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Erstlinientherapie beim HCC: Immuntherapie überholt Tyrosinkinase-Inhibitoren

Die Prognose bei fortgeschrittenen, nicht operablen hepatozellulären Karzinomen (HCC) ist schlecht. Hoffnung machen neue Therapieregimen, die das Gesamtüberleben, aber auch die Lebensqualität verbessern können.

Therapiealgorithmus beim HCC:

Zweifellos am meisten getan hat sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Systemtherapie. Inzwischen stehen vier zugelassene Erstlinientherapien zur Verfügung:

Immunonkologische Therapie als Erstlinienstandard

Während Atezo/Bev bereits seit 2020 von der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) zugelassen ist, erhielt Durva/Treme im Jahr 2023 als vorläufig letzte Therapieoption die Zulassung. Das sogenannte STRIDE (Single Tremelimumab Regular Interval Durvalumab)-Regime sieht eine einmalige Gabe des CTLA-4-Inhibitors, gefolgt von wiederkehrenden Gaben des PD-L1-Inhibitors alle vier Wochen vor. 

Im Vergleich zu Sorafenib konnten beide Kombinationstherapien sowohl das Gesamtüberleben verlängern als auch die Lebensqualität der Patienten verbessern und haben sich damit als Standard in der Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen HCCs durchgesetzt. Eine Monotherapie mit TKI soll nur noch bei Betroffenen mit Kontraindikation gegen Immuntherapien erfolgen. Das betrifft insbesondere Patienten nach Organtransplantation oder mit schweren Autoimmunerkrankungen.

Doch auch in frühen und intermediären Stadien gab es in den letzten Jahren Fortschritte, wenngleich es hier noch keine neue EMA-Zulassung gibt. 

Adjuvante Therapien und Kombinationen mit TACE

In der Adjuvanz wurde Atezo/Bev versus Active Surveillance nach Resektion oder Ablation untersucht. Nach bisherigen Erkenntnissen zeigen sich Vorteile beim RSF (rezidivfreies Überleben), wobei nach einem kurzen Follow-up die Frage nach dem dauerhaften Benefit noch offen ist. Ebenso unklar ist bislang, ob dadurch auch das Gesamtüberleben (OS) verbessert wird. In Anbetracht einer erhöhten Toxizität des Therapieregimes ist eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung besonders wichtig.

Im Intermediärstadium stellt sich aktuell die Frage nach einer Kombination aus TACE und Immuntherapie. Während sich Sorafenib als Therapiepartner nicht bewährt hat, zeigten mehrere Studien, u. a. mit Durvalumab + Bevacizumab, ein verlängertes PFS (progressionsfreies Überleben) verglichen mit einer alleinigen Lokaltherapie. Beim OS ergaben die Interimsanalysen bislang allerdings keine statistisch signifikante Überlegenheit.

Offene Fragen bei der Immuntherapie

Die Immuntherapie bedeutet einen enormen Fortschritt bei der Therapie des HCC. Doch sie wirft auch neue Fragen auf: 

  • Wie ist der Nutzen angesichts potenziell schwerer immunvermittelter Nebenwirkungen zu bewerten? 
  • Wie hoch ist die Gefahr einer möglichen Bildung von ADAs (Anti-Drug-Antikörper)?
  • Was bedeutet ein alleiniger RFS/PFS-Vorteil für die Patienten? Reicht er aus, oder muss auch das OS zwingend verbessert werden?

Die Suche nach Antworten wird die Forschung zum hepatozellulären Karzinom auch in Zukunft in Gang halten.

Quelle:
  1. Saborowski, Anna (Hannover): Therapieupdate HCC: Welche neuen Therapiemodalitäten gibt es? Session Gastrointestinale Onkologie. Highlights – Was ist neu für die Praxis?, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, 13.-16.04.2024.