Rund zwei Milliarden Menschen weltweit sind von Eisenmangel betroffen. Obwohl die Mangelerscheinung, falls diese unbehandelt bleibt, gravierende Folgen für die Gesundheit haben kann, scheuen viele Patienten den Weg in die Arztpraxis – oftmals, weil sie hinter den typischen Symptomen beispielsweise allgemeine Energielosigkeit oder Wintermüdigkeit vermuten. Höchste Zeit, die Patienten von ärztlicher Seite besser für Eisenmangel-Symptome zu sensibilisieren, finden DGK und DScK. "Unser Ziel ist es, betroffene Personen bei der Erkennung der Symptome zu unterstützen und die Versorgung von Patienten zu verbessern", sagt Dr. Thomas M. Helms, Vorstandsvorsitzender der DScK.
Prof. Dr. Michael Böhm, DGK, ergänzt, viele Menschen hätten auch Probleme damit, die Mangelerscheinung als Eisenmangel zu erkennen, weil die Liste der Symptome äußerst lang sei: Von Kopfschmerzen und Gedächtnisproblemen, über Müdigkeit, rissige Haut, beschleunigten Herzschlag, hin zu Impotenz bei Männern, seien die Anzeichen für Eisenmangel äußerst heterogen. "Weil es so viele verschiedene Symptome gibt, denken die meisten Menschen nicht in erster Linie an einen Eisenmangel. Deshalb raten wir dazu, sich regelmäßig, jedoch mindestens einmal im Jahr durch seinen Hausarzt oder seine Hausärztin darauf untersuchen zu lassen", merkt der DGK-Pressesprecher an.
In Richtung der Hausärzte empfiehlt Böhm auf esanum-Nachfrage:
"Hausärzte sollten bei jedem Patienten mit niedrigen Hämoglobinwerten und einer Anämie an Eisenmangel denken. Hier ist ein Eisenstatus bestehend aus Transferrinsättigung, Ferritin und Eisen im Labor durchzuführen. Bei chronischen Erkrankungen ist allerdings besonders wichtig, dass Eisenmangel bei Abgeschlagenheit, kognitiven Defiziten auch ohne Anämie auftreten kann. Am besten untersucht ist dies bei der chronischen Herzinsuffizienz. Hier wird vorgeschlagen, bei jedem herzinsuffizienten Patienten bei den regelhaften Vorstellungen einen Eisenmangel mit den o. g. Parametern abzuklären. Dann kann eine i.v.-Eisentherapie durchgeführt werden."
Besonders aufmerksam, so Böhm und Helm, sollte man bei Eisenmangel auch sein, da dieser ebenso auf versteckte Krankheiten, chronisches Zahnfleischbluten und innere Blutungen hinweisen könnte. Pro zwei Milliliter Blut, geben die Mediziner zu verstehen, gehe immerhin ein ganzes Milligramm Eisen verloren. Von frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln bei Verdacht auf Eisenmangel rät Helms jedoch dringlichst ab:
"Die Einnahme von Eisendragees sollte nur unter ärztlicher Anleitung erfolgen. Bei einem Übermaß an Eisen kann sich dieses in den Organen ablagern und sie schädigen."
Hausarztpraxen, gibt der DScK-Vorstandsvorsitzende in Richtung von Medizinern und Patienten zu verstehen, sollten immer die erste Anlaufstelle sein, um einen Eisenmangel abzuklären und auf therapeutische Optionen zu verweisen.
Die aktuell wichtigsten fachmedizinischen Erkenntnisse zum Thema Eisenmangel für Medizinerinnen und Mediziner fasst Prof. Böhm zusammen:
"Der wichtigste Punkt ist, dass ein Eisenmangel ohne Anämie auftreten kann und dies bei chronischen Erkrankungen, insbesondere bei der Herzinsuffizienz durch eine intravenöse Eisentherapie, die Leistungsbereitschaft wesentlich erhöht werden kann. Es gibt auch Daten darüber, dass die Hospitalisierungsraten reduziert werden. Ein zweiter wichtigster Punkt, der in der Öffentlichkeit nicht so bekannt ist, ist der Umstand, dass bei chronischem Eisenmangel bei chronischen Erkrankungen eine orale Eisensubstitution mit Tabletten nicht wirksam ist, da die Eisenspeicher sich hierüber nicht auffüllen lassen. Hier ist immer eine i.v.-Eisentherapie, die Eisen in höheren Dosen appliziert und das unter Umgehung der Resorptionsstörung tut, wirksam. Das ist noch nicht im Wissen der breiten Medizin verankert."