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Bewegung auf Rezept - die Polypille der Sportmedizin

Das "Rezept für Bewegung" als Initiative von DGSP, DOSB und der Bundesärztekammer soll Erwachsenen dabei helfen, mehr körperliche Aktivität in ihren Alltag zu integrieren – verschrieben vom behandelnden Arzt.

Was ist Bewegung auf Rezept?

Das "Rezept für Bewegung" ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Bundesärztekammer. Mit dem "Rezept für Bewegung" können interessierte Ärztinnen und Ärzte ihren Patienten eine schriftliche Empfehlung für körperliche Aktivität geben. Denn: Die gesundheitsförderlichen Effekte von regelmäßiger Bewegung sind gut belegt und können die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung sowie den Verlauf vieler Erkrankungen verändern. Allerdings sind die meisten deutschen Erwachsenen nicht ausreichend körperlich aktiv, weswegen Bewegung auf Rezept eine sinnvolle Ergänzung zu weiteren Therapie- oder Präventionsmaßnahmen darstellt. Auch im Rahmen des Sports, Medicine and Health Summit 2023 findet das Thema große Unterstützung. 

Der Fokus der Verschreibungen liegt auf zertifizierten Bewegungsangeboten in Sportvereinen mit den Schwerpunkten Herz-Kreislauf, Haltungs- und Bewegungssystem, Entspannung / Stressbewältigung und Koordination / motorische Förderung. Zwar müssen die Kurskosten derzeit in der Regel noch vom Versicherten selbst übernommen werden, und auch für Ärztinnen und Ärzte ist diese Leistung noch freiwillig und nicht abrechenbar. Jedoch soll sich dies in Zukunft ändern. 

Strukturelle Hürden bei Bewegung auf Rezept 

Dem "Rezept für Bewegung" mangelt es allerdings noch an Bekanntheit. Laut einer Umfrage stellen auch die Ärztinnen und Ärzte, die das Rezept kennen, es in den meisten Fällen nur selten aus. Über die Hälfte der Befragten fühlte sich schlecht informiert.

Zusätzlich wurde angemerkt, die limitierte Auswahl an lokalen Sportangeboten sei hinderlich in Hinblick auf die praktische Umsetzung. Obwohl die Befragung bereits einige Jahre zurückliegt, und sich lediglich auf Ärztinnen und Ärzte im bayerischen Raum beschränkte, sieht Prof. Winfried Banzer (Sportmediziner, Präsidiumsbeauftragter der DGSP und Mitglied der DOSB-Gesundheitskommission) bei der praktischen Umsetzung des Rezepts für Bewegung bis heute hauptsächlich strukturelle und organisatorische Probleme. Als wesentlichen Bestandteil der Anwendungsproblematik verweist er vor allem darauf, dass "die Bekanntheit und Nutzung des Rezeptes immer noch auf einem bescheidenen Niveau sind" (DOSB, 2022).

Um dies zu ändern, könnte eine Fortbildungsveranstaltung für Ärztinnen und Ärzte die Lösung sein, wie eine Studie aus den USA impliziert.2 Denn so kann die Wissenslücke unter Medizinern und Medizinerinnen geschlossen werden, und zu einer höheren Ausstellungsrate des Rezepts führen.

Vorteile von Bewegung auf Rezept 

Der Nutzen von Sport und ausreichender Bewegung in der Prävention ist in der Sportmedizin unumstritten. Auch während der Rehabilitation von Krankheiten spielt Bewegungstherapie eine immer größere Rolle. Durch die konkrete Verschreibung von körperlicher Aktivität entsteht bei Patientinnen und Patienten eine Verbindlichkeit. Außerdem wird die Selbstverantwortung gestärkt. 

Viele, die die zertifizierten Kursangebote wahrnehmen, spüren sehr schnell einen positiven Effekt auf ihr Wohlbefinden, beispielsweise durch die Verbesserung des Herz-Kreislaufs und Stoffwechsels, der sich aufgrund des regelmäßigen Trainings einstellt. Häufig bildet dies den Grundstein für eine langjährige Vereinsmitgliedschaft. 

Mehr Informationen zum Thema Bewegung auf Rezept finden Sie im Clubheim Podcast des SMHS

SMHS_Logo_Claim_Unten.pngDer Sports, Medicine and Health Summit ist ein interdisziplinäres Fortbildungsforum für Sport, Medizin und Gesundheit. Vom 22. - 24. Juni 2023 treffen sich nationale und internationale Vertreter und Vertreterinnen aus Medizin, Sport und Gesundheit, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu präsentieren.

Quellen:
  1. Curbach, J., Schemm, A., Apfelbacher, C., Szagun, B., & Loss, J. (2014). Bekanntheitsgrad, Anwendung und Anwendungsbarrieren des innovativen Versorgungsansatzes „Rezept für Bewegung“ bei niedergelassenen Ärzten: Ergebnisse einer standardisierten Befragung in Bayern. Zeitschrift für Palliativmedizin, 15(3), PD351. https://doi.org/10.1055/s-0034-1374521
  2. Kyei-Frimpong, J., Blood-Siegfried, J., Wijetilaka, R., & Gendler, A. (2021). Exercise as medicine: Providing practitioner guidance on exercise prescription. Preventive Medicine Reports, 22, 101323. https://doi.org/10.1016/j.pmedr.2021.101323
  3. https://www.sports-medicine-health-summit.de/news-presse/trendthemen/rezept-fuer-bewegung.html
  4. https://www.sports-medicine-health-summit.de/news-presse/trendthemen/bewegung-auf-rezept.html