- Seidel P et al. Hydroxychloroquin – nicht immer ein harmloses Medikament für den Off-label-Gebrauch in der Dermatologie. Dermatologie 2024; 75: 412–415. https://doi.org/10.1007/s00105-024-05294-y
Mit ihrem Fallbericht (DOI.org/10.1007/s00105-024-05294-y) machten Prof. Dr. Markus Böhm und sein Team von der UKM-Hautklinik deutlich, dass Hydroxychloroquin keineswegs leichtfertig eingesetzt werden sollte. Vorgestellt wurde eine 51-jährige Patientin mit neu aufgetretenem, progredientem Exanthem am gesamten Integument. Neben großflächig konfluierenden Rötungen zeigten sich disseminierte Pusteln, Vesikeln und Blasen sowie teils kokarden-förmige Plaques. Die Schleimhäute waren nicht betroffen. Die Patientin verspürte einen starken Juckreiz und gab außerdem ein leichtes Globusgefühl am Hals an. Etwa 2 Wochen zuvor war aufgrund eines Lichenplanopilaris eine Therapie mit Hydroxychloroquin als Off-label-Medikation eingeleitet worden, die inzwischen wieder abgesetzt worden war.
In Zusammenschau von Anamnese, klinischen, laborchemischen und histologischen Befunden wurde schließlich die Diagnose einer DRESS(drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms)-artigen Arzneimittelreaktion nach Einnahme von Hydroxychloroquin gestellt.
Nach Einleitung einer hoch dosierten oralen Steroidstoßtherapie mit Prednisolon und verschiedenen Topika für Rumpf, Extremitäten, Gesicht und Capillitium, gefolgt von einer zusätzlichen Behandlung mit Dapson, verbesserte sich der Hautbefund allmählich. Die Therapie konnte ausgeschlichen und nach einigen Monaten schließlich abgesetzt werden.
Neben dem DRESS-Syndrom sind weitere schwere kutane Reaktionen auf Hydroxychloroquin beschrieben. Fieber, ein generalisiertes Exanthem, Lymphknotenschwellungen und hämatologische Auffälligkeiten (insbesondere Leukozytose, Eosinophilie) sollten an eine mögliche Arzneimittelreaktion denken lassen. Auch innere Organe können betroffen sein. Mittel der Wahl sind neben dem sofortigen Absetzen des auslösenden Medikaments hochdosierte Steroide.
Der Fall zeigt, dass Hydroxychloroquin zur Behandlung entzündlicher Autoimmunerkrankungen der Haut in professionelle, erfahrene Hände gehört. Vor allem im Off-Label-Use müssen die Patienten sorgfältig aufgeklärt werden. Als Allerweltsmittel gegen Seuchen eignet sich das Mittel – ganz abgesehen von fehlenden Wirksamkeitsnachweisen – mit Sicherheit nicht.