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Einfach, wirksam und sicher: Bewegungstherapie in der Onkologie

Sport und Krebs: Passt das zusammen? Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass Bewegung nicht nur präventiv wirkt, sondern auch onkologischen Patienten zugutekommt. Der Nutzen scheint potenzielle Risiken deutlich zu übersteigen.

Aktuelle Bewegungsempfehlungen in der Onkologie:

Wieso ist Sport für Krebspatienten so wichtig?

Dass Inaktivität und langes Sitzen auch für Krebspatienten kontraproduktiv sind, ist schon lange bekannt. Dennoch stellt sich die Frage, welche Interventionen für diese sensible Patientengruppe geeignet sind und wo die Grenzen liegen könnten.

Feststeht: Der Bedarf an supportiven Maßnahmen in der Onkologie wächst. Die Krebsinzidenzen steigen an, gleichzeitig verbessern sich die Überlebensraten aufgrund der therapeutischen Fortschritte stetig, sodass mögliche Langzeitfolgen für die Betroffenen immer relevanter werden.

Was können Bewegung und Sport dabei ausrichten? In einer umfangreichen Literaturrecherche wurden 16 relevante klinische Endpunkte herangezogen, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer onkologischen Sporttherapie zu bewerten. Dazu zählten neben physischen auch psychische und kognitive Parameter sowie die allgemeine Lebensqualität. Bei 8 dieser Outcomes zeigte sich eine hohe Wirksamkeit von gezielten sporttherapeutischen Maßnahmen.

Training gegen Depression, Fatigue, Lymphödem und Harninkontinenz

Ein paar Beispiele:

  • Verschiedene Bewegungsformen von leichter bis mittlerer Intensität wirkten sich bei Patienten mit Lungenkrebs positiv auf Angst und Depression aus.
  • Kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining reduzierte vor allem bei Patienten mit Brust- und Prostatakrebs die Fatigue-Symptomatik während und nach einer Krebsbehandlung.
  • Durch ein Krafttraining ließ sich ein Brustkrebs-assoziiertes Lymphödem ohne negative Auswirkungen signifikant reduzieren.
  • Von einem gezielten Schließmuskeltraining profitierten Prostatakrebspatienten nach der Prostatektomie. Es reduzierte das Risiko einer postoperativen Harninkontinenz.

Bei der Schlafqualität und kognitiven Funktionen zeigten sich zumindest Hinweise auf einen positiven Einfluss von Bewegung. Für andere Faktoren wiederum sind die Daten weniger aussagekräftig oder schlicht noch unzureichend, sodass keine belastbaren Aussagen getroffen werden können. Das betrifft etwa Übelkeit/Erbrechen, sexuelle Funktionen und das Sturzrisiko. 

Nebenwirkungen: Kann Sport in der Onkologie auch gefährlich sein?

Insgesamt bewerten die Autoren die Bewegungstherapie in der Onkologie auch bei der derzeit noch lückenhaften Evidenzlage als wirksam und sicher. Allerdings sollte sie individuell angepasst, fachlich angeleitet und überwacht werden. Wirkliche Kontraindikationen sind überschaubar und selbsterklärend. So verbietet sich körperliche Anstrengung etwa bei schweren Infektionen, Bewusstseinseinschränkung, akuten Blutungen und starken Schmerzen.

Fazit: Bewegungstherapeutische Maßnahmen sollten in der Onkologie fest verankert und flächendeckende Versorgungsstrukturen geschaffen werden. Die Autoren plädieren dafür, dabei nicht nur Patienten zu adressieren, die sich aktuell in Therapie oder Rehabilitation befinden, sondern auch die immer weiterwachsende Gruppe von Langzeitüberlebenden mit therapiebedingten Spätfolgen. Sie können langfristig von körperlichem Training profitieren – so wie jeder Gesunde auch.
 

Quelle:
  • Baumann FT et al. Bewegungstherapie in der Onkologie. Einfluss auf Lebensqualität und Nebenwirkungen. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 331–7. DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0038