E-Zigaretten: Verdopplung der Lungenkrebsrate bei Ex-Rauchern Logo of esanum https://www.esanum.de

Vaping verdoppelt die Krebsmortalität bei Ex-Rauchern und gefährdet die Gesundheit junger Menschen in Deutschland

E-Zigaretten erhöhen Krebsrisiko, besonders bei Ex-Rauchern. Studien zur Karzinogenität von Vaping sind im Fokus weltweiter Forschung.

Chemische Noxen im Vaping-Aerosol

Seit der Einführung von E-Zigaretten in Europa im Jahr 20064 gehört auch das Vaping zu den Risikofaktoren für die Entwicklung von Lungenkrebs. Das im Vergleich zu Tabakzigaretten als weniger schädlich geltende Vaping verdoppelt das Lungenkrebsrisiko. Das verwundert nicht, denn im Vaping-Aerosol sind mehr als 100 verschiedene noch unbekannte Noxen enthalten. Eine Forschungsgruppe aus Japan und Irland hat mittels Deep-Learning-Methoden und experimenteller Massenspektrometrie die Pyrolyse-Reaktivität von 180 chemischen Aromen für E-Liquids untersucht. Mit dieser Methodik soll es zukünftig möglich sein die längerfristigen Gesundheitsrisiken des Dampfens aufzudecken, bevor klinische Krankheiten in der Allgemeinbevölkerung auftreten.5

Vaping als neuer Risikofaktor für Lungenkrebs

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Inzidenz des Adenokarzinoms gestiegen und hat nun das Plattenepithelkarzinom als häufigste histologische Unterform abgelöst. Neben dem Rauchen, zählen auch Luftverschmutzung, Radon sowie eine berufliche Exposition gegenüber Dieselabgasen, Asbest, Arsen, Beryllium, Kadmium, Chrom, Nickel und Siliziumdioxid zu den bekannten Risikofaktoren.2 Bereits im Jahr 2021 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung vor E-Zigaretten, die „alles andere als harmlos“ seien – vor allem als Vernebelungsmittel eingesetzten Stoffe (Propylenglykol oder Glycerin) stehen im Verdacht durch den Erhitzungsprozess krebserzeugende Eigenschaften zu erhalten.6 Es ist bekannt, dass E-Zigaretten Carbonylverbindungen (Acetaldehyd, Acrolein, Diacetyl und Formaldehyd) sowie als krebserregend eingestufte Metalle (Blei, Nickel und Chrom) enthalten.7

Wann kommt das Verbot von Einweg-E-Zigaretten?

Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg fordert nicht ohne Grund, dass die vor allem von jungen Menschen konsumierten Einweg-E-Zigaretten verboten werden. Vaping kann nachgewiesenermaßen die Gehirnentwicklung von Jugendlichen beeinträchtigen.8,9

Hoher Anstieg des Konsums von Einweg-E-Zigaretten in Deutschland

Deutschland gehört zu den Ländern mit einer hohen Raucherprävalenz (etwa 30 %). Aus einer in Deutschland durchgeführten Studie (Zeitraum 2016 bis 2023) zum aktuellen Gebrauch von E-Zigaretten geht hervor, dass der Konsum von E-Zigaretten in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Seit 2016 hat sich die Verwendung von Einweg-E-Zigaretten verachtfacht. Dies ist besonders besorgniserregend, da Einweg-E-Zigaretten viele Toxine enthalten und vor allem von jungen Menschen konsumiert werden. An der besagten Studie nahmen insgesamt 92327 Personen (im Alter von ≥ 14 Jahren) teil. 1398 Studienteilnehmer gaben an, E-Zigaretten zu konsumieren.10

Deep Learning und experimentelle Wissenschaft belegen toxische Eigenschaften der chemischen Aromastoff von E-Zigaretten

Die beim Vaping entstehende Aerosole enthalten äußerst komplexe, nicht charakterisierte Mischungen von Pyrolyseprodukten, deren gesundheitliche Auswirkungen noch weitgehend unbekannt sind. Beim Vaping werden bestimmte chemische Lösungen (E-Liquids) in der E-Zigarette auf hohe Temperaturen erhitzt. Diese Pyrolyse kann in toxischen und sogar karzinogenen chemischen Verbindungen resultieren. Eine Forschungsgruppe aus Japan und Irland wollte den bisher nur wenig erforschten toxischen Wirkungen von E-Zigaretten auf die Spur kommen. Hierfür nutzte sie ein neuronales Faltungsnetzwerk (Deep-Learning-Struktur) zur Vorhersage der Pyrolyse-Reaktivität von insgesamt 180 chemischen Aromen für E-Liquids. Ihr Ziel war es längerfristige Gesundheitsrisiken des Dampfens aufzudecken, bevor es zum Auftreten von hiermit assoziierten Krankheiten in der Allgemeinbevölkerung kommen kann. Sie fanden heraus, dass die untersuchten E-Liquids akut toxische, gesundheitsgefährdende und reizende Effekte haben können. Anhand ihrer Daten konnten Risikoprofile für die unterschiedlichen E-Liquids erstellt werden.5

Erhöhte Mortalität (Lungenkrebs) bei Personen mit vorgeschädigter Lunge durch den Konsum von E-Zigaretten

Der Konsum von E-Zigaretten ist nicht nur für die junge Bevölkerung gefährlich. Bei älteren Personen (50-80 Jahre) mit mehr als 20 Pack years ging ein Konsum von E-Zigaretten (≥ 5 Jahre) mit einer Erhöhung der mit Lungenkrebs assoziierten Morbidität und Mortalität einher (Verglichen mit Ex-Rauchern (≥ 5 Jahre) ohne E-Zigarettenkonsum). Die Vorschädigung der Lunge bei der zuletzt genannten Bevölkerungsgruppe scheint eine erhebliche Rolle hierbei zu spielen. Dies ergab eine Kohortenstudie mit insgesamt 4328288 Personen mit bekanntem Nikotinabusus (Ex-Raucher, Ex-Raucher mit Wechsel auf E-Zigaretten, Raucher von Tabakzigaretten).11 

Quellen
  1. Sung H. et al. (2021). Global Cancer Statistics 2020: GLOBOCAN Estimates of Incidence and Mortality Worldwide for 36 Cancers in 185 Countries. CA Cancer J Clin. 2021 May;71(3):209-249. 
  2. Zou K. et al. (2022). Etiology of lung cancer: Evidence from epidemiologic studies, Journal of the National Cancer Center, Volume 2, Issue 4, 2022, Pages 216-225.
  3. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html
  4. https://www.vuse.com/ch/de/blog/the-history-of-e-cigarettes-and-vaping#:~:text=Dem%20chinesischen%20Apotheker%20Hon%20Lik,Jahres%20in%20den%20USA%20eingeführt.
  5. Kishimoto A. et al. (2024). Forecasting vaping health risks through neural network model prediction of flavour pyrolysis reactions. Sci Rep. 2024 May 8;14(1):9591. 
  6. https://www.bfr.bund.de/de/e_zigaretten___alles_andere_als_harmlos-129574.html#:~:text=Die%20von%20E%2DZigaretten%20ausgestoßenen,das%20zelltoxische%20Acrolein%20entstehen%20können.
  7. Meyer R. Dtsch Arztebl 2024; 121(17): [16]. 
  8. https://www.welt.de/gesundheit/article254341978/E-Zigarette-Hoechst-alarmierend-Krebs-Forscher-fordern-dringlich-ein-Verbot.html
  9. Klosterhalfen S. et al. (2024). Disposable e-cigarettes: Prevalence of use in Germany from 2016 to 2023 and associated user characteristics. Addiction. 2024 Nov 3. 
  10. https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Krebsrisiken_das-sagt-die-Wissenschaft/1_Risikofaktor_Rauchen/9_Tabakerhitzer-und-E-Zigaretten.html
  11. Lee CT. (2024). Association of Electronic Cigarette Use After Conventional Smoking Cessation With Lung Cancer Risk: A Nationwide Cohort Study (abstract). Am J Respir Crit Care Med 2024; 209: A3051.