Der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. zufolge, leiden in Deutschland mehr als zwölf Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Vom chronischen Schmerz ist die Rede, wenn er seit mindestens zwölf Wochen anhält. Oftmals dauert er jedoch mehrere Monate oder teilweise sogar Jahre an. Eine Umfrage vom National Institute of Health (NIH) hat herausgefunden, dass Amerikaner am häufigsten Rückenschmerzen beklagen, gefolgt von Kopfschmerzen oder Migräne und Nackenschmerzen.
Einige Studien suggerieren, dass Stress eine Ursache für chronische Schmerzen darstellt oder diese mehr noch verstärkt. Einige Forschungsarbeiten indizierten auch, dass Menschen mit dem Gen FKBP5 einen stärkeren physischen Schmerz nach einem Trauma empfinden, als solche, die über diese Genvariation nicht verfügen. FKBP5 wird mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für ein Posttraumatisches Stresssyndrom (PTSD) und Depressionen assoziiert.
Nun wurde in einer Studie (DOI: 10.1126/scitranslmed.aab3376) untersucht, welche Rolle FKBP5 bei chronischen Schmerzen spielt. Dazu hat man die Genetik von Mäusen so modifiziert, dass das Protein FKBP5 – eine Variation des FKBP5-Gens – nicht vorhanden war.
Es stellte sich heraus, dass die Mäuse, denen FKBP5 fehlte, eine geringere Schmerzempfindlichkeit zu verbuchen hatten, wenn sie von Nervenbeschädigungen und Arthritis betroffen waren.
“Das Blockieren von FKBP5 hatte einen starken Einfluss auf Mäuse mit chronischen Schmerzen. Es wurde nicht nur der Schmerz gehemmt ohne die normale Schmerzreaktion zu beeinträchtigen, die Mäuse wurden darüber hinaus viel mobiler. Es traten keine negativen Nebenwirkungen auf”, gab Studienautor Dr. Maiarù bekannt.
Als nächstes hat das Forscherteam FKBP5 in der Wirbelsäule von Mäusen blockiert. Dazu verwendeten die Wissenschaftler SAFit2, dieser Stoff wurde am Max Planck Institut für Psychiatrie in Deutschland entwickelt, um affektive Störungen zu behandeln.
SAFit2 blockiert FKBP5 im Gehirn, somit werden Angstzustände verringert. Die Forscher haben allerdings den Effekt von SAFit2 auf chronische Schmerzen untersucht, ohne den Effekt auf das Gehirn zu betrachten.
Es stellte sich heraus, dass die chronischen Schmerzen der Mäuse durch SAFit2 signifikant reduziert wurden, was hinsichtlich der Entwicklung weiterer Medikamente vielversprechend ist.
“Dieser Stoff wurde für die Behandlung von mentalen Erkrankungen entwickelt, wir haben allerdings signifikante Vorteile für physische Schmerzsyndrome entdeckt. Die Experimente wurden bisher nur mit Mäusen durchgeführt, wenn dies auf die Behandlung von Patienten erfolgreich übertragen werden könnte, wäre dies eine Win-win-Situation”, schlussfolgert Dr. Sandrine Géranton, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Text: esanum/ Daniela Feinhals
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