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Chronic Wasting Disease: Steht die nächste Zoonose bald bevor?

Zoonosen sind für 60 % der Infektionskrankheiten verantwortlich. Sollte z.B. die CWD (auch "Zombie-Krankheit" genannt) auf den Menschen übertragen werden, kann es gefährlich werden.

Prionen-Erkrankungen: neurodegenerativ und letal 

Ich bin diesem Thema auf den Grund gegangen und habe interessante Beispiele aus der Tierwelt gefunden. Bisher sind diese Infektionen glücklicherweise nicht auf den Menschen übergesprungen. Wir wissen jedoch aus der Menschheitsgeschichte – vor allem der letzten Jahre – wie schnell ein Pathogen mutieren und speziesübergreifend agieren kann. 

Schätzungen zufolge sind Zoonosen für mindestens 60 % der Infektionskrankheiten beim Menschen (seit 1940) verantwortlich. Die Mehrheit der Erreger stammt hierbei von Wildtieren ab (>70 %). Besonders beeindruckend sind Prionen-Erkrankungen, fortschreitende, tödliche und unbehandelbare degenerative Krankheiten des Gehirns. Die wohl bekannteste hiervon ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Für diese seltene – bis dato in den letzten 100 Jahren unbehandelbare – neurodegenerative Erkrankung ist seit 2022 eine Antikörper-Therapie in Erprobung. Eine weitere Prionen-Erkrankung treibt in der Tierwelt bei Hirschartigen ihr Unwesen: Die Rede ist von der Chronic Wasting Disease (CWD). Umgangssprachlich wird die CWD auch als Zombie-Krankheit bezeichnet. Bisher wurde angenommen, dass ihr ein einheitlicher Erreger zugrunde liegt. Neuere Erkenntnisse weisen jedoch auf unterschiedliche Stämme hin.2,3

CWD besitzt direktes und indirektes Übertragungspotenzial

Prionen sind ganz einzigartige Krankheitserreger: Sie bestehen aus fehlgefalteten Proteinaggregaten, die beim Menschen und einigen anderen Säugetierarten unheilbare, übertragbare neurodegenerative Krankheiten auslösen können. Die Chronic Wasting Disease ist so eine Prionen-Erkrankung, die bisher jedoch nicht auf den Menschen übergesprungen ist. Das Risiko besteht allerdings – wir können uns alle noch gut an BSE und die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) erinnern. Die letztere wurde erstmals 1996 in England beschrieben. Ein Zusammenhang zur damaligen BSE-Epidemie bei Rindern ist sehr wahrscheinlich.

BSE und CWD unterscheiden sich durch eine wichtige immunologische Gegebenheit: Die beiden transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE) unterscheiden sich durch ihren Übertragungsweg. 

Die CJK kann sporadisch oder hereditär auftreten oder über die Transplantation von menschlicher Hirnhaut oder Augenhornhaut erworben werden. Bei CWD hingegen ist ein hoher Titer an infektiösen Prionen in lymphatischen Organen nachweisbar. Genau diese Tatsache wäre fatal, falls CWD auf den Menschen überspringt. Das Vorhandensein so großer Mengen an Prionen in Körperausscheidungen kann in einer horizontalen (Nase-zu-Nase) oder indirekten Übertragung (kontaminierte Umgebung) resultieren.4,5,6

Hirschfleischverzehr kann für Menschen gefährlich werden 

Die Chronic Wasting Disease zeichnet sich durch Somnolenz, Apathie, vermehrtem Durst, einem progressiven Gewichtsverlust, zwanghaftem Gehen, Kopf-Tremor, Ataxie, Koordinationsstörungen sowie eine erhöhte Reizbarkeit bei Berührung aus. Problematisch wäre die Chronic Wasting Disease (CWD) für Menschen bislang nur über den Verzehr von Hirschfleisch. Für andere Tiere in der Umgebung der betroffenen Hirsche jedoch besteht bei gemeinsamer Nutzung der Lebensräume ein Infektionsdruck. Dies liegt daran, dass über die Freisetzung von Prionen in die Umwelt mit der Zeit ein Übertragungspotenzial aufgebaut wird. Ein großes Problem hierbei ist die außergewöhnliche physikochemische Stabilität von Prionen. Dies verschärft die Situation und stellt uns vor eine langfristige Herausforderung in den mit Prionen kontaminierten Landschaften. 

In Nordamerika und Kanada breitet sich die CWD immer weiter aus. Die steigende Prävalenz der CWD, das Auftreten der Krankheit bei einer neuen Tierart (Rentier) sowie an neuen geografischen Standorten erhöhen das Risiko einer Anpassung des CWD-Stammes an den Menschen. Bisher wurden jedoch keine Fälle beim Menschen gemeldet und experimentellen Daten zufolge besitzt CWD aktuell noch ein geringes Zoonoserisiko.2,5,6

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