Ein internationaler Review hat ergeben, dass durch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Wirksamkeit von Antidepressiva bei Menschen mit einer klinischen Depression erhöht werden kann.
Omega-3-Fischöle, S-Adenosylmethionin (SAMe), Methylfolat (bioaktive Form von Folsäure) und Vitamin D konnten alle nachweislich die Wirkung der Medikamente steigern.
Forscher aus Harvard und der University of Melbourne befassten sich dafür insgesamt mit 40 klinischen Studien. Darunter auch ein systematischer Review bezüglich der Evidenz für die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln (als Nutrazeutika bekannt) im Tandem mit Antidepressiva wie SSRIs, SNRI und trizyklischen Antidepressiva zur Behandlung einer Depression.
Dr. Jerome Sarris, Leiter der ARCADIA Mental Health Research Group an der University of Melbourne, führte die neue Meta-Analyse an, welche kürzlich im American Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde.
Das eindrücklichste Ergebnis ihrer Überprüfungen war, dass Omega-3-Fischöl, in Kombination mit Antidepressiva, eine statistisch signifikant bessere Wirkung gegenüber einem Placebo erzielte.
Viele Studien haben in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass Omega 3-Fettsäuren sehr gut für die allgemeine Gesundheit des Gehirns sind und eine Verbesserung der Stimmung hervorrufen können. Der neue Review stellt jedoch die erste Analyse von Studien dar, welche in Kombination mit Antidepressiva betrachtet wurde.
Wirkungsunterschiede für Patienten, die ein Antidepressiva kombiniert mit Omega-3-Fettsäuren einnahmen, waren gegenüber der Kombination mit einem Placebo hochsignifikant. Dies ist eine aufregende Entdeckung, da wir nun über einen evidenzbasierten Ansatz verfügen, der möglicherweise für eine neue Behandlung in Frage kommen könnte.
Darüber hinaus fand das Team der University of Melbourne auch ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit von Methylfolat, Vitamin D und SAMe als stimmungsverbessernde Therapie, sofern sie mit Antidepressiva eingenommen werden. Sie berichten von gemischten Ergebnissen für Zink, Vitamin C und Tryptophan (eine Aminosäure), während Folsäure genau wie Inosit nicht besonders gut funktionierte.
Ein Großteil der an Depressionen leidenden Menschen erzielt nach ein oder zwei Behandlungszyklen mit Antidepressiva keine zufriedenstellende Besserung ihrer Symptomatik.
Millionen von Menschen in Australien und Hunderte von Millionen weltweit nehmen derzeit Antidepressiva ein. Es gibt also ein riesiges Potenzial, die psychische Gesundheit all derjenigen Menschen zu verbessern, die unter Antidepressiva allein unzureichende Reaktionen zeigen.
Dr. Sarris sagt, dass viele medizinische Fachleute davor zögern, Nutrazeutika zur Ergänzung von Arzneimitteln zu verschreiben, da es lange Zeit einen erheblichen Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich der Wirksamkeit gab.
Mediziner sind sich der gesundheitlichen Vorteile von Omega-3-Fettsäuren bewusst, wissen aber oftmals nicht, dass man sie mit Antidepressiva für ein potenziell besseres Ergebnis kombinieren kann.
Die Forscher fanden im Rahmen ihrer Analysen keinerlei Hinweise auf größere Sicherheitsrisiken, die von einer solchen Kombinationstherapie ausgehen könnten. Dennoch betonen sie, dass Menschen, die Antidepressiva einnehmen, immer ihren Arzt konsultieren sollten, bevor sie mit der zusätzlichen Einnahme von Nutrazeutika beginnen. Außerdem sollte man sich immer vor Augen führen, dass die Qualität dieser Ergänzungsmittel stark variiert und überprüft werden sollte.
Die Autoren raten deshalb eindeutig davon ab, sofort in das nächste Reformhaus zu eilen und eimerweise Omega-3-Fettsäuren oder Ähnliches zu kaufen. Stattdessen rufen sie dazu auf, vorher mit dem behandelnden Arzt zu sprechen, um gemeinsam einen idealen Weg zu Verbesserung der Behandlung zu finden.
Die Arbeitsgruppe führt aktuell eine National Health and Medical Research Council Studie durch, in der sie die Wirksamkeit der Kombination mit den genannten Nutrazeutika zur Behandlung von Depressionen untersucht.
Text: esanum/ pvd
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