Kinder, die zu früh und unreif geboren werden, gelten oft als Sorgenkinder, um die sich die Mediziner intensiv kümmern müssen. Da die Mütter immer älter werden, nimmt die Zahl der Frühchen nicht ab.
Trotz aller Fortschritte in der medizinischen Versorgung von Schwangeren bleibt nach Arztangaben die Quote von Frühgeborenen unverändert. "Das liegt vor allem am stetig steigenden Alter der erstgebärenden Mütter", sagte Dirk Olbertz, Chefarzt der Neugeborenenmedizin des Klinikums Südstadt in Rostock. Heute liege das durchschnittliche Alter von Erstgebärenden bei 30 Jahren, in den frühen 1990er Jahren sei es noch bei 23 Jahren gewesen. Dabei sei das Risiko für eine Frühgeburt bei 40-Jährigen doppelt so hoch wie bei 25-Jährigen, berichtete Olbertz vor der 44. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin in Rostock (7.-9. Juni).
Medizinische Fortschritte gebe es bei der Versorgung von extremen Frühchen, die vor der 28. Woche geboren werden. Allerdings seien die Risiken besonders hoch. "Hier stellt sich oft die Frage nach der Überlebensqualität", sagte Olbertz. Die Grenzen der Überlebensfähigkeit liegen bei 22 bis 24 Schwangerschaftswochen. "Da überlegen die Mediziner und Eltern gemeinsam, welcher Weg beschritten wird." Es gehe dann entweder um die palliative Behandlung mit dem Ziel eines würdevollen Sterbens oder einem kurativen Ansatz mit dem Ziel, dass das Kind überlebt. "Es bleibt aber immer das Risiko einer lebenslangen Pflegebedürftigkeit."
Die Medizin könne die intensivmedizinische Behandlung zwar weiter optimieren, ist Olbertz überzeugt. "Aber es darf nicht das Ziel sein, das Reifealter zum Überleben eines Kindes immer weiter nach unten zu drücken. Das wollen wir nicht." Zu dem Rostocker Kongress werden mehr als 1000 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erwartet.
Themenspecial: Hier finden Sie interessante Neuigkeiten und weiterführende Artikel aus der Welt der Frauenheilkunde.