Eine kürzlich erschienene Metaanalyse zeigt, dass Placebos im Rahmen einer Depressionstherapie fast genauso wirksam sind wie Antidepressiva. Der Vorteil: Placebos ziehen keine Nebenwirkungen nach sich.
Die WHO schätzt, dass in Deutschland mehr als 4,1 Millionen Menschen unter Depressionen leiden. Mit Angststörungen hätten dagegen 4,6 Millionen Menschen zu kämpfen. Schon im Kindesalter können psychische Erkrankungen dieser Art ihre Wurzeln schlagen. Die Deutsche Depressionshilfe lässt vermuten, dass bis zu zehn Prozent der 12- bis 17-Jährigen ihren Alltag mit Depressionen bewerkstelligen müssen. Daran anknüpfend legt die BELLA-Studie nahe, dass etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von einer Angststörung betroffen sind.
Ist die Diagnose einmal gestellt, so lässt das Rezept für Antidepressiva nicht lange auf sich warten. Dass diese Medikamente mit verheerenden Nebenwirkungen vergesellschaftet sind, haben diverse Studien unlängst belegen können. Die Bandbreite reicht von Schwindelanfällen, Schweißausbrüchen, sexuellen Funktionsstörungen, Blutdruckschwankungen, Magen- und Verdauungsproblemen sowie mangelnder Appetit oder Gewichtszunahme. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigte sogar, dass die Einnahme von Antidepressiva das frühzeitige Sterberisiko um 33 Prozent erhöhen kann. Diese unerwünschten Effekte gilt es natürlich zu vermeiden, daher ist es nicht verwunderlich, dass die Wissenschaft nach schonenderen Alternativen sucht.
Psychologen der Universität Basel und der Harvard Medical School setzen nun auf Placebos. Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben sie 36 Medikamenten-Studien analysiert, die Daten von 6.778 Kindern und Jugendlichen umfassen. Mit ihrer Metaanalyse wollten die Studienautoren in Erfahrung bringen, ob das Verschreiben von Antidepressiva, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, gerade in Anbetracht der Negativeffekte, überhaupt gerechtfertigt ist.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die Wirkung der Antidepressiva in der Tat stärker war, der Unterschied zu dem Placebo war jedoch nur minimal. Der Wirkungsmechanismus der Antidepressiva und Placebos war von der Art der psychischen Erkrankung abhängig. Placebos hatten einen stärkeren Effekt bei Patienten, die unter Depressionen leiden, im Vergleich zu Teilnehmern, die mit Angststörungen zu kämpfen haben.
Da die Wissenschaftler hier nur von geringfügigen Abweichungen sprechen, sehen die Studienautorinnen Dr. Cosima Locher und Helen Koechlin im Placebo Potenzial für neue Behandlungskonzepte. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass auch in dieser Untersuchung gezeigt wurde, dass die Antidepressiva-Gruppe mit milden bis schwerwiegenden Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen und suizidalem Verhalten, konfrontiert wurde, wohingegen die Placebo-Gruppe verschont blieb. Künftige Therapien könnten auf der Basis des Wirkungsmechanismus konzipiert werden, der dem Placeboeffekt zugrunde liegt. Diese Art der Behandlung würde sich vor allem für die Therapie von Depressionen eignen.
Eine kürzlich erschienene Metaanalyse zeigt nun, dass Placebos im Rahmen einer Depressionstherapie fast genauso wirksam sind wie Antidepressiva. Der Vorteil: Placebos ziehen keine Nebenwirkungen nach sich..