Bis jetzt ist kein Test zur Früherkennung der Autismus-Spektrum-Störung verfügbar. Ein internationales Forscherteam glaubt nun einen Test entwickelt zu haben, der Proteinveränderungen in Verbindung mit ASS in Blut und Urin genau aufspüren kann. Geleitet wurde das Team von Dr. Naila Rabbani von der University of Warwick. Die Ergebnisse wurden in dem Journal Molecular Autism veröffentlicht.
Dr. Rabbani und ihr Team sammelten und analysierten Blut- und Urinproben von 38 Kindern im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, denen ASS diagnostiziert wurde, sowie von 31 Kindern ohne eine solche Diagnose. Die Forscher entdeckten chemische Unterschiede zwischen den Kindern mit ASS und denen, ohne ASS. Sie fanden eine Verbindung zwischen ASS und Schäden an einigen Proteinen im Blutplasma, oder der Flüssigkeit, die weiße und rote Blutkörperchen beinhaltet. Von den Blut- und Urintests, die die Wissenschaftler entwickelten, deckte der genaueste auf, dass Kinder mit ASS höhere Werte eines Stoffes namens Dityrosin und andere Verbindungen namens fortgeschrittener Glykierungsendprodukte (AGEs) aufweisen. Dityrosin ist ein Marker für Oxidationsschäden; AGEs sind das Ergebnis von Glykierung, was ein Vorgang ist, bei dem sich Zucker und Aminosäuren verbinden. Dr. Rabbani und ihre Kollegen gaben diese Informationen anschließend in einen Computeralgorithmus ein. Dieser resultierte in einem zu 92 Prozent genauen Diagnosetest.
Dr. Rabbani kommentiert die Wichtigkeit dieser Ergebnisse: "Unsere Entdeckung könnte zu früheren Diagnosen und Interventionen führen. Wir hoffen, dass der Test außerdem weitere ursächliche Faktoren aufdecken wird. Durch weiteres Testen könnten wir spezifische Plasma- oder Urinprofile aufdecken, mit Fingerabdrücken der Bestandteile, die schädliche Modifikationen aufweisen. Das könnte uns dabei helfen, die ASS-Diagnose zu verbessern und dabei neue Ursachen für ASS zu erforschen."
Doch Dr. Max Davie, ein Assistenzverantwortlicher für Gesundheitspromotion am Royal College of Paediatrics and Child Health in Großbritannien, äußerst sich skeptisch zu solchen Tests: "Dies ist ein vielversprechender Bereich, doch trotzdem ist es zu einem Autismustest noch ein weiter Weg. Die Analyse wurde von Kindern, die durchschnittlich sieben bis acht Jahre alt waren, abgeleitet, daher gibt es keine Daten, dass sehr junge Kinder dieselben metabolischen Muster aufweisen und, dass die Ergebnisse nicht unbedingt bei Säuglingen reproduzierbar wären. Während wir diesen neuen Forschungsbereich sehr begrüßen, so ist es dennoch wichtig, ihn nicht mit zu viel Enthusiasmus zu betrachten." Er warnt außerdem davor, dass die Anwendung des Tests bei einer großen Bevölkerung viele falsche positive Ergebnisse erzielen könnte, wodurch unnötige Sorgen entstehen würden.