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Frühe Senkung von non-HDL-Cholesterin verbessert Prognose nach Herzinfarkt

Eine intensive Reduktion des non-HDL-Cholesterins innerhalb von zwei Monaten nach einem Herzinfarkt senkt das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse langfristig erheblich, wie die Ergebnisse der SWEDEHEART-Studie zeigen.

Prognoseverbesserung durch Cholesterinsenkung nach Herzinfarkt:

Non-HDL-Cholesterin (non-HDL-C), bestehend aus LDL-C, Lipoprotein(a) und triglyceridreichen Partikeln, bietet eine umfassendere Risikobewertung als LDL-C allein. So gilt nach einem Herzinfarkt die Reduktion von non-HDL-C als ein wichtiger Bestandteil der sekundären Prävention.

Die SWEDEHEART-Studie zeigt, dass nicht nur das Erreichen der non-HDL-C-Zielwerte, sondern auch die benötigte Zeitspanne entscheidend für die Prognose ist. 

Die Studie umfasste 56.262 Patienten, die nach einem Herzinfarkt durchschnittlich 5,4 Jahre beobachtet wurden. Zu den untersuchten Endpunkten zählten schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE), Tod und nicht-tödliche Myokardinfarkte. Der non-HDL-C-Spiegel wurde bei Aufnahme, nach zwei Monaten und nach einem Jahr gemessen.

Ergebnisse der SWEDEHEART-Studie

Fünf zentrale Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen der Senkung des non-HDL-C und dem kardiovaskulären Risiko nach einem Myokardinfarkt ließen sich den ausgewerteten Daten entnehmen:

  1. Höhere Reduktion, bessere Prognose: Eine stärkere Senkung des non-HDL-C im ersten Jahr – sowohl prozentual als auch absolut – war mit deutlichen Vorteilen verbunden. Das Risiko für MACE, Gesamtmortalität und erneute Infarkte nahm signifikant ab.
  2. Frühzeitige Senkung als Schlüssel: Patienten, die innerhalb von zwei Monaten Zielwerte unter 2,2 mmol/L erreichten und über ein Jahr hielten, hatten das geringste Risiko für unerwünschte Ereignisse.
  3. Intensivierte Therapie statt Schritt-für-Schritt: Die Daten sprechen dafür, dass eine intensive und frühzeitige Lipidsenkung kurz nach dem Infarkt der schrittweisen Vorgehensweise überlegen ist.
  4. Langfristiger Vorteil durch frühe Intervention: Landmark-Analysen bestätigten den Nutzen einer frühzeitigen Cholesterinsenkung sowohl kurzfristig im ersten Jahr als auch langfristig über Jahre hinweg. Die frühzeitige Absenkung des non-HDL-C zeigte dabei nicht nur im ersten Jahr, sondern auch langfristig größere relative Vorteile.
  5. Konsistente Effekte: Eine Reduktion des non-HDL-C um 1 mmol/L war unabhängig von Alter, Geschlecht oder Begleiterkrankungen mit einer signifikanten Risikoreduktion für MACE, Tod und Myokardinfarkte verbunden.

Implikationen für die klinische Praxis

Die Daten der SWEDEHEART-Studie sprechen für einen frühzeitigen und intensiven Einsatz von Kombinationstherapien, z. B. mit Statinen plus Ezetimib oder PCSK9-Inhibitoren.

Die übliche Praxis, nach einem Myokardinfarkt zunächst mit einer Statin-Monotherapie zu beginnen und weitere Lipidsenker erst bei Bedarf hinzuzufügen, könnte nämlich dazu führen, dass kritische Zielwerte verspätet erreicht werden. 

Limitationen der Studie

Obwohl die Studie deutliche Vorteile einer frühen Cholesterinsenkung zeigt, bleibt unklar, ob diese Strategie für alle Patienten praktikabel und kosteneffektiv ist. Zudem handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, sodass randomisierte Studien erforderlich wären, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Fazit: Neue Perspektiven für die Cholesterinsenkung nach Herzinfarkt

Die SWEDEHEART-Studie liefert Hinweise darauf, dass eine intensive und frühzeitige Reduktion des non-HDL-C nach einem Herzinfarkt die Prognose deutlich verbessern könnte. Diese Ergebnisse stellen die von Leitlinien empfohlene schrittweise Strategie infrage und legen nahe, dass eine aggressivere Therapie direkt nach einem Infarkt angestrebt werden sollte.

Quelle: 
  1. Jessica Schubert et al. Intensive early and sustained lowering of non–high-density lipoprotein cholesterol after myocardial infarction and prognosis: the SWEDEHEART registry, European Heart Journal, Volume 45, Issue 39, 14 October 2024, Pages 4204–4215, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae576