Darmwürmer sind gewiss keine gern gesehenen Gäste in unserem Körper, eine neue Studie (DOI: 10.1126/science.aaf3229) suggeriert jedoch, dass sie auch einen Nutzen haben: Diese Parasiten könnten vor entzündlichen Darmerkrankungen (IBD = Inflammatory Bowel Disease) schützen.
Das Risiko für die Entstehung von Darmwürmern wird durch schlechte Hygiene begünstigt; derartige Risikofaktoren treten oftmals in Entwicklungsländern auf.
Von entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind in Deutschland ungefähr 400.000 Einwohner betroffen. Betroffene klagen über blutige Diarrhö und Bauchschmerzen. Des Weiteren kann es zu einer Gewichtsabnahme und Schwächeanfällen kommen.
Im Zuge einer entzündlichen Darmerkrankung verwechselt das Immunsystem im Darm befindliche Stoffe wie Nahrung und körperfremde Bakterien mit körpereigenen Komponenten, sodass ein Angriff auf die Darmzellen stattfindet, der mit chronischen Entzündungen einhergeht.
Im Zuge ihrer Studie haben P’ng Loke et al. Mäuse mit Peitschenwürmern infiziert; die Mäuse hatten die Besonderheit, dass ihnen die Genvariation NOD2 fehlte – dieser Mangel wird mit Darm- und anderen Immunerkrankungen assoziiert.
Die Darmbakterien der infizierten Mäuse wurden mit den Darmbakterien der Kontrollgruppe verglichen, die keine Parasiten in ihrem Körper hatte. Die Studienergebnisse zeigen: Bei den infizierten Mäusen hat sich der Anteil der Bacteroides um das 1000-fache verringert; Bacteroides werden mit einem erhöhten Risiko für entzündliche Darmerkrankungen in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus stiegen bei den infizierten Mäusen die Clostridien – eine Bakterienspezies, die Entzündungen hemmt – um das Zehnfache an.
Damit nicht genug, die infizierten Mäuse profitierten von einem weiteren Effekt: Viele Symptome, die entzündliche Darmerkrankungen indizieren, wurden eliminiert; darunter vor allem Geschwürbildung und blutige Diarrhö.
Das Forscherteam suggeriert, dass die Immunreaktion auf die Parasiten für den Anstieg der Clostridien verantwortlich ist.
In Stuhlproben, die Einwohnern aus Malaysia entnommen wurden, kristallisierte sich heraus, dass Studienteilnehmer, denen Entwurmungsmedikamente verabreicht wurden, über ein geringeres Niveau an Clostridien und über einen höheren Anteil von Bacteroides verfügen. Hier besteht auch wieder ein klarer Nachteil für die Teilnehmer ohne Parasiten.
So unbehaglich die Vorstellung von Würmern im eigenen Körper auch sein mag, die Parasiten scheinen Vorteile nach sich zu ziehen. Dennoch müssen diese Ergebnisse im Rahmen weiterer Studien gefestigt werden. Vor allem muss das Kosten-Nutzen-Verhältnis abgewogen werden, denn Parasiten können dem Körper auch Schaden zufügen, zum Beispiel in Form von Bauchschmerzen und (bakterieller) Diarrhö.
Text: Daniela Feinhals
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