Schützende Bakterien besiedeln Neugeborenenkörper in Industrieländern immer später
Eine stabile Darmflora spielt für die Gesundheit eines Menschen eine wichtige Rolle, da sie an der Bekämpfung von Krankheitserregern mitwirkt. Eine schwedische Studie unter Leitung von Ingegerd Adlerberth von der Universität Göteborg hat jetzt herausgefunden, dass Babys in Industrienationen wesentlich länger brauchen, um eine schützende Darmflora aufzubauen als noch vor 30 Jahren.
Die schwedischer Forscher haben dabei über Jahrzehnte den Kot von Neugeborenen untersucht. Dabei stellten sie fest, dass es ein deutliches Gefälle zwischen Industrienationen und ärmeren Regionen gibt. Während in ärmeren Teilen der Welt, Kinder die schützende Flora früher aufbauen, erfolge dieser für Babys wichtige Schritt in Industrienationen wesentlich später.
Die Gründe lägen darin, dass die immer ausgeprägtere Hygiene die Besiedelung des Körpers mit Bakterien verzögere oder sogar verhindere. Vor allem normale Darmbakterien wie E.Coli oder Bacteroides würden immer später im Darm auftreten und so die Anfälligkeit für Erkrankungen erhöhen. Eine zusätzliche Verzögerung trete ein, wenn Kinder per Kaiserschnitt entbunden werden – in Deutschland kommt immerhin fast jedes dritte Baby so zur Welt. Bei einer natürlichen Geburt werden die Babys in die Vaginalschleimhaut der Mutter gehüllt, die Milchsäurebakterien enthält und so den Körper mit Bakterien besiedelt. Bei einem Kaiserschnitt entfalle dieser Schritt, was den Aufbau einer Darmflora beeinflusse, so die Forscher. Bei durch Kaiserschnitt geborenen Kindern baut sich zunächst eine unnatürliche Darmflora auf, die der mütterlichen Hautflora entspricht.
Die Experten raten Eltern allerdings davon ab, Kinder absichtlich allen möglichen Keimen auszusetzen, um die Abwehrkräfte zu stärken. Hygiene und Sauberkeit schütze schließlich auch vor Infektionskrankheiten.
Die Auswertung der Studie ist hier erhältlich: www.bvsde.paho.org/texcom/cd050855/adlerber.pdf
Einen Diskussionsbeitrag von esanum-Gründer Dr. Bodo Müller zum Thema „Kaiserschnitt oder natürliche Geburt“ finden Sie hier: //bit.ly/1k0NJWb