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Wochenrückblick Gesundheitspolitik: Mehr Patientensicherheit: vdek startet anonyme Plattform

Das neue Internetportal für mehr Patientensicherheit ermöglicht nun digital anonyme Berichte. Während der Spitzenverband der Fachärzte einen Dialog zur Vergütungsstruktur führt, wird die Veröffentlichung des neuen MFA-Tarifs verschoben.

vdek startet Internetportal mehr-patientensicherheit.de

Der Verband der Ersatzkassen und seine Mitgliedskassen haben am Donnerstag den Startschuss für das neue Internetportal www.mehr-patientensicherheit.de gegeben. Damit bekommen alle Patienten in Deutschland die Möglichkeit, auf dieser Plattform über kritische Ereignisse, aber auch über positive Erfahrungen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung anonym und strukturiert zu berichten. Entwickelt wurde das System von der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit unter der Leitung des Arztes Dr. Marcus Rall. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Es baut auf dem seit langem international anerkannten Modell für Lern- und Berichtssysteme "Critical Incident Reporting System (CIRS)" auf, das im Krankenhausbereich als wichtiger Teil des Risiko- und Qualitätsmanagements etabliert ist. Mit dem neuen Portal wird erstmals auch Patienten die Möglichkeit gegeben, ihre Erfahrungen in der ambulanten und stationären Medizinversorgung und der Pflege einzubringen. Die Berichte werden von Experten der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit analysiert und erst dann anonymisiert veröffentlicht. Ferner werden Handlungsempfehlungen zur Erhöhung der Patientensicherheit daraus abgeleitet. Auch Einrichtungen wie der Gemeinsame Bundesausschuss, die Bundesärztekammer sowie Hersteller von Medizinprodukten werden über die Ergebnisse informiert. 

SpiFa: Konstruktiver Dialog mit Lauterbach

Den auf dem ambulanten Krisengipfel im Januar vereinbarten Dialog über die Fortentwicklung der fachärztlichen Vergütung und insbesondere die Aufhebung der Budgetierung sieht der Spitzenverband der Fachärzte nach den ersten am Mittwoch begonnenen konkreten Gesprächen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und der Fachebene des Ministeriums auf einem "konstruktiven" Weg. Nach Angaben des SpiFa-Vorsitzenden Dr. Dirk Heinrich habe der Verband seine Vorschläge vorstellen und sowohl mit dem Minister und als auch mit der Fachebene diskutieren können. Lauterbach habe zugesagt, dass zeitnah eine positive Veränderung der fachärztlichen Vergütungsstruktur erfolgen solle, insbesondere auch zur Verbesserung der Terminlage in Facharztpraxen. "Das stimmt uns hoffnungsvoll", so Heinrich. 

MFA-Tarif: Erklärungsfrist verlängert

Die in der letzten Verhandlungsrunde vereinbarte Erklärungsfrist und damit auch die Veröffentlichung der konkreten Ergebnisse eines neuen ab März geltenden Gehaltstarifs für Medizinische Fachangestellte ist am Freitag auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen /MFA auf den kommenden Dienstag verschoben worden. Aus Sicht der Arbeitgeber sind Details noch klärungsbedürftig. Erstmals in der Geschichte um einen neuen Tarifvertrag waren die – äußerst zähen – Verhandlungen von einem Warnstreik begleitet worden. 

Offenbar breitet sich unter MFA erheblicher Frust, nicht nur über das Gehaltsniveau, aus. Laut einer Studie der Hochschule Fresenius in München, in deren Rahmen bundesweit 1.205 MFA zu ihren Arbeitsbedingungen befragt worden sind, klagen 83 Prozent über eine zu hohe Arbeitslast. Jede zweite MFA sagt, sie könne daher nicht mehr mit der erforderlichen Sorgfalt arbeiten. 70 Prozent fühlen sich wenig bis gar nicht angemessen wirtgeschätzt. Dies liege sowohl an zunehmender Ruppigkeit von Patienten als auch an zu geringer Anerkennung durch die Praxisinhaber. Zwei Drittel wünschen sich bessere Aufstiegschancen. 80 Prozent spielen mit dem Gedanken, ihren Beruf aufzugeben. 

Initiiert worden war die Studie von der Felix-Burda-Stiftung. Ärzte haben seit einiger Zeit zunehmend Probleme, freie MFA-Stellen zu besetzen. In Bayern etwa kommt auf zwei freie Stellen rechnerisch nur eine arbeitssuchende Fachkraft. Nicht zuletzt diese Umstände führen für Patienten zu verlängerten Wartezeiten. 

ePA: Ärzte kritisieren geplante Ausgestaltung

Bundesärztekammer, KBV, Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Deutsche Apothekerverband kritisieren sie Freigabe des Dokumentenpakets durch die gematik, womit die geplante Ausgestaltung der ePA festgelegt wird, die ab Anfang nächsten Jahres flächendeckend eingeführt werden soll. Begründet wird die Kritik damit, dass zu viele der von Leistungserbringern vorgebrachten Forderungen in dem Dokument nicht berücksichtigt worden seien. Es fehlten elementare Bestandteile, die für eine nutzenbringende Verwendung benötigt würden. Dazu zählten etwa eine Volltextsuche bei den Inhalten in der ePA, ein zentraler Virenscanner sowie eine Nachspezifikation des digitalen Medikationspasses. Das führe dazu, dass die Basisversion der ePA keinen ausreichenden Mehrwert schaffe. Schon die seit 2021 von den Kassen eingeführte ePA habe wegen mangelnden Nutzens keine Verbreitung gefunden. Dieser Fehler dürfe bei der "ePA für alle" nicht wiederholt werden, so Erik Bodendiek, Co-Vorsitzender des Ausschusses Digitalisierung der Bundesärztekammer. 

GKV-Spitzenverband: Erster Blankovertrag in der Heilmittelversorgung

Zum 1. April tritt ein neuer Vertrag zwischen Ergotherapeuten und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung in Kraft, der erstmals eine Blankoverordnung ermöglicht. Diese Verordnung wird von Ärzten nur mit einer Diagnose ausgestellt, über das konkrete Heilmittel und die notwendige Behandlungsfrequenz entscheiden die Ergotherapeuten dann selbstständig. Das soll eine individuellere und bedarfsgerechte Therapie ermöglichen. Betroffen sind die Diagnosegruppen wahnhafte und affektive Störungen (PS 3), Erkrankungen der Wirbelsäule, Gelenke und Extremitäten (SB1), demenzielle Syndrome (PS4). Das sind nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes rund 20 Prozent der ergotherapeutischen Versorgung.

Personalie

Lars Lindemann, FDP-Bundestagsabgeordneter, hat bei der Wahlwiederholung zum Bundestag am vorvergangenen Sonntag in Berlin sein Abgeordnetenmandat verloren. Die FDP büßte dabei ein Prozentpunkt ein und kam auf 8,1 Prozent der der Zweitstimmen; das reichte für ein Mandat auf dem Listenplatz 3 nicht mehr aus. Lindemann gehörte dem Bundestagsausschuss für Gesundheit an, dieser Sitz muss nun nachbesetzt werden. Von 2013 bis 2021 war der Rechtsanwalt Hauptgeschäftsführer des SpiFa und von 2009 bis 2013 schon einmal Mitglied des Bundestages.