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GI-Tumoren bei geriatrischen Patienten behandeln

Gastrointestinale Tumoren treten am häufigsten bei Menschen über 70 auf. Doch wie unterscheidet sich die Behandlung bei geriatrischen Patienten im Gegensatz zu jüngeren Betroffenen?

Krebsversorgung bei älteren Patienten nicht optimal 

"Die Krebsversorgung geriatrischer Patienten ist suboptimal", so Dr. Isacco Montroni auf dem ESMO GI Kongress 2024. Menschen im fortgeschrittenen Alter mit Krebs weisen schlechtere Überlebenschancen auf als jüngere Krebsbetroffene, jedoch nicht aufgrund von Komorbiditäten oder dem fortgeschrittenen Lebensalter, sondern weil ihr Krebs falsch behandelt wird. Nach 70 wird keine große Operation gegen Darmkrebs mehr empfohlen, mit über 80 Jahren erhalten Menschen im Allgemeinen in weniger als 30% der Fälle überhaupt eine große Operation. Außerdem ist es schwierig, klinische Studienergebnisse auf betroffene ältere Patienten zu übertragen, da die Teilnehmenden solcher Studien größtenteils jünger sind. 

Ausschlaggebendes Kriterium: Frailty 

Doch genau das Dogma, ab einem bestimmten Alter keine Operation mehr durchzuführen, resultiert in den erhöhten Todesraten von älteren Patienten mit GI-Tumoren. Denn oft wird keine Unterscheidung zwischen dem chronologischen und dem biologischen Alter getroffen, so Montroni. Allerdings ist eine ausführliche Anamnese im Vorfeld essentiell, insbesondere eine Einschätzung der Frailty, also der Gebrechlichkeit, des geriatrischen Patienten. Anhand mehrerer Kriterien – physisch, psychisch, sozial – wird vorhergesagt, wie gut ein Patient eine Operation verkraften würde. 

Denn: Wenn geriatrische Patienten noch fit sind, haben sie häufig eine Lebenserwartung von weiteren 10 Jahren – warum also nicht operieren, wenn der Frailty- Index dafür spricht? 

Prähabilitation vor GI-Tumor-OP essentiell 

Steht nach ausreichender Abwägung eine Operation an, ist das Stichwort Prähabilitation. Denn auch, wenn es fitte geriatrische Patienten gibt, wird die Heilung nach einem Eingriff nicht so schnell erfolgen wie bei einem Mitte 20-Jährigen. Sich gut auf die Operation vorzubereiten, ist also unabdingbar. Sei es mit einer Ernährungsumstellung, Gesprächen mit psychologischen Experten oder der Steigerung der körperlichen Aktivität. Der Anstieg an minimalinvasiven Eingriffen im Bereich gastrointestinaler Tumore spricht als weiteres Kriterium dafür, die Anzahl an Operationen auch bei älteren Patienten zu erhöhen, denn kleinere Eingriffe bedeuten weniger Stress für den Organismus. 

Doch welches Outcome wünschen sich die Betroffenen eigentlich? Auch anhand der Wünsche und Erwartungen der Patienten lässt sich eine Entscheidung zur Behandlung leichter finden. Funktionale Genesung ist Betroffenen besonders wichtig, das heißt, den Alltag möglichst wie vor der Diagnose bestreiten zu können. 

Eine individuelle Risikoabschätzung und Gebrechlichkeits-Einschätzung müssen demnach geschehen, denn nur so können optimale Ergebnisse bei der Therapie von gastrointestinalen Tumoren bei älteren Patienten sichergestellt werden. 

Quelle:
  1. Session: GI cancer management in elderly patients. ESMO GI Congress 2024, 29.06., 8:30h / Isacco Montroni, Mark A. Baxter, Stephen Fenwick, Efrat Dotan.