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Wochenrückblick Gesundheitspolitik: Gesunkene Krebsfrüherkennung während der Pandemie

Die Krebsfrüherkennung ging während der Pandemie deutlich zurück, außerdem wurde Heimbewohnern medizinische Hilfe verwehrt: mehr aus KW 47 erfahren.

Krebsfrüherkennung leidet durch Pandemie – AOK und Krebsgesellschaft starten Informationskampagne

Die Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen ist seit Beginn der Covid-19-Pandemie rückläufig, ein Trend, der sich auch im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt hat. Das geht aus Daten des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen hervor. Die stärksten Rückgänge gab es wie schon im ersten Pandemiejahr 2021 bei der Hautkrebs-Früherkennung mit minus 12 Prozent gegenüber 2019. Im ersten Quartal 2022 vergrößerte sich der Einbruch auf minus 19,7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019. Die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen von Gebärmutterhalskrebs lag 2021 um 7,4 Prozent unter dem Wert von 2019, im ersten Quartal 2022 betrug der Rückgang knapp 12 Prozent. Bei der Früherkennung des Prostatakrebses waren die rückläufigen Zahlen mit 3,4 Prozent in 2021 und vier Prozent im ersten Quartal 2022 weniger stark ausgeprägt. Beim Mammographie-Screening haben sich die Fallzahlen inzwischen nach starken Einbrüchen in der ersten Phase der Pandemie wieder normalisiert. Eine Ausnahme bildet einzig die Koloskopie mit Zuwächsen von 4,7 Prozent im Jahr 2021 und sogar 17,1 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres. Als Ursache wird hier vor allem die Ausweitung der Anspruchsberechtigten genannt.

Aufgrund der großen nicht ausgeschöpften Potentiale der Früherkennung starten die AOK und die Deutsche Krebsgesellschaft am heutigen Montag (28. November) eine Kommunikationsoffensive zum Nutzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Die AOK schafft mit dem "Vorsorg-O-Mat" ein Online-Angebot, das Versicherten nach Eingabe von Alter und Geschlecht das individuell empfohlene Untersuchungsangebot zeigt. Weitere Informationen bietet eine Telefon-Hotline unter 0800 1 265 265; Experten beraten Anrufer kostenfrei und individuell bis zum 2. Dezember.

GBA-Bericht: Qualitätsmanagement ist Standard in deutschen Arztpraxen

Weit über 90 Prozent der Arztpraxen in Deutschland haben ein Hygiene- und Notfallmanagement aufgebaut und benutzen Instrumente zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Das geht aus dem Jahresbericht 2021 des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Qualitätssicherung in Praxen von Ärzten und Zahnärzten hervor. Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe von bundesweit 3.278 Praxen mit einer Rücklaufquote von 94 Prozent. Weitere Ergebnisse: 80 Prozent der Praxen messen und bewerten ihre Qualitätsziele, 92 Prozent beschreiben ihre Prozesse, 85 Prozent regeln Schnittstellen und 75 Prozent betreiben ein Risikomanagement. Weniger verbreitet sind Schmerzmanagement (37 Prozent) und Patientenbefragungen (57 Prozent). Ältere Praxen schneiden deutlicher besser ab als Praxen in den ersten drei Jahren nach der Gründung.

Laborärzte warnen: Isolationspflicht nicht voreilig aufgeben!  

Vor dem Hintergrund einer weiterhin unsicheren Entwicklung der Pandemie und der Folgewirkungen von Infektionen warnt der Berufsverband der Laborärzte vor einer voreiligen Aufgabe der Isolationspflicht für Infizierte, wie dies einige Bundesländer planen. "Die Entscheidung für ein Ende der Isolationspflicht ist übereilt. Wir wissen zu wenig darüber, wie sich ein erneuter Anstieg der Neuinfektionen auswirkt. Dies gilt auch in Bezug auf neue Varianten wie BQ.1.1., die höher ansteckend sind und möglicherweise ein Immun-Escape-Phänomen zeigen. Solange die Bewertung der aktuellen Infektionslast in der Bevölkerung und auch die Diagnose von Long-Covid auf unsicherer Grundlage erfolgt, sollten wir vorsichtig sein", heißt es in einer Mitteilung des Berufsverbandes der Laborärzte. Ferner sei eine Überlagerung von Corona- und Grippewelle möglich, die die Gesundheitsversorgung an die Belastungsgrenze führe, so der Verbandsvorsitzende Dr. Andreas Bobrowski.

Erste Coronawelle: Heimbewohnern wurde medizinische Hilfe verwehrt 

Zu einer erschreckenden medizinischen Unterversorgung haben rigide Lockdowns von Alten- und Pflegeheimen in der ersten Pandemiewelle geführt. Nach einer Studie der Charité im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes, in deren Rahmen Heimleitungen zwischen November 2020 und März 2021 befragt worden waren, praktizierte jedes dritte Heim Zugangsbeschränkungen für Hausärzte. Auch Fachärzte für Geriatrie waren davon betroffen (32,5 Prozent). 38 Prozent der Heime verwehrten Psychiatern den Zutritt, 40 Prozent allen anderen Fachärzten. 

Noch stärker war die Versorgung mit Heilmitteln beeinträchtigt: Rund 86 Prozent der Heime reglementierten den Zugang von Physiotherapeuten, komplett untersagt wurde der Zugang von Podologen. 

Etwas besser schnitt die Palliativversorgung ab: sie war in zwei Dritteln der Heime unverändert verfügbar, aber ein Drittel der Heime nahmen auch hier aus Sorge vor Infektionen Einschränkungen vor.

Die Studie zeigt aber auch eine extrem hohe psychische Belastung des Pflegepersonals in Heimen: Nahezu 40 Prozent der Mitarbeiter litten danach unter Stress, Depressionen und Angst. Drei von vier Fachkräften erlebten schon in der ersten Welle unmittelbar einen Covid-19-Fall. Als am stärksten belastend berichten die Pflegekräfte den Umgang mit den Sorgen von Angehörigen während der ersten Lockdown-Phase mit strikten Besuchsbeschränkungen.