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Geriatrie: Neues Modell für ambulante Versorgung

Der Bundesverband Geriatrie hat Vorschläge unterbreitet, wie die medizinischen Herausforderungen des demografischen Wandels bewältigt werden können.

Kennzahlen für stationäre Akutversorgung und Reha

Als Zielgruppen sind dabei, so der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Dr. Dietrich Musolf, Menschen über 70 Jahre mit geriatrischer Multimorbidität und Hochbetagte über 80 Jahre definiert, die als besonders vulnerabel gelten. 

Für die stationäre Versorgung haben Spezialisten des Verbandes bundesweit einheitliche Kennzahlen als Anhaltspunkt für eine künftige Bedarfsplanung erarbeitet. Sie geht davon aus, dass stationäre geriatrische Akutversorgung und Rehabilitation flächendeckend und relativ wohnortnah angeboten werden soll; so sollte in dem Landkreis oder jeden kreisfreien Stadt eine Akutklinik für Geriatrie verfügbar sein.

Die vorgeschlagenen Planzahlen:

Für geriatrische Reha-Kliniken wird vorgeschlagen:

Für die Finanzierung von Leistungen in der stationären Akutversorgung sollen weiterhin Fallpauschalen angewendet werden; allerdings sollte dies ergänzt werden in Analogie zu "Besonderen Einrichtungen", etwa Palliativstationen nach Paragraf 17b Absatz 1 Satz 10 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes, um besonderen, jenseits der Fallpauschalen liegende Aufwände abzudecken. Die Leistungen geriatrischer Reha-Kliniken sollen weiterhin  über tagesgleiche Pflegesätze finanziert werden, die allerdings neu kalkuliert werden müssten. Derzeit sei die personalintensive geriatrische Reha unterfinanziert, so Musolf. 

Ambulante geriatrische Zentren mit umfassendem Leistungsangebot

Weiterreichende strukturelle Reformen schlägt der Verband für die ambulante geriatrische Versorgung vor. Die gegenwärtige Struktur sei zersplittert und regional sehr heterogen. Nebeneinander existieren Tageskliniken, ambulante geriatrische Rehabilitation, mobile geriatrische Reha sowie – im Bedarfsfall – geriatrische Institutsambulanzen an Krankenhäusern. Diese Einrichtungen, so Verbandsgeschäftsführer Dirk van den Heuvel, sollten in ambulanten geriatrischen Zentren zusammengeführt werden. Dies sei geeignet, innerhalb einer Einrichtung verschiedene Leistungen dem individuellen Bedarf entsprechend  zu kombinieren. 

Hausärzte sind und bleiben in diesem Konzept das Rückgrat für die Versorgung geriatrischer Patienten. Mit der Einführung des geriatrischen Basisassessments haben Hausärzte die Möglichkeit, den Status geriatrischer Patienten zu erfassen. Dazu sollten die ambulanten Geriatriezentren einen Geriatrieboard schaffen, dessen Mitglieder in Fallkonferenzen den Hausärzten beratend zur Seite stehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die ärztliche Leitung der Zentren einem entsprechend qualifizierten Geriater obliegt.

Ergänzende Dienstleistungen sind möglich

Optional könnten die Zentren weitere Aufgaben übernehmen. Beispielhaft werden genannt:

Die ambulanten Geriatriezentren sollten bundesweit flächendeckend etabliert sein und innerhalb einer Fahrzeit von 45 Minuten erreichbar sein. Unter dieser Annahme sollten 350 bis 450 Zentren perspektivisch etabliert werden. Organisatorisch kann ein solches Zentrum zu einer geriatrischen Klinik gehören; zumindest müsse mit einer solchen Klinik ein Kooperationsvertrag  geschlossen werden.  

Zur Finanzierung schlägt der Verband vor, im SGB V  eine Regelung analog zur Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung zu schaffen.

Optimistisch äußerte sich Verbandschef Musolf zur Erfüllung des personellen Bedarfs. Inzwischen gebe es rund 4.000 Ärzte mit einer speziellen geriatrischen Kompetenz entsprechend den Weiterbildungsordnungen. Das Interesse des Nachwuchses, im Rahmen ihrer Weiterbildung altersmedizinische  Fähigkeiten zu erwerben, sei groß, so dass der Nachwuchs auch  bei wachsendem Bedarf ausreichend sei.