Waldbrände: Welche Gesundheitsrisiken entstehen aus dem Rauch?
Rauch von Waldbränden ist giftiger als "normale" Luftverschmutzung, kann lange in der Luft verbleiben und sehr große Distanzen zurücklegen.
Gefahr für Herz-Kreislauf-Patienten, Asthmatiker und Ältere
- Menschen mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen wie Asthma, kleine Kinder und ältere Menschen sind möglicherweise vulnerabler für Gesundheitsprobleme durch den Rauch von Waldbränden2
- die Exposition gegenüber Flächenbränden war in Studien mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Infektionen, Krebs und einer herabgesetzten kognitiven Funktion verknüpft
Stechender Dunst enthält eine Vielzahl von schädlichen Gasen und Partikeln
Bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien setzt der Rauch eines jeden Feuers (Wald-, Busch-, Getreide-, Bau-, Reifen-, Abfall- oder Holzfeuer) Partikel und Chemikalien frei. Jeder Rauch enthält Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Feinstaub (PM oder Ruß).2
Neben Bodenpartikeln und biologischem Material enthält der Rauch von Flächenbränden oft Spuren von Chemikalien, Metallen, Kunststoffen und anderen synthetischen Materialien, denn es verbrennen nicht nur Pflanzen und Bäume, sondern auch Siedlungsräume und deren Bestandteile.1 Daher kann der Rauch unter anderem Aldehyde, saure Gase, Schwefeldioxid, Stickoxide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Benzol, Toluol, Styrol, Metalle und Dioxine enthalten. Die Zusammensetzung des Rauches wird auch davon beeinflusst, wie viel Sauerstoff zur Verfügung steht und wie hoch die Temperatur ist.2
Feinstaub aus dem Rauch (PM 2,5) kann tief in die Atemwege eindringen und Reizungen der Atemwege und Kurzatmigkeit verursachen sowie Erkrankungen wie Asthma und Herzkrankheiten verschlimmern.2
In Humanstudien war Waldbrandrauch mit einer höheren Rate von Myokardinfarkten, Schlaganfällen und Herzstillständen, einer starken Zunahme von Notaufnahmen aufgrund von Atemwegserkrankungen und einer geschwächten Immunabwehr verknüpft.1 Auswertungen von Krankenhausdaten, beispielsweise aus dem Zeitraum der australischen Buschfeuer 2019/ 2020, zeigen auch eine relevante Übersterblichkeit durch kardiovaskuläre und respiratorische Ereignisse.3
Im Folgemonat einer Exposition gegenüber Waldbrandrauch waren zudem die Raten von Kokzidioidomykosen (respiratorischen Infektionen mit normalerweise im Boden vorkommenden Pilzen) um 20% erhöht, wahrscheinlich durch Sporen in der Luft.4
Gesundheitliche Auswirkungen können lange anhalten
Bei Waldbränden werden viele krebserregende Schadstoffe freigesetzt, die die Luft, das Wasser, den Boden und die Innenräume belasten. Passend hierzu ergaben Daten von über 2 Millionen Menschen, die im Median für 20 Jahre nachbeobachtet wurden, dass Personen, die in den vergangenen zehn Jahren in einem Umkreis von 50 km von einem Wildfeuer gelebt haben, ein um 4,9% erhöhtes Risiko für Lungenkrebs und ein um 10% erhöhtes Risiko für Hirntumoren aufweisen.5
Nach einem 6-wöchigen Kohlengruben-Feuer in Australien, bei dem enorme Mengen von Feinstaub frei wurden, blieben die Raten von Herzerkrankungen für 2,5 Jahre und die von Notaufnahmen wegen Atemwegserkrankungen für 5 Jahre erhöht.6
Indirekt können solche Ereignisse auch zu langfristigen Veränderungen des Gehirns beitragen. Der tödlichste und zerstörerischste Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens war das 'Camp Fire' 2018 (entzündet durch eine defekte Stromleitung). Bei exponierten Personen war 6 bis 12 Monate später eine herabgesetzte kognitive Leistung und eine vermehrte Hirnaktivität im Frontalhirn auffällig, wahrscheinlich bedingt durch Stress und Trauma.1,7
Weitere Informationen aus dem Fachbereich Pneumologie
Neues aus unserer Kongressberichterstattung
DGIM 2023
ERS 2022
- Lapid, N. & Lapid, N. What are the health risks from wildfire smoke? Reuters https://www.reuters.com/world/americas/what-are-health-risks-wildfire-smoke-2023-06-07/ (2023).
- Exposure to Smoke from Fires. https://health.ny.gov/environmental/outdoors/air/smoke_from_fire.htm.
- Arriagada, N. B. et al. Unprecedented smoke‐related health burden associated with the 2019–20 bushfires in eastern Australia. Med. J. Aust. 213, (2020).
- Mulliken, J. S. et al. Risk of systemic fungal infections after exposure to wildfires: a population-based, retrospective study in California. The Lancet Planetary Health 7, e381–e386 (2023).
- Korsiak, J. et al. Long-term exposure to wildfires and cancer incidence in Canada: a population-based observational cohort study. The Lancet Planetary Health 6, e400–e409 (2022).
- Smith, C. L. et al. Long-term impact of the 2014 Hazelwood coal mine fire on emergency department presentations in Australia. Environmental Research 223, 115440 (2023).
- Harris, E. Wildfire Exposure Linked to Changes in Cognition and Brain Activity. JAMA 329, 457 (2023).
letzter Zugriff auf Websites: 17.07.23