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Zusammenhang zwischen Impulsivität und Drogenmissbrauch

Die Annahme, dass Menschen, denen es schwer fällt ihre Impulse zu kontrollieren und die mehr als andere den Nervenkitzel suchen, auch häufiger zu Drogenkonsum neigen, ist sowohl intuitiv plausibel als

Die Annahme, dass Menschen, denen es schwer fällt ihre Impulse zu kontrollieren und die mehr als andere den Nervenkitzel suchen, auch häufiger zu Drogenkonsum neigen, ist sowohl intuitiv plausibel als auch durch wissenschaftliche Studien belegt.

Kompliziert wird es nun aber, wenn man solch eine Charakterdisposition nun auch noch mit der Neuroanatomie der betroffenen Personen begründen will. Hier ergibt sich nämlich das altbekannte Problem mit der Henne und dem Ei. Zwar stimmt es, dass Personen, die an Substanzabhängigkeiten leiden, gehäuft bestimmte neuroanatomische Merkmale aufweisen, wie Studien mithilfe bildgebender Verfahren gezeigt haben. Auf eine so oder so gerichtete Kausalität zu schließen, erlaubt diese Feststellung allein jedoch nicht. Anders gesagt ist die Frage, ob die anatomischen Besonderheiten das Verhalten bewirken oder zumindest dazu prädispositionieren, oder ob umgekehrt der Substanzmissbrauch in dieser Form seine Spuren im Gehirn hinterlässt, noch lange nicht geklärt.

Es ist zwar beschrieben, dass Drogenkonsum zu anatomischen Veränderungen im Gehirn führen kann, allerdings nicht, ob dies alle neuroanatomischen Besonderheiten erklären kann, die sich gehäuft bei Drogenabhängigen feststellen lassen. Um diese Frage wissenschaftlich zu untersuchen, müsste man unter anderem auch die Neuroanatomie der Abhängigen vor ihrer Abhängigkeit kennen. Nur wie soll man vorhersagen, wer einmal abhängig werden wird?

Zusammenhang zwischen Drogenmissbrauch und Merkmalen im Gehirn

Eine Forschergruppe von den Universitäten Harvard und Yale um den Psychologen Avram Holmes ging diesen Zusammenhängen zwischen anatomischen Merkmalen des Gehirns, Drogenmissbrauch und Sensationslust und Impulsivität mit ihrer kürzlich im The Journal of Neuroscience veröffentlichten Untersuchung (DOI: 10.1523/JNEUROSCI.3206-15.2016) auf den Grund.

Die Forscher untersuchten 1234 gesunde Probanden ohne Abhängigkeit von illegalen oder legalen Drogen in der Vorgeschichte. Diese wurden zum einen per MRT untersucht und zum anderen gebeten einen Fragebogen auszufüllen, dessen Ziel es war, die Sensationslust und Impulsivität der Probanden sowie deren Gebrauch legaler Drogen wie Alkohol und Nikotin zu messen, um diese Eigenschaften auf einen Zusammenhang mit der anatomischen Beschaffenheit ihres Gehirns zu untersuchen.

Und tatsächlich fanden sie eine Korrelation. Diejenigen Teilnehmer mit dem Laut Fragebogen impulsiveren Charakter, wiesen in der Bildgebung weniger graue Substanz in Hirnarealen auf, die mit Selbstkontrolle in Verbindung gebracht werden, namentlich dem mittleren frontalen Gyrus und dem anterioren cingulären Kortex.

Bezeichnenderweise neigten die Teilnehmer mit dieser neuroanatomischen Beschaffenheit auch häufiger zum Genuss von Alkohol, Nikotin und Koffein. Dass sich die anatomischen Besonderheiten allerdings auch bei solchen Probanden ohne Genussmittelkonsum feststellen ließ, spricht gegen die Vermutung, dass es sich bei Ersterem ausschließlich um eine Folge Letzteren handelt.

Somit liefert die Studie einen Hinweis darauf, dass die in dieser Konstellation die Neuroanatomie zumindest Mitursache für und nicht nur Folge für das gezeigte Verhalten darstellt.

Text: esanum / wt

Foto: Lia Koltyrina / Shutterstock.com