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“Wünschewagen” des Arbeiter-Samariter-Bundes bringt Schwerkranke zu Lieblingsorten

“Mit dem Wünschewagen letzte Wünsche wagen.” Das ist das Motto des Wünschemobils des Essener Arbeiter-Samariter-Bundes. Es bringt seit rund einem Jahr schwer kranke Menschen an einen Or

“Mit dem Wünschewagen letzte Wünsche wagen.” Das ist das Motto des Wünschemobils des Essener Arbeiter-Samariter-Bundes. Es bringt seit rund einem Jahr schwer kranke Menschen an einen Ort ihrer Wahl. Die Reaktionen der Fahrgäste sind teils überschwänglich.

“Einfach schön. Himmlisch. Wirklich super toll. Wow.” Nach einer Fahrt an die Nordsee ist das Ehepaar hellauf begeistert. Allerdings war der Trip keine gewöhnliche Urlaubsreise – das wäre für die beiden nicht mehr möglich. Das Paar war mit dem Essener “Wünschewagen” des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) unterwegs. Der Wagen bringt seit rund einem Jahr schwer kranke Menschen an einen Ort ihrer Wahl und erfüllt damit letzte Wünsche. Ein Besuch im Theater etwa, im Fußballstadion, die Fahrt zu einer Familienfeier – oder eben ans Meer, wie der Initiator und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Essener ASB, Ralph Steiner, erklärt.

In Tel Aviv habe er die dortige “Wish Ambulance” kennengelernt. “Die Idee kam aber aus den Niederlanden”, sagt Steiner. Darum trat er mit Kollegen in Rotterdam in Kontakt und brachte mit Hilfe der Erfahrungen im Nachbarland das Essener Wünschemobil auf den Weg.

Die Fahrt sei kostenlos für den Gast, erklärt Projektleiterin Nazan Aynur. Das Projekt werde langfristig durch Spenden finanziert. Wichtig sei, dass vom “Fahrgast” die Rede ist und nicht vom “Patienten”. Es soll nämlich “keinen Krankentransport-Charakter haben, sondern Reise-Charakter”, betont Steiner.

Das Alter des Fahrgastes kann sehr variieren. “Viele denken hier an alte Leute”, sagt der Initiator. Der jüngste Fahrgast in den Niederlanden sei allerdings erst sechs Monate alt gewesen.

Der Kranke liege während der Reise in einem Bett, Angehörige können daneben sitzen. Es gibt weitere Stühle für das Pflegepersonal. Das Auto ist ringsum verglast, so dass man zu allen Seiten einen guten Ausblick hat. Die Scheiben sind abgedunkelt. So seien die Fahrgäste vor neugierigen Blicken geschützt und die Privatsphäre werde gewahrt, sagt Steiner. Die großen Panoramafenster hätten vielen Kunden besonders gefallen.

Der Wagen solle mehr sein als ein Krankenwagen, erklären die ASB-Mitarbeiter. Als modernes Rettungsmobil ist er ausgestattet mit Medikamenten, Sauerstoffgeräten und EKG-Messgeräten. Aber diese seien in unscheinbaren, dezenten Schränken verstaut, wie Steiner erklärt. Der Notfallkoffer ist blau – nicht rot. Auf die Alarm-Farbe werde absichtlich verzichtet. Die Decke ist weiß verkleidet und mit sanftem, blauen Licht geschmückt. Der Fahrgast kann, wenn er möchte, seine Lieblingsmusik hören.

“So hat das Pflegeteam unsere Fahrt sehr familiär gestaltet”, berichtet das Ehepaar von seiner Fahrt an die Nordsee. Das “supernette” Team verbreite eine angenehme und fröhliche Atmosphäre. Das ist laut Steiner und Aynur ein wichtiger Aspekt, denn Trauerstimmung sei fehl am Platz.

Momentan ist das Essener Konzept laut ASB einmalig in Deutschland. Die Nachfrage steige. “Wir haben Interesse, das Projekt auch bundesweit voranzutreiben”, sagt Steiner. In den Niederlanden sei es bereits sehr bekannt. Die Pfleger seien dort mit fünf Wagen unterwegs und erfüllten bis zu fünf Wünsche pro Tag. In NRW gibt es momentan einen Wagen. Sollte das Projekt aber längerfristig Erfolg haben und mehrere Autos eingesetzt werden, seien auch längere Reisen möglich, sagt Steiner. “Die Niederländer sind unser Vorbild.” Und dort reiste ein Gast auch schon mal für eine Woche nach Österreich.

Text und Foto: dpa /fw