Koloskopie: Welche häufigen Fehler kann man vermeiden? Logo of esanum https://www.esanum.de

Fehler bei der Koloskopie und wie man sie vermeiden kann

Die Koloskopie als komplexes Verfahren birgt viele Herausforderungen und ist dementsprechend anfällig für Fehler. Allerdings lässt sich diese Fehlerquote deutlich verringern, wenn man gezielte Aspekte beachtet.

Übersetzt aus dem Italienischen

6 häufige, aber vermeidbare Fehler bei der Koloskopie

Die Durchführung einer Koloskopie erfordert manuelle sowie visuell-räumliche Fähigkeiten, die korrekte Identifizierung der gefundenen Pathologie, die Kommunikation mit dem Patienten und ein breites Spektrum an fortgeschrittenem therapeutischen Wissen. Darüber hinaus unterscheidet sich jede Koloskopie durch Faktoren, die mit dem Patienten, der Sedierungsstrategie, den anatomischen Gegebenheiten und den Fähigkeiten des Endoskopikers zusammenhängen. Endoskopiker müssen daher über ein breites Spektrum an Fähigkeiten verfügen und effektiv im Team arbeiten, um Patientinnen und Patienten sicher zu behandeln. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dabei Fehler passieren können.

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der sechs häufigsten Fehler bei der Koloskopie, die jedoch allesamt vermieden werden können. So kann die Sicherheit des Eingriffs verbessert und eine qualitativ hochwertige Untersuchung durchgeführt werden. Dies wiederum kann die Darmkrebsrate nach der Koloskopie (engl.: Post Colonoscopy Colorectal Cancer / PCCRC) senken, die Patientenerfahrung verbessern und die Teilnahme an Koloskopie-gestützten Überwachungsprogrammen fördern.

Fehler 1: Durchführung einer Koloskopie bei einem Patienten, der sie nicht braucht

Die Koloskopie ist ein wesentlicher Aspekt der Untersuchung kolorektaler Erkrankungen. Der umsichtige und selektive Einsatz der Koloskopie beim richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt im Untersuchungsablauf ist von entscheidender Bedeutung. 

Mehrere Fachrichtungen in der Primär- und Sekundärversorgung können Patienten zur Koloskopie überweisen. Bei der Entscheidung, ob die Koloskopie tatsächlich zur Beantwortung der klinischen Frage beiträgt, sind die Indikation und die Überweisungsinformationen von entscheidender Bedeutung. Ist die Indikation fragwürdig, können geeignete alternative Untersuchungen in Betracht gezogen werden.

Ein solider Voruntersuchungsprozess mit erfahrenem und sachkundigem Fachpersonal ist von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, die Eignung eines Patienten für eine Koloskopie festzustellen. Dabei können Faktoren wie Komorbiditäten, körperliche Belastbarkeit, Sedierungsprobleme und die Fähigkeit, die Darmvorbereitung durchzuführen, im Detail besprochen werden.

Abgesehen von der invasiven Natur des Verfahrens und dem Schutz der Patienten vor einer unnötigen Koloskopie ist jede Komplikation, die aus einem Verfahren resultiert, das nicht vollständig indiziert ist, schwerer zu verteidigen. Außerdem ist die Selektivität bei Eingriffen in der Post-COVID-19-Ära von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, den enormen Rückstau an Endoskopien mit begrenzten endoskopischen Ressourcen zu bewältigen.

Fehler 2: Fehlende Teambesprechung und mangelhafte Checkliste 

Planung und Vorbereitung sind grundlegende nicht-technische endoskopische Fertigkeiten. Die Bedeutung von Teambesprechungen und vorbereitenden Checklisten in der Chirurgie und Endoskopie wird immer deutlicher.

Die Teambesprechung ist eine wichtige Gelegenheit, um mit dem endoskopischen Team die relevanten Details der bevorstehenden Fälle zu besprechen und proaktiv alle Probleme abzuklären, die den reibungslosen Ablauf sowie die Sicherheit und Qualität der Koloskopie beeinträchtigen könnten. Der Briefing-Prozess ermöglicht es dem Endoskopiker, für neue, kritische oder sich entwickelnde Informationen empfänglich zu sein, einen "Plan B" zu erstellen und die Teamhierarchie durch eine verbesserte Kommunikation zu ebnen.

Das Durchgehen einer Checkliste vor dem Eingriff, insbesondere in Anwesenheit des Patienten, bietet eine letzte Gelegenheit, die Zustimmung des Patienten zu bestätigen und seine Erwartungen vor Beginn des Eingriffs zu managen. Eine Teambesprechung am Ende eines komplexen Falls kann dazu beitragen, etwaige Probleme nachzubesprechen, bevor mit weiteren Fällen fortgefahren wird.

Fehler 3: Eile und übermäßiger Kraftaufwand während des Einführens 

Die Einführungsphase bei der Koloskopie ist wichtig, um den weiteren Verlauf des Eingriffs sowohl aus der Sicht des Patienten – vor allem, wenn er nicht sediert ist – als auch für die anschließende Behandlung zu determinieren. Da während dieser Phase die Angst des Patienten am größten ist, besteht gerade hier die Möglichkeit, Vertrauen und Kooperation aufzubauen.

Die Intubation ermöglicht es dem Endoskopiker, den Phänotyp des Dickdarms (atonisch und gewunden oder abgewinkelt und eng), die Angemessenheit der Darmvorbereitung und die Vereinbarkeit des Eingriffs beim Patienten zu bestimmen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Der Endoskopiker kann das Verfahren proaktiv abbrechen und es mit einer zusätzlichen Darmvorbereitung, einer anderen Sedierungsstrategie oder einer alternativen Untersuchung wie der CT-Kolonographie (engl.: Computed Tomography Colonography / CTC) oder der Doppelballon-Enteroskopie (DBE) neu organisieren, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten. Die rektale Inspektion kann entweder am Anfang oder am Ende des Verfahrens durchgeführt werden. Der Hauptvorteil der rektalen Begutachtung zum Zeitpunkt der Einführung ist das sofortige Erkennen signifikanter Pathologien.

Die Optimierung der Koloskopie ist eine wichtige Fähigkeit, die es zu trainieren gilt. Ein effizientes Einführen ermöglicht es dem Endoskopiker, proportional mehr Zeit für die Beurteilung der Dickdarmschleimhaut während der Retraktionsphase aufzubringen und eine mögliche Therapie zu steuern.

Fehler 4: Abnehmende Aufmerksamkeit nach Erreichen des Zökums

Das Erreichen des Zökums ist ein offensichtliches Ziel und ein wichtiger Leistungsindikator (KPI) für die Koloskopie. Die Messung der Zökum-Intubationsraten hat die Qualität erhöht und ist mit einer Verringerung der Raten unvollständiger Koloskopien verbunden. An dieser Stelle beginnt jedoch erst der eigentliche Eingriff. Es ist erwähnenswert, dass dessen Qualität aufgrund von Ermüdung des Endoskopikers leiden kann.

Die Adenom-Erkennungsrate ist ein weiterer kritischer KPI, der von der Retraktionstechnik abhängt. Es ist wichtig, eine breite Palette an Hilfsmitteln zu nutzen, um die Retraktion zu optimieren.

Es gibt auch immer mehr Belege dafür, dass künstliche Intelligenz (KI) beim Entdecken von Läsionen helfen kann und in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Hilfsmittel werden könnte. Es gibt immer mehr Literatur über die Genauigkeit von KI, sowohl beim Erkennen als auch bei der Charakterisierung von Läsionen, was Problemen wie der Ermüdung des Endoskopikers entgegenwirken könnte.

Das Zurückziehen des Koloskops erfordert Zeit und Konzentration, daher die Empfehlung einer Mindestrückzugszeit von 6 Minuten.

Fehler 5: Versäumnisse bei der Mitteilung von pathologischen Befunden und Komplikationen

Kommunikationsfehler sind ein wesentlicher Bestandteil medizinisch-rechtlicher Beschwerden und unterstreichen die Bedeutung eines soliden Einwilligungsverfahrens. Die Kommunikation mit dem Patienten und dem endoskopischen Team, selbst bei einem "Routine"-Eingriff, ist eine entscheidende nicht-technische endoskopische Fähigkeit, die geschult und bewertet werden kann. Der Schwerpunkt der Ausbildung von Endoskopikern liegt häufig auf technischen Fertigkeiten, aber nicht-technische Fertigkeiten gehören ebenso geschult. Dazu zählen effektive Kommunikation, Teamarbeit, Situationsbewusstsein, Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung.

Fehler 6: Unvollständiger endoskopischer Bericht

Das Verfassen eines Berichts ist ein wesentlicher Aspekt von Koloskopien. In der Zeit zwischen der Verlegung des Patienten aus dem Behandlungsraum und dem Eintreffen des nächsten Patienten können viele potenzielle Ablenkungen auftreten. Hinzu kommt häufig, dass der Endoskopiker viele Aufgaben gleichzeitig erledigen muss und nach einem anstrengenden Fall müde ist. Es liegt also auf der Hand, wie sich hier Fehler einschleichen können. Die Aufnahme qualitativ hochwertiger Daten in den Endoskopiebericht ermöglicht es, die Ergebnisse für den Patienten adäquat festzuhalten und so Sicherheits- und Qualitätsmaßnahmen zu fördern.

Der endoskopische Bericht ist ein grundlegendes medizinisches Dokument und ein Surrogatmarker für die Qualität des Verfahrens. Etablierte Richtlinien legen fest, was einen effektiven Endoskopiebericht ausmacht. Er sollte den Fall genau wiedergeben, einschließlich der Verträglichkeit für den Patienten, der Sedierungsstrategie, der Art des Koloskops und der verwendeten Zusatzinstrumente sowie der aufgetretenen technischen Schwierigkeiten und ihrer Bewältigung. Letztere können für jede nachfolgende Koloskopie von Nutzen sein.

Der Endoskopiker muss sicherstellen, dass der Bericht die klinischen Fragestellungen beantwortet und nicht lediglich ein technischer Bericht ist. Zu diesem Zweck sollten eine klinische Diagnose, histologische Befunde, die Behandlung mit gerinnungshemmenden Mitteln, ein Hinweis auf die nächsten Schritte und Klarheit über etwaige nachfolgende Überwachungsmaßnahmen, sofern möglich, enthalten sein.

Vor allem muss der Bericht als eigenständiges Dokument gelesen werden können, in dem klinische Indikationen, relevante Komorbiditäten, endoskopische Diagnosen und das anschließende Management transparent sind. Sollte der Patient nach dem Eingriff nämlich aufgrund einer Komplikation in eine andere Abteilung kommen, müssen alle Informationen aus dem endoskopischen Bericht leicht verfügbar sein.

Referenzen:
  1. Matharoo M, Ravindran S and Thomas-Gibson S. Mistakes in colonoscopy and how to avoid them. UEG Education 2023; 23: 4-7