Nachtschicht: essen oder lieber fasten? Logo of esanum https://www.esanum.de

Gesunde Ernährung im Schichtdienst

Nachtdienste schaden der Gesundheit und erhöhen beispielsweise das Risiko für Typ-2-Diabetes. Welche Ernährung hält den gesundheitlichen Schaden durch Schichtarbeit so gering wie möglich?

Schichtarbeit erhöht das Risiko für verschiedene Erkrankungen

Schon lange ist bekannt, dass Schichtarbeit ungesund ist. Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter haben zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas und kardiovaskuläre Erkrankungen.1

Das Fachgebiet der Chronobiologie untersucht den Rhythmus von physiologischen Prozessen im Menschen und anderen Lebewesen. Hierzu gehört auch die Frage, was sich im Körper verändert, wenn der innere und der äußere Rhythmus nicht zusammen passen, wie zum Beispiel bei Nachtarbeit. 

Menschen haben einen zentralen endogenen Taktgeber im Nucleus suprachiasmaticus. Von dort aus wird zum Beispiel die Körperkerntemperatur gesteuert und dem 24-Stunden Rhythmus angepasst. Außerdem gibt es periphere endogene Taktgeber, die Informationen aus dem zentralen Nervensystem erhalten. Hierzu gehört zum Beispiel der Glucose/Insulin-Haushalt. Unsere Insulinsensitivität verändert sich im Laufe des Tages und der Nacht. So kann der Körper die Glucose, die tagsüber bei Mahlzeiten anfällt, optimal verarbeiten. 

Gesund durch den Nachtdienst: essen oder fasten?

Eine US-amerikanische Studie2 liefert Hinweise dafür, dass fasten während der Nachtarbeit die Glucosetoleranz verbessert und so die gesundheitlichen Schäden durch Nachtarbeit verringert werden können. Um dies zu untersuchen, wurden in der zweiwöchigen Studie mittels in der Chronobiologie etablierter Protokolle Nachtarbeit simuliert. 

Die 19 Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe bekam Mahlzeiten nur zum simulierten Tag, die andere Gruppe rund um die Uhr, auch während der simulierten Nachtarbeit. 

Interessanterweise war in der Gruppe, die rund um die Uhr gegessen hatte, die Glucosetoleranz nach der simulierten Nachtarbeit stärker eingeschränkt als bei der Gruppe, die Nachts gefastet hatte. Die Gruppe, die während der simulierten Nachtarbeit zusätzliche Mahlzeiten zu sich nahm, zeigte 3 Stunden nach dem Frühstück signifikant höhere Blutzuckerspiegel im Vergleich zu den Blutzuckerwerten, die am Morgen vor der simulierten Nachtarbeit gemessen wurden (baseline). Die Gruppe, die nachts gefastet hatte, zeigte ähnliche Blutzuckerwerte wie ohne Nachtarbeit. 

Außerdem wurde festgestellt, dass in der Gruppe, die nächtliche Mahlzeiten erhalten hatte, der innere endogene Taktgeber (gemessen an der Körperkerntemperatur) und der äußere endogene Taktgeber (gemessen am Glucose/Insulin Profil) nicht mehr zusammenpassten. Im Gegensatz dazu waren zentraler und peripherer endogener Rhythmus in der "Fasten"-Gruppe synchronisiert. 

Desynchronisiation zwischen zentralen und peripheren endogenen Taktgebern hat zur Folge, dass Organe wie zum Beispiel die Leber widersprüchliche Informationen von unterschiedlichen internen Taktgebern erhalten. Es wird vermutet, dass die  Desynchronisation der verschiedenen inneren circadianen Schrittmacher zu einer suboptimalen metabolischen Situation führt.

Die Forschenden schließen daraus, dass nächtliches Fasten während Nachtarbeit dabei helfen kann, Glucoseintoleranz zu vermeiden und so das Risiko für Typ-2-Diabetes für Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter zu verringern. 

Falls Fasten nicht klappt: gesunde Zwischenmahlzeiten vorbereiten 

Aber im stressigen klinischen Alltag läuft nicht immer alles wie geplant. Manchmal muss man unter Zeitdruck eine Hauptmahlzeit ausfallen lassen und greift ein paar Stunden später mit Heißhunger zu Gummibärchen und Co. Bettenmangel, schwierige Gespräche mit Angehörigen, ungeduldige Patientinnen und Patientinnen: Dies sind nur wenige Beispiele dafür, warum die meisten von uns, die im Krankenhaus oder in der Praxis arbeiten, manchmal aus Frust zum Schokoriegel greifen. Hier können Entspannungstechniken wie zum Beispiel eine kurze Atemübung helfen, ein Patentrezept gibt es jedoch nicht.

Aber was kann man tun, wenn man während der anstrengenden Nachtschicht doch einen nächtlichen Snack braucht? Hier sind kleine Mahlzeiten mit niedrigem glykämischen Index empfehlenswert. Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischen Index lassen den Blutzuckerspiegel nur wenig ansteigen. Fettreiche und schwer verdauliche Speisen können vor allem nachts Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Denn auch der Magen-Darm-Trakt hat einen physiologischen Rhythmus und kann nachts keine Höchstleistungen vollbringen. Als gesunder Snack eignet sich zum Beispiel gedämpftes Gemüse mit Hummus oder ein hartgekochtes Ei.

Quellen & Anmerkungen: