Schöne neue Welt oder vielleicht doch nicht? Die Robotertechnik wird nach Ansicht der Trendforscherin Birgit Gebhardt nicht nur die Arbeitswelt in der Industrie verändern, sondern auch im Gesundheits- und Pflegebereich. Experten diskutieren in Graal-Müritz.
Die Robotertechnik wird nach Ansicht der Hamburger Trendforscherin Birgit Gebhardt die Pflege kranker und alter Menschen in der Zukunft massiv verändern. Immer mehr werden Roboter zum Einsatz kommen, die nicht nur handwerkliche Tätigkeiten verrichten werden, sondern auch zu Beziehungen zu Menschen fähig sind, sagte Gebhardt vor einer Fachtagung des Landesverbands von Anbietern privater Dienste Mecklenburg-Vorpommern (bpa) in Graal-Müritz. "Sie werden sprechen, reagieren und die Senioren auch trainieren."
Mit Hilfe von Robotern werde Betreuungsbedürftigen ein größeres Angebot und eine größere Vielfalt zur Verfügung stehen. "Sie werden viel stärker als bisher ihre Wünsche nach individueller Betreuung erfüllen können."
Die Spieleindustrie mit ihren vielfältigen Anwendungen gebe dabei den Takt vor. Erste Pflege-Prototypen seien schon im Einsatz. "Es ist nur die Frage, wann die Roboter so günstig sind, dass sie auch im häuslichen Bereich ihre Rolle ausfüllen können", sagte Gebhardt. Es zeichne sich ab, dass der dauerhafte Einsatz von Pflegekräften am Ende teurer sein werde als ein Roboter.
So würden künftig Roboter zum Einsatz kommen, die mit ihrer Zuwendung Kranken etwa das Alleinsein erleichtern sollen. Sie könnten Menschen zu Gehirnjogging animieren und so Demenz vorbeugen. "Die Roboter werden dann weich und flauschig wie ein Haustier sein, die auf den Schoß gesetzt oder mit ins Bett genommen werden können", sagte Gebhardt. Man werde sich mit Robotern unterhalten oder auch spielen können. Der Roboter werde eine Art Medium zur Kommunikation mit der Familie oder den Pflegekräften sein. Und es werde möglich sein, Bestellungen aufzugeben. Roboter dürften vermutlich auch den Rollator ersetzen und gebrechliche Senioren auf Spaziergängen begleiten.
Auch die eigentliche pflegerische Arbeit werde sich verändern, sagte Gebhardt. Dabei gehe es zunächst weniger um Arbeiten wie das Waschen alter Menschen, dazu seien Roboter noch nicht in der Lage. Die Expertin geht eher davon aus, dass digitale Geräte Zeit raubende Dokumentationsaufgaben übernehmen. Die Pfleger selbst könnten sich dann wieder mehr auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren.