Gestagen-Monopille: vorteilhafte Option für die perimenopausale Verhütung
Entgegen dem allgemeinen Trend ist die Akzeptanz oraler hormoneller Kontrazeptiva unter den 40- bis 49-jährigen Anwenderinnen in den letzten Jahren gestiegen. Die Minipille mit Desogestrol weist gerade für diese Altersgruppe relevante Vorzüge auf.
Minipille – ohne Rezept?
Zu Jahresbeginn hat sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit dem Thema Kontrazeption beschäftigt. Es ging um die schon länger in der Öffentlichkeit diskutierte Frage, ob orale Gestagen-Monopräparate (progestogen-only-pills, POP) mit 75 µg Desogestrel auch ohne Rezept erhältlich sein sollten, um einen sicheren Verhütungsschutz noch niedrigschwelliger verfügbar zu machen.1 Die deutschen Experten votierten in der Sitzung am 23. Januar 2024 einstimmig für die Beibehaltung der Rezeptpflicht und folgten damit nicht dem Beispiel Großbritanniens. Dort können seit dem dritten Quartal 2021 erwachsene Frauen eine Zwölfmonats- und unter 18-Jährige eine Dreimonatspackung der sogenannten Minipille rezeptfrei, aber mit Beratung in der Apotheke erhalten.2
Wachsende Akzeptanzprobleme für hormonelle Verhütung
In Deutschland wird die Minipille aktuell vor allem dann eingesetzt, wenn Kontraindikationen gegen östrogenhaltige orale Kontrazeptiva bestehen, etwa in der Stillzeit, bei Raucherinnen, bei starker Adipositas oder bei anderweitig erhöhtem Thromboserisiko. Grundsätzlich ist in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Wahl der Verhütungsmethode eine Trendwende zu beobachten. „Während über Jahrzehnte hinweg die ‚Pille‘ die am häufigsten angewendete Verhütungsmethode in Deutschland war, wird die hormonelle Verhütung seit einiger Zeit zunehmend kritischer gesehen und zunehmend abgelehnt“, hieß es im Februar 2024 von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).3 Zusammen mit anderen Fachgesellschaften und Verbänden hat die DGGG erstmals eine S2k-Leitlinie zur nicht-hormonellen Kontrazeption erstellt.4
Gegen den Trend: Pille in der höheren Altersgruppe zunehmend beliebt
Dabei bleibt die orale hormonelle Kontrazeption weiterhin eine der wichtigsten Methoden zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften. Auch wenn laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) inzwischen das Kondom die Pille als Verhütungsmittel Nummer eins in Deutschland abgelöst hat.5 In der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen hat die Anwendung oraler hormoneller Kontrazeptiva sogar zugenommen (von 34 % auf 37 %; s. Abb.).5
Angewendete Verhütungsmittel | Altersvergleich
In einer repräsentativen BZgA-Befragung zeigt sich eine rückläufige Pillennutzung zwischen 2011 und 2023 vor allem bei jüngeren Frauen. Die Kondomnutzung hat in allen Altersgruppen zugenommen.5
(Erläuterung: Frage: Benutzen Sie oder Ihr Partner/Ihre Partnerin zurzeit Verhütungsmittel oder wenden Sie Verhütungsmethoden an? Basis: Befragte, die verhüten | Mehrfachangaben möglich | Darstellung: Häufigste Nennung in Prozent)
Bei sexuell aktiven Frauen jenseits der 40 geht es in der frauenärztlichen Praxis häufig um die Frage, ob und wie lange der Kontrazeption noch Beachtung geschenkt werden sollte und was es bei der Verhütung in dieser Altersgruppe zu berücksichtigen gilt. Zwar sind das Fertilitätspotenzial und die Konzeptionsrate ab der fünften Lebensdekade im Vergleich zu jüngeren Frauen deutlich reduziert. Dennoch besteht grundsätzlich Verhütungsbedarf, solange spontane Blutungen auftreten, was häufig bis weit jenseits des 50. Lebensjahres der Fall ist. Bei einem mittleren Menopausealter von 50–52 Jahren in den westlichen Ländern geht man davon aus, dass Kontrazeptionsmaßnahmen bei Frauen unter 50 Jahren erst nach 2-jähriger Amenorrhö entbehrlich sind. Im Alter über 50 Jahre wird empfohlen, einen blutungsfreien Zeitraum von mindestens einem Jahr abzuwarten, bevor auf Verhütungsmaßnahmen verzichtet wird.7,8
Auf Ausschlusskriterien für KOK bei perimenopausalen Anwenderinnen achten!
Bei der Verhütungsberatung perimenopausaler Frauen ist insbesondere auf das Vorhandensein potenzieller Risiken für venöse und arterielle Ereignisse zu achten, deren Inzidenz in dieser Altersgruppe deutlich zunimmt. Mit der Anwendung kombinierter hormonaler Kontrazeptiva (KOK) würde sich die Risikosituation weiter verschärfen, insbesondere im Kontext von Nikotinabusus, Hypertonus bzw. Adipositas.9,10 Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat in einer Checkliste klare Ausschlusskriterien für den Einsatz kombinierter hormoneller Kontrazeptiva (KHK) festgelegt, u. a.:
- bestehende oder anamnestische Thrombembolie, Zustand nach Lungenembolie, Herzinfarkt und Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke, Angina pectoris;
- Blutgerinnungsstörungen;
- Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen;
- Diabetes mellitus mit Gefäßschädigung;
- Blutdruck systolisch ≥ 160 mmHg oder diastolisch ≥ 100 mmHg;
- hohe Blutfettwerte;
- bevorstehender größerer chirurgischer Eingriff oder längere Immobilisierung.
Zudem sollten KOK nicht verordnet werden, wenn mehr als einer der folgenden Risikofaktoren vorliegt:
- BMI über 30 kg/m2;
- Alter über 35 Jahre;
- Nikotinkonsum;
- Blutdruck systolisch ≥ 140 mmHg oder diastolisch ≥ 90 mmHg;
- familiäre Thrombembolie- oder Hyperlipidämie-Anamnese;
- Vorliegen einer kardiovaskulären Erkrankung;
- Vorliegen eines Diabetes mellitus;
- Erkrankung mit erhöhtem Thromboserisiko (Krebs, Lupus erythematodes, chronisch entzündliche Darmerkrankung u. a.),
- Einnahme von Arzneimitteln, die das Thromboserisiko erhöhen (Kortikosteroide, Chemotherapeutika, Neuroleptika, Antidepressiva u. a.).
Für die Altersgruppe über 40 Jahre gilt damit beispielsweise bereits ein BMI > 30 kg/m2 als Ausschlusskriterium für eine Verordnung von KOK, Vaginalring oder Kontrazeptionspflaster.11 Dafür stehen Gestagen-Monomethoden als gute Alternative zur Verfügung, die laut aktueller S3-Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung in aller Regel bei vaskulären Risiken eingesetzt werden können.12 Eine Ausnahme bildet die Dreimonatsspritze, die ebenfalls mit einem etwas erhöhten vaskulären Risiko assoziiert ist.12
POP mit Vorteilen in der perimenopausalen Anwendung
Unter den verfügbaren Präparaten bietet die Minipille mit 75 µg Desogestrel nicht nur ein sehr praktisches Einnahmeschema (durchgängige Applikation ohne Placebo-Intervall), sondern mit einem Pearl-Index von 0,4 auch einen besonders sicheren Verhütungsschutz.13 Gerade bei der Gruppe der älteren Anwenderinnen erscheint die Einnahme der östrogenfreien Pille in zweifacher Hinsicht vorteilhaft: Die perimenopausale Übergangssituation ist üblicherweise durch starke Schwankungen der Ovarialfunktion geprägt. Die relativ häufigen Blutungsstörungen, die vor allem in der Anfangsphase der POP-Einnahme ein adhärenzmindernder Faktor sein können, fallen dann möglicherweise nicht so stark ins Gewicht wie bei einem stabilen Zyklus in jüngeren Jahren.
Vielmehr können die perimenopausalen Anwenderinnen vom supprimierenden Effekt der Gestagene profitieren, der für einen Ausgleich eben dieser starken ovariellen Funktionsschwankungen sorgt. Nach klinischer Erfahrung bessern sich dann häufig klimakterische Beschwerden wie Schlafstörungen, Gereiztheit oder Dünnhäutigkeit – ein relevanter Zusatznutzen, der bei nichthormonellen Verhütungsmethoden versagt bleibt.14
Desogestrel Aristo®: die Nr. 1 unter denMinipillen15
Das breite Kontrazeptiva-Portfolio des Berliner Gynäkologie-Partners Aristo Pharma umfasst neben einem Verhütungsring zahlreiche orale hormonelle Optionen für verschiedene Körper- und Verhütungsbedürfnisse: generisch, hochqualitativ und preiswert.
Desogestrel Aristo® bietet die bekannten Vorteile der Minipille (progesteron-only pill, POP) mit einer Wirkstärke von 75 µg Desogestrel:6
- Keine östrogenbedingten Nebenwirkungen
- Weniger zyklusabhängige Beschwerden
- Auch zur Anwendung während der Stillzeit
- Für Raucherinnen über 35 geeignet
Zur Fachinformation
Abkürzung:
BMI = Body-Mass-Index
- Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht nach § 53 Absatz 2 AMG. 88. Sitzung am 23. Januar 2024 (Videokonferenz) – Kurzprotokoll. https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Ausschuesse-und-Gremien/Verschreibungspflicht/Protokolle/88Sitzung/kurzprotokoll_88.html?nn=594592
- Medicines and Healthcare products Regulatory Agency. First progestogen-only contraceptive pills to be available to purchase from pharmacies. Press release, 8 July 2021. https://www.gov.uk/government/news/first-progesterone-only-contraceptive-pills-to-be-available-to-purchase-from-pharmacies
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Erste Leitlinie zu nicht-hormoneller Verhütung erschienen. Pressemitteilung. Berlin, Februar 2024
- S2k-Leitlinie Nicht-hormonelle Empfängnisverhütung. Leitlinienprogramm der DGGG, OEGGG und SGGG. AWMF-Registernummer: 015-095. Version: 1.0. Stand: Dezember 2023
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZga). Verhütungsverhalten Erwachsener 2023. Repräsentative BZgA-Wiederholungsbefragung. Pressemitteilung. Köln, 16. November 2023
- ESHRE Capri Workshop Group ECW. Female contraception over 40. Hum Reprod Update 2009;15(6):599-612
- Gold EB. The timing of the age at which natural menopause occurs. Obstet Gynecol Clin North Am 2011;38(3):425-40
- Linton A et al. Contraception for the perimenopausal woman. Climacteric 2016;19(6):526-34
- Tanis BC, Rosendaal FR. Venous and arterial thrombosis during oral contraceptive use: risks and risk factors. Semin Vasc Med 2003;3(1):69-84
- Farley TM et al. Hormonal contraception and risk of cardiovascular disease. An international perspective. Contraception 1998;57(3):21-30
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Checkliste zur Verringerung von Arzneimittel- und Anwendungsrisiken – Ärztinnen und Ärzte. Version 3; Stand: September 2021 https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/EducationMaterial/Anlagen/g-l/kombinierte-hormonelle-kontrazeptiva-aerzte.pdf?__blob=publicationFile
- S3-Leitlinie Hormonelle Empfängnisverhütung. Leitlinienprogramm der DGGG, OEGGG und SGGG. AWMF-Registernummer: 015/015. Version: 1.1. Stand: Januar 2020
- Fachinformation Desogestrel Aristo®; aktueller Stand
- Schaudig K, Schwenkhagen A. Kontrazeption ab 40: Sicher und risikobewusst verhüten – länger als gedacht. Dtsch Arztebl 2023;120(25):[15]
- Desogestrel Aristo ist Marktführer im Bereich der östrogenfreien Kontrazeptiva, IQVIA NPI Absatz Gesamt, Jahr 2023