Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hält eine grundlegende Krankenhausreform für unabdingbar zur Sicherung der stationären Versorgung und für die Planungssicherheit der Krankenhäuser. "Das Jammern über Klinikpleiten ist falsch. Denn die Häuser gehen jetzt und auf jeden Fall ohne eine Reform pleite", sagte Professor Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM, am Dienstag vor Journalisten in Wiesbaden.
Wichtig sei es nun, vor dem Hintergrund anstehender Standortschließungen, Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen. Dabei müsse beachtet werden, dass angesichts zunehmender Alterung, Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit eine Ambulantisierung der Medizin Grenzen habe. Das Konzept der Level 1i-Krankenhäuser, die haus- und fachärztliche Leistungen ambulant und stationär erbringen, entspreche allerdings genau den von der DGIM entwickelten Vorstellungen. Dabei sei es wichtig, die im AOP-Katalog aufgeführten Kontextfaktoren zu berücksichtigen.
Darüber hinaus müsse die Reform auch Akzeptanz bei den medizinischen Berufen finden, einerseits für durch eine verbesserte Arbeitszufriedenheit und die Möglichkeit flexibler Arbeitsmodelle, andererseits durch eine Absicherung der Weiterbildung. Essentiell sei dabei die Abbildung aller internistischen Schwerpunkte in den Leistungsgruppen. Dies sei in ersten Reformversionen nicht hinreichend gewährleistet gewesen. Ertl äußerte sich zuversichtlich, dass dies durch die systematische Einbindung der Fachgesellschaften über die AWMF gelingen könne. Dabei werde es auch darauf ankommen, im Rahmen der Vorhaltefinanzierung die Leistung von jungen Ärzten und Ärzten in Weiterbildung im gesamten Team abzubilden.
Es sei ferner richtig, dass mit der Reform ein Prozess der Entkommerzialisierung des Klinikbetriebs eingeleitet werden soll. Das federführend von der DGIM entwickelte Konzept "Klug entscheiden", um Über- und Fehlversorgung zu vermeiden, müsse durch neue Instrumente zur Messung der Indikationsqualität, aber auch durch geeignete Finanzierung gefördert werden.
"Medizin und Versorgung müssen sich wieder stärker am Patienten und vor allem an alternden Menschen orientieren", forderte Dr. Sebastian Pointner, Arzt in Weiterbildung und 30.000. Mitglied der DGIM. Mengen- und Ökonomie-Orientierung hätten seit den 2000er Jahren zur Leistungsverdichtung und vor allem zu einem Empathieverlust beigetragen. Es komme nun darauf an, den Umgang mit begrenzten Ressourcen bei Ärzten und medizinischem Personal zu lernen. Dabei müsse auch der Achtsamkeit gegenüber der eigenen Gesundheit Rechnung getragen werden.
Erst vor wenigen Tagen hatte die Arbeitsgemeinschaft junge DGIM in einer Stellungnahme zur Krankenhausreform Anforderungen an die Mindeststruktur hinsichtlich der Anzahl weiterbildungsbefugter Fachärzte vorgelegt. Dazu gehöre auch eine unabhängige sektorenübergreifende Finanzierung, zum Beispiel durch ein Fondsmodell. Um die Krankenhäuser wieder zukunftsfähig aufzustellen, müsse bei allen Reformschritten die Weiterbildung mitzudenken.