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Zika-Virus-Infektion in einem Land ohne Zika-Epidemie

Das Zika-Virus wurde in der Samenflüssigkeit eines Reiserückkehrers aus einem Land ohne Zika-Epidemie entdeckt. Das tropische pathogene Zika-Virus ist über Jahrzehnte vernachlässigt worden, weil es bei Betroffenen in Afrika oder Asien normalerweise zu milde verlaufenden oder asymptomatischen Infektionen führt.

Das Zika-Virus wurde in der Samenflüssigkeit eines Reiserückkehrers aus einem Land ohne Zika-Epidemie entdeckt.

Das tropische pathogene Zika-Virus ist über Jahrzehnte vernachlässigt worden, weil es bei Betroffenen in Afrika oder Asien normalerweise zu milde verlaufenden oder asymptomatischen Infektionen führt. Dennoch hat der epidemische Ausbruch im vergangenen Jahr in Brasilien die Aufmerksamkeit auf die Auswirkung des Zika-Virus auf die menschliche Gesundheit gelenkt, zumal die sich akkumulierende Evidenz nahelegte, dass es zu schweren neurologischen Schäden führen kann und darüber hinaus fetotoxisch wirkt.

Das Zika-Virus ist ein Flavi-Virus, das auf den Menschen hauptsächlich durch Moskitos der Gattung Aedes übertragen wird. Darüber hinaus kann es hämatogen übertragen werden – mit dem expliziten Risiko einer Infektion durch Bluttransfusionen; aber auch eine sexuelle Übertragung durch Samenflüssigkeit ist möglich und schlussendlich auch eine Infektion über die Plazenta mit der Gefahr der Übertragung auf den Fötus. Dabei unterliegen besonders Frauen im reproduktionsfähigen Alter und deren Ungeborenen der Gefahr einer Ansteckung über Infektionen mit dem Zika-Virus.

Im Magazin The Lancet wurde jetzt über den Fall eines 27-jährigen Mannes berichtet, der sich mit einer seit mehreren Monaten bestehenden Raumforderung in der Poplitea vorgestellt hatte. Mitte Februar diagnostizierte man bei ihm ein monophasisches Synovialzellkarzinom des Grades 2. Für Anfang April plante man eine Kombinationstherapie, unter anderem mit einem aggressiven Chemotherapeutikum.  In diesem Rahmen wurde von dem Patienten Sperma asserviert. Für Reiserückkehrer aus Zika-Virus-Ländern mit dem Risiko einer Infektion wurden in Frankreich Leitlinien zum Erhalt der Fertilität erarbeitet. Sie sehen vor, dass die entsprechende Prozedur einschließlich der Asservierung von Sperma 28 Tage nach der Reiserückkehr begonnen wird und innerhalb von sechs Monaten auf eine Zika-Virus-Infektion untersucht wird.

Virus weder im Blut noch im Urin entdeckt, dafür aber in Spermaproben

Dafür unterzog sich der Patient einer systematischen Anamneseerhebung, die ergab, dass er kürzlich aus Südostasien zurückgekehrt war. Obwohl er nicht durch Gebiete mit Zika-Epidemie gereist war, wurden am 9. März 2016 von ihm Blut-, Urin- und Samenproben gesammelt und zur Zika-Virus-Diagnostik an das Institut für Virologie des Universitätskrankenhauses in Toulouse gesandt. Weder in der Blut- noch in der Urinprobe wurden Spuren des Virusgenoms detektiert, dafür aber wurde die Virus-RNA im Sperma des Mannes entdeckt. Die Viruslast lag bei 4800 Kopien pro ml und der entdeckte RNA-Strang ergab ein Cluster mit dem asiatischen Genotypen auf einem 376 Nukleotide umfassenden Fragment der NS5-Region. Alle anderen Samenparameter waren ohne pathologischen Befund.

In einer zweiten Befragung des Patienten fand man heraus, dass er zwischen dem 18. Oktober und dem 30. November 2015 durch Thailand reiste und dort von Moskitos gebissen wurde. Milde Symptome (Kraftlosigkeit, Muskelschmerzen und Konjunktivitis), die gut zu einer Zika-Virus-Infektion passen, traten bei ihm am 6. Dezember 2015 auf und dauerten ein paar Tage an. Das Zika-Virus wurde 93 Tage nach Beginn der Krankheitssymptome in der Samenflüssigkeit entdeckt.

Kontrollperiode sollte auch auf Reiserückkehrer aus Gebieten ohne Zika-Virus-Epidemie ausgeweitet werden

Die Daten aus diesem Fall legen nahe, dass Reiserückkehrer aus Gebieten ohne Zika-Epidemie, wie zum Beispiel Thailand, sich durchaus mit dem Virus infizieren können. Darüber hinaus zeigen sie, dass das Virus in der Samenflüssigkeit in bisher unbekannten Replikationsreservoirs schlummern kann. Weiterhin sollte eine protrahierte Affektion des Spermas bedacht werden, bevor fertilitätserhaltende Maßnahmen im Vorfeld aggressiver chirurgischer, chemotherapeutischer und radiotherapeutischer Behandlungen durchgeführt werden. Schlussendlich sollte diese ausgedehnte Affektion männlichen Spermas berücksichtig werden, wenn an Methoden zum Schutz schwangerer Frauen, Frauen mit Kinderwunsch oder Paaren, die sich reproduktionsmedizinischen Verfahren unterziehen, gearbeitet wird.

In der sechsmonatigen Periode nach Symptombeginn, in der Patienten aus Gebieten mit möglicher aktiver Virustransmission zurückkehren, sollte ein Zika-Virus-Monitoring stattfinden, wie es französische Leitlinien und das US Center for Disease Control and Prevention vorsehen – und diese Kontrollperiode sollte auf Reiserückkehrer aus Gebieten ohne Zika-Virus-Epidemie ausgeweitet werden. Darüber hinaus sollte der wissenschaftliche Kenntnisstand über die Virusaffektion männlicher Samenflüssigkeit mit dem Zika-Virus regelmäßig überprüft werden.