Kontrazeption: Was ist Frauen in puncto Verhütung wichtig? Logo of esanum https://www.esanum.de

Kontrazeption: Was ist Frauen in puncto Verhütung wichtig?

Die meisten Frauen fühlen sich über die von ihnen genutzten Verhütungsmittel gut informiert. Sie wünschen sich aber auch Informationen zu Alternativen.

Mit welchen Methoden verhüten Frauen?

Die Auswahl an Kontrazeptiva ist groß, doch einige davon werden weniger genutzt. Auch wenn sich das Verhütungsverhalten vieler Frauen in Deutschland allmählich zu ändern scheint, sind die Favoriten unter den Verhütungsmitteln unverändert zwei „Klassiker“. 

Welche Anforderungen sollen Kontrazeptiva erfüllen?

Das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Verhütungsmittels ist seine Zuverlässigkeit. In einer repräsentativen Umfrage gaben 42 Prozent der Befragten an, dass ein Kontrazeptivum vor allem sicheren Schutz bieten soll. Für 31 Prozent ist es in erster Linie wichtig, dass die Empfängnisverhütung einfach und bequem erfolgen kann. Möglichst geringe Nebenwirkungen wurden an dritter Stelle der Eigenschaften genannt, die ein Verhütungsmittel erfüllen soll.1

Fühlen sich Frauen gut informiert?

Die wichtigste Informationsquelle beim Thema Verhütung ist für 80 Prozent der Frauen die eigene Frauenärztin oder der Frauenarzt. Mit großem Abstand folgt auf dem zweiten Platz das Internet.1

Die Nutzerinnen von Kontrazeptiva kennen sich nach eigenen Angaben mit ihren Verhütungsmitteln gut aus und sind mit ihnen generell zufrieden. Das gilt weltweit, wie eine im Mai 2022 publizierte Metaanalyse zeigt.3 Auch in Deutschland ist der Grad an Informiertheit aus Sicht der Betroffenen hoch und nimmt seit einigen Jahren kontinuierlich zu. Auf die Frage, „Wie gut fühlen Sie sich über die Verhütungsmethode bzw. das Verhütungsmittel, das Sie derzeit verwenden, informiert?“, antworteten zum Beispiel in der Gruppe der über 40-Jährigen 80 Prozent mit „sehr gut“. Sieben Jahre zuvor hatten nur 62 Prozent diese Angabe gemacht.1

Verhütungsmethoden: Kennen Frauenärzte den Kenntnisstand ihrer Patientinnen?

Die eigene Ansicht über den Grad an Informiertheit über Kontrazeption entspricht nicht immer der objektiven Realität. Zumal nirgendwo klar definiert wird, was es überhaupt heißt, „eher schlecht“, „gut“ oder „sehr gut“ informiert zu sein. Auch wenn solche verlässlichen Kriterien fehlen, kann es vorkommen, dass Frauen ihren Kenntnisstand in Sachen Verhütung häufig falsch einschätzen. Auch ihre Gynäkologen können sich mitunter irren, wenn es darum geht, was ihre Patientinnen wissen oder wollen.

Frauenärzte und -ärztinnen verschreiben vor allem ihren jungen Patientinnen überwiegend die Pille und empfehlen seltener alternative Möglichkeiten. Viele Frauen kennen deshalb deren Vorteile nicht. Eine Umfrage der Universität Erlangen-Nürnberg unter rund 2700 Frauen zwischen 14 und 19 Jahren ergab: Rund 80 Prozent von ihnen wussten nicht, wie sich die Kupferspirale auf die Menstruation auswirkt oder dass ein Vaginalring Hormone abgibt und dadurch den Eisprung verhindert.4

Dabei besteht unter den jungen Frauen durchaus ein Interesse an Alternativen zur Pille. 68 Prozent von ihnen gaben an, dass Langzeitverhütungsmethoden und Vaginalring auch für sie infrage kommen könnten. Von den parallel befragten Gynäkologen dieser Frauen glaubten aber nur 18 Prozent, dass sich ihre jungen Patientinnen für diese Möglichkeiten interessieren könnten. „Frauenärzte verkennen Wunsch nach alternativen Verhütungsmethoden“, schrieb daraufhin das Deutsche Ärzteblatt.4

Wahl der Kontrazeption – abhängig vom Lebensalter und Zeitgeist

Was gestern galt, muss nicht auch heute gelten – und morgen schon gar nicht. Ein Ergebnis verschiedener Langzeitstudien ist, dass sich die Ansicht von Frauen zur Empfängnisverhütung ändern kann. Das gilt in zweierlei Hinsicht: Zum einen wandeln sich Einstellungen mit zunehmendem Lebensalter, zum anderen unterliegen sie unabhängig davon aktuellen Trends und dem gerade herrschenden Zeitgeist.

Neues Lebensalter, neue Verhütung

Während unter den 18- bis 29-jährigen Frauen etwa jede zweite zur Verhütung die Pille nimmt, sinkt die Pillenquote bei älteren Frauen auf weniger als 40 Prozent. Zwei andere Formen der weiblichen Empfängnisverhütung nehmen dagegen im Lauf der Lebensjahre zu: die Kupfer- und Hormon-Spirale sowie die Sterilisation. Während sich von den jungen Frauen nur fünf Prozent eine Spirale einsetzen lassen, sind es in der Gruppe der über 40-Jährigen viermal so viele. Bei der Sterilisation steigt der Wert von Null auf 13 Prozent.1

Kennen die Frauen, die Vorteile der hormonellen Verhütung?

Auch wenn Umfragen zur Verhütung mit ihren konkreten Zahlen gelegentlich voneinander abweichen, in einem Punkt sind sie sich einig: Der Anteil der Antibabypille geht deutlich zurück. Das gilt vor allem für junge Frauen, also für diejenigen, die am häufigsten von allen Frauen zur Pille greifen. Taten dies im Jahr 2011 noch 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, sank der Wert der Pillennutzerinnen im Jahr 2018 auf 56 Prozent1.

Die zunehmend skeptische Einstellung vieler Frauen gegenüber der hormonellen Kontrazeption hängt möglicherweise auch damit zusammen, dass vielen Frauen nicht bewusst ist, dass eine hormonelle Verhütung auch Vorteile hat. So ist die Menstruation meist weniger stark und auch weniger schmerzhaft unter Einnahme der Pille. Zwei weitere Pluspunkte: Sie gilt als besonders sicheres Verhütungsmittel (bei korrekter Einnahme) und bietet Raum für spontanen sexuellen Kontakt.

Unterschiede in der weltweiten Verfügbarkeit

Ob Pille, Kondom, Spirale oder Sterilisation: Diese sogenannten modernen Verhütungsmittel stehen den meisten Frauen in Deutschland und Europa zur Verfügung. Global betrachtet ist die Lage für die Frauen nicht in allen Regionen so komfortabel. Ein im Juli 2022 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichter Bericht, der auf mehr als tausend internationalen Umfragen basiert, kommt zu dem Schluss: Längst nicht allen Frauen stehen die von ihnen gewünschten Verhütungsmittel zur Verfügung. Mehr als 160 Millionen von ihnen, die zumeist in ärmeren Ländern leben, haben keinen Zugang zu den verschiedenen Verhütungsmitteln. 5,6,7

Quellen

  1. https://www.forschung.sexualaufklaerung.de/verhuetung/verhuetungsverhalten-2018
  2. https://www.presseportal.de/pm/40635/3751767
  3. https://www.contraceptionjournal.org/article/S0010-7824(22)00128-7/fulltext
  4. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98915/Weibliche-Teenager-sind-offen-fuer-Alternativen-zur-Antibabypille
  5. https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/wie-gut-verhuetungsmittel-weltweit-verfuegbar-sind-4893
  6. https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)00936-9/fulltext#articleInformation
  7. https://www.un.org/development/desa/pd/sites/www.un.org.development.desa.pd/files/files/documents/2020/Jan/un_2019_contraceptiveusebymethod_databooklet.pdf
  8. https://www.aok.de/pk/magazin/familie/verhuetung/warum-ist-verhuetung-meist-frauensache