Britische Forscher haben zum weltweiten Kampf gegen resistente Keime aufgerufen. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnten künftig zehn Millionen Menschen pro Jahr an Infektionen mit den Antibiotika-resistenten Bakterien sterben, berichten die Autoren einer Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Regierung Großbritanniens hatte die Studie in Auftrag gegeben.
Bereits heute kommen demnach 700 000 Menschen pro Jahr durch Ansteckung mit resistenten Keimen ums Leben. Bis zum Jahr 2050 könne sich diese Zahl mehr als verzehnfachen. Sollten Antibiotika wegen der Resistenz der Erreger ihre Wirksamkeit verlieren, könnten wichtige medizinische Verfahren wie Kaiserschnitte und andere chirurgische Eingriffe zu gefährlich werden, heißt es in dem Bericht.
Das Forscher-Team um den britischen Ökonomen Jim O’Neill fordert in einem Zehn-Punkte-Programm unter anderem, den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft weltweit einzuschränken und alle Resistenzen stärker zu überwachen. Nötig sei zudem ein weltweiter Fonds zur Entwicklung neuer Antibiotika und ein globaler Bund im Kampf gegen Resistenzen. Der könne mittels G20-Staaten und der Vereinten Nationen entstehen. Auch die Diagnostik von Krankheiten müsse verbessert werden. Innerhalb von zehn Jahren müssten bis zu 40 Milliarden US-Dollar ausgegeben werden, schätzten die Forscher.
Riesige Mengen von Antibiotika und anderer antimikrobieller Medikamente würden weltweit an Menschen und Tieren verschwendet, die diese nicht bräuchten, heißt es weiter. “Wir müssen auf verschiedenen Wegen auf der ganzen Welt darüber informieren, warum es entscheidend ist, dass wir aufhören, unsere Antibiotika wie Süßigkeiten zu behandel”, sagte O’Neill der BBC. “Wenn wir das Problem nicht lösen, steuern wir auf das Mittelalter zu.”
Seit Anfang des Monats müssen in Deutschland Antibiotika-resistente Erreger umgehend gemeldet werden, sobald sie nachgewiesen werden. Zuvor waren die Keime erst beim Krankheitsausbruch angezeigt worden.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen nannte den Report einen “ersten Schritt in die richtigen Richtung”, er reiche aber nicht aus. Vor allem sollten Medikamente für mehr Menschen bezahlbar werden. “Das derzeitige Innovationssystem trägt nicht zur Entwicklung und Bereitstellung der Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente bei, die wir eigentlich bräuchten”, sagte Marco Alves, Medikamentenexperte der Organisation. “Und wenn es doch welche gibt, sind sie oft unbezahlbar oder für den Gebrauch in Entwicklungsländern nicht geeignet.”
Text: dpa /fw
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