Muskelkrampf beim Sport: Welche Therapie ist schnell und sicher? Logo of esanum https://www.esanum.de

Wenn beim Sport schmerzhafte Muskelkrämpfe auftreten: wie behandeln?

Muskelkrämpfe gehören sowohl für Breitensportler als auch für Athleten zum Trainingsalltag. Oft behandeln sich die Sportler selbst, doch die Wirksamkeit der ungezielten Therapie ist fraglich. Was hilft bei schmerzhaften Attacken, was nicht?

Muskelkrampf individuell therapieren, Trigger vermeiden

Generalisierte Empfehlungen bei Muskelkrampf oft wirkungslos

Nur selten stellen sich Menschen mit akutem Muskelkrampf beim Arzt vor. Kommt es jedoch häufiger zu den schmerzhaften Kontraktionen, fragen Betroffene oft bei der Ärztin oder dem Arzt nach, was sie tun können oder ob etwas Ernsteres wie das STIFF-Syndrom dahintersteckt oder es ein Diabetes Typ-2 assozierter Muskelschmerz ist. 

In der Regel können die Sportler beruhigt werden, denn dass eine schwerwiegende Erkrankung hinter den Beschwerden steckt, ist eher selten. Viel wichtiger ist die Frage nach der richtigen Behandlung in der Akutsituation. Die generalisierte Empfehlung, mehr Wasser zu trinken oder Magnesiumtabletten zu nehmen, hilft den Wenigsten. Denn entgegen der früher vertretenen Meinung, dass die Krämpfe durch Elektrolytimbalancen ausgelöst werden, geht man heute davon aus, dass eine veränderte neuromuskuläre Kontrolle dahintersteckt. 

Stretching, Ruhe und Hydration sind gut gegen Krämpfe

Während eines Muskelkrampfes sind Dehnen und Ruhe die effektivsten Maßnahmen. Hierbei kann der Betroffene den Muskel selbst dehnen oder von einem anderen Menschen stretchen lassen. Auch Kälteanwendungen oder Massagen können helfen. Darüber hinaus ist es wichtig, dem Körper auch Ruhe und trainingsfreie Tage zu gönnen.

Ganz von der Hand zu weisen ist auch die Empfehlung, zu rehydrieren nicht. Studien haben jedoch nachgewiesen, dass Dehnen effektiver ist als die Flüssigkeitsaufnahme. Ob während eines akuten Muskelkrampfes Wasser oder elektrolythaltige Sportgetränke konsumiert werden, hängt von den Vorlieben des Betroffenen ab. 

Gurkensud als Krampflöser für die Muskeln

Neben den altbewährten Methoden wie Dehnen und Ruhe, haben Studien nachgewiesen, dass Transient-Receptor-Potential-Agonisten (TRP-Agonisten) wie Essig, Zimt, Ingwer und Capsaicin die Krampfaktivität reduzieren – wenn sie potent genug dosiert werden. So zeigten die Daten einer verblindeten Studie, dass das Trinken von etwa 100 ml Gurkensud von eingelegten Gurken die Krämpfe 45% schneller löste als keine Intervention und 37% schneller als bei Wasserkonsum alleine. Der Grund hierfür liegt am wahrscheinlichsten darin, dass durch den Essig ein oropharyngealer Reflex ausgelöst wird, der die Krampfentstehung unterbricht. Inwieweit Capsaicin-haltige Getränke helfen, ist noch umstritten. 

Was den Muskeln nicht hilft: Bananen und Quinin

Entgegen der oft allgemein vertretenen Meinung, dass Bananen helfen, Muskelkrämpfe zu lösen, gibt es hierfür keine klinische Evidenz. Das in der Frucht enthaltene Kalium schaffte es in einer Studie nicht, den Serumkaliumwert von Probanden, die zwei Bananen gegessen hatten, zu erhöhen. 

Auch die Gabe von Quinin führte nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Symptomatik. Das Medikament ist jedoch mit Nebenwirkungen assoziiert, was zu einem unvorteilhaften Nutzen-Risiko-Quotienten führt. 

Erst Risikofaktoren für Muskelkrämpfe identifizieren

Zur Behandlung der chronischen sportbedingten Muskelkrämpfe sollten Ärztinnen und Ärzte Risikofaktoren und Trigger identifizieren. Hierzu gehören zum Beispiel die Einnahme neuer Medikamente, eine veränderte Trainingsroutine, Überlastung von gewissen Muskelgruppen oder zu wenig Schlaf. Entsprechend der Anamnese sollten diese Trigger dann vermieden oder ausgeschaltet werden.

Prävention: Schützt Elektrolytsubstitution vor Muskelkrämpfen?

Oft stellt sich Betroffenen auch die Frage nach der Prävention. Die häufig propagierte Magnesiumsubstitution wird in ihrer Wirksamkeit meist überschätzt. Ob und wenn ja, wie eine Elektrolytsubstitution hilfreich ist, ist noch nicht abschließend geklärt. 

Studien haben gezeigt, dass gezieltes Krafttraining die Krampffrequenz reduzieren kann. Der Trainingsplan sollte hierbei von Experten aufgestellt werden. Auch die Wichtigkeit von Ruhetagen darf nicht unterschätzt werden. 

Muskelkrampf: Im Akutfall helfen oft einfache Mittel

Akute sportbedingte Muskelkrämpfe können häufig schnell und mit einfachen Mitteln unterbrochen werden. Bei der Diagnose und Therapie der chronischen Spasmen ist es wichtig, eine individuelle Herangehensweise zu etablieren. 

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