskuläres Risiko

Die viszerale Adipositas kann Vorreiter für eine Insulinresistenz, Hypertonie, Diabetes und weitere Erkrankungen sein. Aber Achtung: Fettgewebe ist nicht gleich Fettgewebe.

Die viszerale Adipositas bereitet den Mortalitäts-Spitzenreitern den Weg

Das metabolische Syndrom ist mit der viszeralen Adipositas assoziiert. Es umfasst neben der metabolisch bedingten Fettlebererkrankung (MAFLD), die Insulinresistenz, Dyslipidämie, Hypertonie, inflammatorische Prozesse sowie Diabetes mellitus. Zu den Folgen des metabolischen Syndroms zählen Atherosklerose, orthopädische Komplikationen, Herzinsuffizienz, onkologische Erkrankungen sowie Schlafapnoe.1

Fettgewebe ist nicht gleich Fettgewebe

"Fettgewebe per se ist nichts Böses."

- Prof. Dr. med. Thomas Forst

In seinem Vortrag betonte Forst, dass das gesunde Fettgewebe wichtig für die Insulinsensitivität sei. Hier spielen vor allem die antiinflammatorischen Interleukine IL-4 und IL-10 sowie M2-Makrophagen eine Rolle. Bei positiver Energiebilanz kann es jedoch zu einer Zunahme von hochpathogenem Fettgewebe – vor allem an ektopen Bereichen wie der Leber, dem Herzen und dem Pankreas  – kommen. In diesem hochpathogenen Fettgewebe herrschen M1-Makrophagen vor. Über die Ausschüttung von IL-1β, IL-6, TNF kommt es schlussendlich über die Ser-Phosphorylierung von IRS-1 zu einer Insulinresistenz.1

Adipozytokine führen nach Bindung an den Insulinrezeptor zu einem pathologischen Wechsel der Signalkaskade 

Der Insulinrezeptor befindet sich auf der Zelloberfläche unterschiedlicher Gewebe. Zu diesen zählen auch u.a. die Skelettmuskulatur, die Leber und das Fettgewebe. Über diesen Rezeptor können unter physiologischen Bedingungen metabolische und vaskuläre Effekte in Gang gesetzt werden. Im Bereich des Fettgewebes und der Leber führt Insulin über Bindung an den Insulinrezeptor zu einer Zunahme der Glykolyse sowie zu einer Hemmung der Gluconeogenese und der Glykogenolyse. Auch die Lipolyse korreliert mit dem Blutzuckerspiegel – Insulin hemmt bekanntlich die Lipolyse. Über AKT/PI3K und GLUT4 kommt es nach Bindung von Insulin an seinen Rezeptor zu einer Glukoseaufnahme. Insulin ist auch ein äußerst potenter Vasodilatator: Im Bereich der Endothelzellen wird NO freigesetzt. Dies wiederum führt über die Vasodilatation zu einer Blutdrucksenkung und Vasoprotektion. 

Anders sieht es jedoch aus bei Adipositas. Die positiven Effekte des Insulins – die Antiatherogenität und die Blutzuckersenkung – werden bei Adipositas durch negative Effekte ersetzt. Eine Zunahme an hochpathogenem Fettgewebe führt jedoch zur Ausschüttung von Adipozytokinen. Hierdurch werden die über AKT/PI3K induzierten Signalkaskaden gehemmt und es kommt zu einer Insulinresistenz. Auf reflektorischem Weg folgt hierauf die Hyperinsulinämie

Dies führt zu einem verhängnisvollen Wechsel der über den Insulinrezeptor ausgelösten Signalkaskaden durch Insulin: Über ERK/MAK kommt es zu mitogenen Effekten. Der Wegfall des vasodilatatorischen NO bei Insulinresistenz resultiert in einer Vasokonstriktion (über Endothelin). Die endotheliale Dysfunktion bei Insulinresistenz ist somit Wegbereiter für nachfolgende mikro- und makrovaskuläre Komplikationen.1

Eine Leberverfettung birgt kardiovaskuläre Risiken

Bei Vorliegen einer Leberverfettung können chronische Entzündungsprozesse (Erhöhung von: CRP, IL-6, TNF-alpha, Akute-Phase-Proteine) in Gang gesetzt werden: Der Anstieg des Fibrinogens, des Faktor VII und PAI resultiert in einer Hyperkoagulation. Die Zunahme von Triglyzeriden und des small dense LDL Cholesterins bei gleichzeitiger Abnahme des HDL begünstigt eine atherogene Lipidkonstellation. Die Leberverfettung kann so - neben der potentiellen Insulinresistenz und Hyperglykämie bei Adipositas - das Risiko für Apoplex und Myokardinfarkt (über die Atherosklerose) erhöhen. Die Zeit der LDL-Exposition korreliert mit dem kumulativen Myokardinfarkt-Risiko. Dieses kann durch eine Statin-Therapie gesenkt werden.1

Fazit für die Praxis: LDL möglichst früh senken

Referenzen:
  1. Forst, Thomas, Prof. Dr. med., Prädiabetes und kardiovaskuläres Risiko, Kardiovaskuläre Prävention – Bevor es zu spät ist, Diabetes Herbsttagung 2023 in Berlin, 17:00 Uhr, 17. November 2023. 

Diabetes Herbsttagung 2023: Appetit auf Gesundheit

Die Diabetes Herbsttagung findet vom 17. bis zum 18. November in Leipzig statt und legt den Fokus auf die Verbindung zwischen Diabetes und Ernährung. Die Veranstalter Deutsche Diabetes Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin stellen mit ihrem Programm die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise in den Mittelpunkt. esanum berichtet von der DDG Herbsttagung. Hier finden Sie die aktuelle Berichterstattung.