Rund zwei Drittel der Medizinischen Versorgungszentren schätzen die Verfügbarkeit von nichtärztlichem Personal als schlecht bis sehr schlecht ein, in ländlichen Regionen sind es sogar drei Viertel. Noch schwieriger gestaltet sich teilweise die Nachwuchsgewinnung von Ärzten: 60 Prozent halten die Verfügbarkeit für schlecht bis sehr schlecht, in ländlichen Regionen sind es sogar 90 Prozent.
Das sind Ergebnisse des MVZ-Panels des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), das auf einer jetzt veröffentlichten Online-Befragung mit Angaben von 214 MVZ basiert; sie fand zwischen September 2020 und Mai 2021 statt; die Ergebnisse gelten als näherungsweise repräsentativ für die insgesamt rund 4.200 MVZ in Deutschland.
Neben der Personalsituation wurde auch die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage untersucht. Drei Viertel der antwortenden MVZ bewerten diese als eher gut oder gut. Überdurchschnittlich schnitten dabei vertragsärztlich getragene MVZ ab, die 86 Prozent von einer wirtschaftlich guten Situation berichten; bei Krankenhaus-getragenen MVZ sind dies nur 64 Prozent. Der Median der Gesamterträge lag 2019 bei 1,51 Millionen Euro, der von Krankenhaus-MVZ- mit 1,47 Millionen Euro knapp darunter. Vertragsarzt-MVZ erzielten im Median einen Umsatz von 1,64 Millionen Euro. 44 Prozent der MVZ hatten Selektivverträge abgeschlossen. 23 Prozent nahmen an der hausarztzentrierten Versorgung teil, jeweils 14 Prozent an Verträgen zur ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung oder an der Integrationsversorgung.
Die Corona-Pandemie hat bis Ende Oktober 2022 1,1 Millionen Todesopfer in den 27 EU-Staaten gefordert. Als Folge dessen ist die Lebenserwartung im EU-Raum um mehr als ein Jahr im Vergleich zum Stand vor der Pandemie gesunken. Es ist der stärkste Rückgang der Lebenserwartung seit dem Zweiten Weltkrieg. Das sind Ergebnisse der von der OECD vorgestellten Studie "Health at a Glance Europe" 2022.
Die Pandemie hat generell alle Gesundheitssysteme stark strapaziert, wobei sich kapazitätsmäßig gut ausgestattete System wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz resilienter zeigten. Das zeigt sich am Rückgang elektiver Eingriffe wie beispielsweise Hüftgelenksoperationen, die in der Schweiz um zwei Prozent, in Deutschland um sieben Prozent und in Österreich um zehn Prozent sanken. Im Schnitt der EU-Länder war es ein Minus von 14 Prozent. In allen Ländern führte die Pandemie zu einem mehr oder weniger starken Ausgabenanstieg. Besonders ausgeprägt war dies in Deutschland: Dort stieg der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt von 11,7 Prozent im Jahr 2019 auf 12,8 Prozent im Jahr 2020 und verblieb auch im Folgejahr auf diesem in Europa höchstem Niveau.
Neben den Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit hatte die Pandemie vor allem erhebliche Folgen für die psychische Gesundheit junger Menschen. Auf die Folgen der Lockdowns, Schul- und Kitaschließungen hatte jüngst erst der Deutsche Ethikrat aufmerksam gemacht. Die OECD-Daten bestätigen das: So stieg in Deutschland der Anteil der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren mit Angstsymptomen von 15 Prozent vor der Pandemie auf 30 Prozent im Dezember 2020/Januar 2021. Bei jungen Erwachsenen stieg das Risiko für Depressionen auf 75 Prozent, wenn diese in finanziell schwierigen Verhältnissen lebten.
Die Kombination aus weniger körperlicher Aktivität und schlechterer Ernährung führte zu steigenden Übergewichts- und Adipositasraten bei Kindern und Jugendlichen. So stieg der Anteil der fettleibigen Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren bereits in den ersten drei Monaten der Pandemie in Deutschland von 13,2 auf 14,6 Prozent.
Um die Gesundheitssysteme für zukünftige Krisen besser zu wappnen, empfiehlt die OECD vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen Investitionen in das Gesundheitspersonal, die Digitalisierung und die Stärkung von Präventionsleistungen.
Die in der vergangenen Woche vorgestellten Eckpunkte für eine große Reform der Krankenhausversorgung mit einem gestuften System, einer stärkeren Verknüpfung mit der ambulanten Medizin in der Basisversorgung und einer teilweisen Ablösung des DRGs-Systems durch Vorhaltepauschalen ist bei Krankenhäusern selbst, aber auch bei Ärzten und Krankenkassen auf ein überwiegend positives Echo gestoßen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hält dies im Prinzip für richtig, weist aber auch auf das noch nicht angesprochene Problem der Investitionsfinanzierung hin. Allerdings sei die Prämisse der Experten, die gegebenen Finanz- und Personalressourcen seien prinzipiell ausreichend, falsch, argumentiert der Klinikverband. Er fordert eine Aufstockung der Betriebskostenfinanzierung um mindestens 15 Milliarden Euro und ein Plus für die Investitionsfinanzierung von mindestens vier Milliarden Euro.
Einen tiefen Einschnitt in das Planungsrecht der Länder sieht die DKG in der geplanten Bildung von Versorgungsstufen und Leistungsgruppen. Vorsorglich hatte insbesondere Bayern seinen energischen Widerstand gegen solche bundeseinheitlichen Vorgaben angemeldet. Die DKG kommentiert das so:
"Die Vorschläge der Kommission zur Krankenhausplanung atmen den Geist der kleinteiligen Regulierung und erschweren die Umsetzung der angestrebten Finanzierungsreform."
Nach massiven Bedenken der KBV und anderen Ärzteorganisationen, die COVID-19-Schutzimpfung kurzfristig als GKV-Leistung zu übernehmen – der Gemeinsame Bundesausschuss hatte dafür mit einem Beschluss zur Schutzimpfungsrichtlinie 01.12. formal die Voraussetzungen geschaffen – scheint nun das Bundesgesundheitsministerium einzulenken. Im Lauf dieser Woche soll entschieden werden, die bisher geltende spezielle Corona-Impfverordnung noch einmal für drei Monate zu verlängern. Dies würde den Kassen, KVen und anderen Beteiligten an der Impfversorgung einen längeren Übergangszeitraum für die Schaffung der Vertragsgrundlagen in der GKV ermöglichen.
Mit der Einleitung des Stellungnahmeverfahrens hat der Gemeinsame Bundesausschuss am 08.12. den Startschuss zur Erarbeitung einer Richtlinie über die Austauschbarkeit von Biosimilars gegeben. Das Vorhaben ist hochumstritten. Von ärztlicher Seite, insbesondere von der Arzneimittelkommission, war stets darauf hingewiesen worden, dass Biosimilars nicht wie generische chemische Arzneimittel ohne weiteres austauschbar sind. Der Branchenverband Pro Biosimilars befürchtet, dass eine ähnliche Entwicklung hin zu gefährlichen Konzentrationen am Markt entsteht, wie sie bei Generika zu beobachten sind. Unter Kostengesichtspunkten seien auch andere Instrumente wirksam, wie der bereits hohe Biosimilars-Anteil in der Versorgung belege.
Vor dem Hintergrund erwarteter erheblicher Probleme bei der Zertifizierung von Medizinprodukten nach Maßgabe der neuen Medizinprodukte-Richtlinie der EU hat die Kommission für Anfang nächsten Jahres Änderungsvorschläge angekündigt. Die Medizintechnikindustrie steht vor allem vor dem Problem, dass sie die zur Zertifizierung notwendigen benannten Stellen nicht findet und dass geltende Abverkaufsfristen nicht eingehalten werden können. Insofern würde die Zulassung eines großen Teils der Produkte ersatzlos auslaufen – mit erheblichen Problemen für die Versorgung.