Arbeitsüberlastung, nicht mehr angemessene Honorierung, zeitfressende Bürokratie und eine dysfunktionale Digitalisierung sorgen unter Vertragsärzten für zunehmenden Missmut mit ihren Arbeitsbedingungen. Die Folge: Gut 60 Prozent der niedergelassenen Mediziner denken daran, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszuscheiden. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, an der zwischen dem 19. Oktober und dem 4. Dezember insgesamt 31.739 Ärzte und Psychotherapeuten teilgenommen hatten. Die Auswertung der gesamten Umfrage finden Sie hier:
Umfrage offenbart massive Unzufriedenheit bei Vertragsärzten
Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Quartalen 2023 ein Defizit von rund Ursächlich dafür ist, dass die Kassen in den ersten neun Monaten 1,9 Milliarden Euro aus ihren Finanzreserven an den Gesundheitsfonds abführen mussten. Stand Ende September beliefen sich diese Reserven noch auf 9,3 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds, der am Jahresanfang noch eine Reserve von 12 Milliarden Euro hatte, verbuchte ein Defizit von 6,9 Milliarden Euro. Der Verlust wird am Jahresende durch Verbeitragung von Sonderzahlungen teilweise kompensiert. Allerdings löste der Gesundheitsfonds nach den Regeln des GKVFinG ebenfalls Reserven auf.
Die Ausgaben der Kassen einschließlich Verwaltung stiegen in den ersten neun Monaten um 4,9 Prozent auf 228,1 Milliarden Euro. Inzwischen schlägt die Inflation auch auf die Vergütung von Leistungen durch. Äußerst dynamisch verläuft dabei die Kostenentwicklung für den größten Ausgabenblock, die stationäre Versorgung, mit plus 6,9 Prozent. Dabei steigen auch die Fallzahlen wieder. Größter Kostentreiber ist der Aufwand für das Pflegepersonal, der von den Kassen voll refinanziert werden muss. Auffällig ist ferner ein starker Anstieg der Kosten für die stationäre psychiatrische Versorgung mit fast 14 Prozent.
Weitere überproportional steigende Leistungsausgaben: Schutzimpfungen plus 15,9 Prozent, häusliche Krankenpflege plus 12,9 Prozent, Vorsorge-und Reha-Leistungen plus 9,6 Prozent.
Die Ausgaben für die vertragsärztliche Versorgung wuchsen dagegen nur im 1,1 Prozent. Dabei handelt es sich allerdings noch um eine Schätzung, weil nicht alle Abrechnungsdaten vorliegen. Gleichwohl wird der Zuwachs deutlich unter dem Durchschnitt bleiben, weil als Folge des GKVFinG die Neupatientenregelung nach dem TSVG entfallen ist und somit den Ärzten ab diesem Jahr erhebliche Honorareinbußen entstanden sind.
Das Bundesgesundheitsministerium will die Öffentlichkeit im nächsten Jahr mit einem Aufwand von rund vier Millionen Euro vom medizinischen Nutzen der ePA überzeugen. Die Informationskampagne sei notwendig, weil GKV-Versicherte ein Recht haben, einer Nutzung der elektronischen Patientenakte zu widersprechen, erklärte die zuständige BMG-Abteilungsleiterin Susanne Ozegowski bei der Bitkom in Berlin. Für Werbung in Publikumsmedien ist dies ein relativ geringer Betrag. Zum Vergleich: die Info-Kampagne während der Pandemie kostete allein 2021 145 Millionen Euro. Die ePA soll ab 2025 flächendeckend eingeführt werden; bis Ende des Jahres sollen dann bis zu 80 Prozent der Versicherten die Karte nutzen. Gegenwärtig sind es nur rund 900.000 laut gematik.
Chronisch kranke Patienten und pflegebedürftige Menschen werden nach Analysen des Barmer-Pflegereports zu häufig ins Krankenhaus eingewiesen. 1,3 Millionen Krankenhausfällt wären potentiell vermeidbar, wenn insbesondere pflegebedürftige Menschen intensiver und besser zwischen verschiedenen Berufsgruppen ambulant versorgt würden. Darüber hinaus bleiben pflegebedürftige Patienten länger als der Durchschnitt im Krankenhaus, unter anderem, weil es an ambulanten Kurzzeitpflegeangeboten mangelt.
Zwischen 2002 und 2022 ist die Zahl der medizinischen Rehabilitationen um 14,1 Prozent auf nunmehr 1.080.000 gestiegen, wie aus Daten der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht. Die meisten Reha-Leistungen entfallen auf orthopädische (391.700) und psychische Erkrankungen (217.500). Die Rentenversicherung erklärt dies vor allem mit dem demografischen Wandel, durch den die Babyboomer-Generation ein höheres Alter erreicht hat. Zudem steigt auch die Zahl der Menschen, die länger arbeiten.