Schlafprobleme führen zu Übergewicht, Asthma und COPD Logo of esanum https://www.esanum.de

Asthma und COPD: Einfache Schlafintervention gegen Übergewicht

Der Einfluss von Übergewicht auf Entwicklung, Schweregrad und Prognose sowohl von Asthma als auch COPD stößt auf wachsendes Interesse. Neben Ernährung und Bewegung zeichnet sich Schlaf als wichtiger Faktor für ein gesundes Gewicht ab.

Verbindung zwischen Schlaf und Gewicht identifiziert

Ausreichend schlafen, weniger wiegen?

Die Auswirkungen der Adipositas auf das respiratorische System reichen von humoralen bis hin zu strukturellen Veränderungen (Abnahme der totalen Lungenkapazität). Das Fettgewebe trägt in hohem Maße zur Entstehung eines inflammatorischen Zustands bei, da es eine wichtige Quelle von Adipokinen ist. Unter den Adipokinen ist Adiponektin ein wichtiger Bestandteil des Organ-Cross-Talks, dessen Wirkungen durch spezifische Rezeptoren vermittelt werden. Auf Lungenendothel- und Lungenepithelzellen sind dies AdipoR1, AdipoR2 und T-Cadherin.2

Wenn Sport und Ernährungsumzustellung allein nicht zur gewünschten Gewichtsreduktion führen, ist einer von mehreren wichtigen Punkten, die es zu adressieren gilt, der Schlaf. Vieles deutet darauf hin, dass eine regelhafte Schlafdauer von unter 7 Stunden pro Nacht mit negativen Konsequenzen für die Gesundheit verbunden ist, unter anderem mit Übergewicht.3,4 Prospektive epidemiologische Studien legen nahe, dass eine kurze Schlafdauer ein wichtiger Risikofaktor für Gewichtszunahme ist.5,6

Pulmologin Prof. Esra Tasali von der University of Chicago und Leiterin des dortigen Zentrums für Schlafstörungen sowie zwei Kolleginnen schlossen 80 Erwachsene zwischen 21 und 40 Jahren, die regelhaft weniger als 6,5 h schliefen und übergewichtig waren (BMI 25–30), in eine randomisierte Studie ein. Diejenigen, die an einer zweiwöchigen Intervention zur Verlängerung des Schlafes (inklusive Schulung zur Schlafhygiene) teilnahmen, schliefen im Schnitt 1,2 Stunden pro Nacht länger als in der zweiwöchigen Baseline-Periode zuvor. Bei ihnen reduzierte sich die tägliche Energiezufuhr im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant, um durchschnittlich 270 kcal. Der Gesamtenergieverbrauch unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen, was zu einer negativen Energiebilanz und Gewichtsabnahme um 0,87 kg (p = 0,001) in den zwei Wochen unter Schlafverlängerung gegenüber den Kontrollen führte, die um 0,39 kg zunahmen.7

Moderate Änderung des Lebensstils könnte langfristig einen großen Unterschied bedeuten

Nach dem dynamischen Vorhersagemodell von Hall würde diese Verringerung der Energiezufuhr um ca. 270 kcal/d, die in der kurzfristigen Schlafverlängerung beobachtet wurde, einen Gewichtsverlust von ca. 12 kg über einen Zeitraum von 3 Jahren vorhersagen, wenn dies über einen langen Zeitraum fortgesetzt würde.

Diese kürzlich im 'JAMA Internal Medicine' veröffentlichte Untersuchung beschränkte sich hauptsächlich auf das Zählen der zugeführten versus der verbrauchten Kalorien, aber die Effekte sind wahrscheinlich weitreichender. Durch längere Schlafenszeiten entsteht automatisch so etwas wie ein Intervallfasten. Also ein längeres Zeitfenster mit Nahrungskarenz, was metabolische Veränderungen nach sich zieht, die sich langfristig positiv auf die Gesundheit auswirken.

Ausblick und was wir uns von zukünftigen Interventionen noch wünschen

Wenn eine so kurze Intervention bereits einen messbaren Soforteffekt zeigt, wäre es hochinteressant, dies über einen längeren Zeitraum an einer größeren Kohorte zu untersuchen und den Ansatz zu vertiefen. Man überlege nur, wie das Ergebnis vielleicht ausgefallen wäre, wenn neben der Schlafdauer auch die Schlafqualität verbessert und die Studienpopulation hinsichtlich Bewegung und Ernährung unterstützt worden wäre (in dieser Arbeit gab es keine Sport- oder Ernährungsauflagen an die Untersuchten). 

Diese Dinge voneinander zu trennen, scheint kaum möglich. Viele Arbeiten legen einen bidirektionalen Zusammenhang zwischen Schlaf und Essen nahe. Menschen, die schlecht oder zu wenig schlafen, essen mehr, fühlen sich aufgrund hormoneller Verschiebungen oft hungriger und neigen zu Heißhunger auf Lebensmittel, die viel Fett und Zucker enthalten. Umgekehrt stehen bestimmte Ernährungsgewohnheiten mit Schlafstörungen in Verbindung.

Wer viele Nachtdienste macht, wird das erstere Phänomen sicher kennen: irgendwann isst man alles, was (unbeaufsichtigt) im Pausenraum steht, ohne sich vorher wirklich zu fragen, ob man darauf eigentlich Hunger hat – von nicht ausgeteiltem Patientenessen vom Vortag bis hin zu diesen großen Fruchtgummi-Würmchen, die von wohlmeinenden Seelen zur Munterhaltung des Teamgeistes in Großpackungen mitgebracht werden. Und die meisten nehmen hierunter zu.

Dennoch ist die aktuelle Studie wertvoll und wohl auch deshalb bereits immens häufig geteilt und gelesen, da sie isoliert den Wert dessen erahnen lässt, dass man, auch wenn alle Stränge reißen, wenigstens eines tut: für genug Schlaf sorgen.

 

Referenzen: 

1. James, B. D., Jones, A. V., Trethewey, R. E. & Evans, R. A. Obesity and metabolic syndrome in COPD: Is exercise the answer? Chron Respir Dis 15, 173–181 (2018).
2. Bianco, A. et al. The burden of obesity in asthma and COPD: Role of adiponectin. Pulm Pharmacol Ther 43, 20–25 (2017).
3. St-Onge, M.-P. Sleep–obesity relation: underlying mechanisms and consequences for treatment. Obesity Reviews 18, 34–39 (2017).
4. Gibson-Moore, H. & Chambers, L. Sleep matters: Can a good night’s sleep help tackle the obesity crisis? Nutrition Bulletin 44, 123–129 (2019).
5. Zhou, Q., Zhang, M. & Hu, D. Dose-response association between sleep duration and obesity risk: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. Sleep Breath 23, 1035–1045 (2019).
6. Jaiswal, S. J. et al. Association of Sleep Duration and Variability With Body Mass Index: Sleep Measurements in a Large US Population of Wearable Sensor Users. JAMA Internal Medicine 180, 1694–1696 (2020).
7. Tasali, E., Wroblewski, K., Kahn, E., Kilkus, J. & Schoeller, D. A. Effect of Sleep Extension on Objectively Assessed Energy Intake Among Adults With Overweight in Real-life Settings: A Randomized Clinical Trial. JAMA Internal Medicine 182, 365–374 (2022).