Von Olympischen Spielen geht eine besondere Kraft aus: Davon ist Prof. Dr. Holger Preuß, Universität Mainz, fest überzeugt. Besonders im sozialen Bereich ließe sich in den Augen des Sportökonoms und Sportsoziologen eine Vielzahl von Projekten umsetzen. Dass Deutschland sich seit 1972 sechsmal als Gastgeber beworben, aber nie mehr die Spiele ausgetragen hat, hätte verschiedene Gründe: Zwar wurden in einigen Fällen schlicht andere Länder vom IOC gewählt – bei den letzten beiden Bewerbung hätte sich allerdings die deutsche Bevölkerung gegen Deutschland als Austragungsstätte der Spiele gestellt.
Das sollte sich laut Prof. Preuß ändern, denn:
Er plädiert dafür, dass man der Bevölkerung verständlich machen müsste, dass die Austragung der Spiele auch zur Förderung diverser sozialer, sportlicher und gesundheitlicher Projekte führen kann. Hier lohnt sich der Blick nach Paris: Aktuell werde viel Geld in die Hand genommen, um soziale Projekte zu fördern und öffentliche Plätze mit Sportequipment auszustatten. Besonders gut für den Faktor Bewegung: An allen Schulen und in vielen Firmen wurde eine halbe Stunde Sport pro Tag verpflichtend eingeführt.
Natürlich sei es ebenfalls richtig, wenn man sich rund um das Thema "große Sportveranstaltungen" auch kritische Gedanken macht – Stichwort Verschwendung von Ressourcen und hohe finanzielle Ausgaben. Auch Aspekte wie Korruption, wie man sie bei einigen Weltverbänden immer wieder finde, oder der Umgang mit kritisch zu betrachtenden Ländern wie derzeit Russland machen es laut Preuß nicht unbedingt leicht, ein globales, völkerverbindendes Fest zu feiern. Dennoch neige die mediale Berichterstattung auch oft dazu, vor allem negative Aspekte rund um große Sportveranstaltungen aufzuzeigen.
Aspekte auf der Habenseite für eine Austragung Olympischer Spiele in Deutschland: Der Nutzen der Spiele sei zunächst nicht monetär messbar, zeige sich aber in einer deutlich erhöhten Sportbegeisterung, die man sonst nicht sieht, und verstärktem Einsatz für die Volksgesundheit. Aber auch die Kosten für die Austragung eines Sportevents in der Größe seien längst nicht so gravierend, wie dies oftmals dargestellt werde. Über Sponsoren, Ticketverkäufe und Fernsehrechte könne ein Großteil der Kosten bereits wieder eingeholt werden. Dem potentiellen Kostenpunkt "Infrastruktur" steht Preuß gelassen gegenüber: In dieser Hinsicht sei Deutschland bereits gut aufgestellt, aufwändige Kosten für Neubauten dürften hierzulande nicht anfallen.
Auch in puncto medizinische Versorgung für eine Sportveranstaltung in Größe der Olympischen Spiele zeigt sich der Referent unbesorgt. Große Sportevents der vergangenen Zeit hätten aufgezeigt, dass in Deutschland die Kapazitäten bestehen, eine medizinische Versorgung durch Sanitäter, Rettungssanitäter und Ärzte zu gewährleisten. Zudem könne in vielen Fällen auch mit einer Unterstützung durch medizinisch ausgebildete Ehrenamtliche gerechnet werden, schwerwiegende Krankheiten der Athletinnen und Athleten könnten in temporär etablierten Polikliniken behandelt werden.
Warum sollte Deutschland also wieder den Mut aufbringen, den Hut für eine Ausrichtung der Olympischen Spiele wieder in den Ring zu werfen und welche gesellschaftlichen Verbesserungen wären hierdurch zu erzielen? Prof. Preuß fasst zusammen:
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