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Wenn Ärzte den Kittel an den Nagel hängen

Der Weg zur Approbation ist lang. Wer es am Ende geschafft hat, darf zu Recht stolz sein. Doch warum hängen dann immer wieder Mediziner den Kittel an den Nagel? Und wohin zieht es sie stattdessen?

Interview mit dem Urologen Dr. Christoph Pies

Der Urologe Dr. Christoph Pies studierte Medizin in Bochum und Düsseldorf. Nach der Facharztausbildung und seiner Oberarzttätigkeit arbeitete er viele Jahre als niedergelassener Urologe. Bereits seit 2017 ist er neben der Patientenversorgung ebenso als Buchautor, Berater und Podcaster aktiv.

Diese Gründe für einen Berufswechsel gibt es

Wenn Unmut auf Wechselstimmung trifft 

Ärztliche Kolleginnen und Kollegen sind heute oft mehr denn je an einer ausgeglichenen Work-Life-Balance interessiert. Der tagtägliche Spagat zwischen Patientenarbeit auf der einen Seite und den finanziellen Zwängen sowie der Arbeitsverdichtung auf der anderen, lässt jedoch schnell das sogenannte Hamsterrad-Gefühl aufkommen. Das hält niemand auf Dauer durch und so kommen nicht wenige Kolleginnen und Kollegen an einen Punkt im Leben, der sie am Beruf des Arztes / der Ärztin zweifeln lässt.

Wer in dieser Situation ernsthafte Alternativen für sich entwickeln kann, wird sich neuen, erfüllenden Arbeitsbereichen zuwenden. Diese finden sich u.a. im Bereich Wissenschaft und Forschung, in der Medienwelt, in der Pharmaindustrie oder auch im aufstrebenden Feld der Telemedizin. 

Die Attraktivität des Arztberufes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Den Arztberuf wieder interessanter und auch nachhaltiger zu gestalten, ist sicher aktuell eine der gesellschaftlichen Kernaufgaben. Die bei Politikern sehr beliebte Finanzspritze wird den Berufstand aber dennoch nicht für jeden Kollegen / jede Kollegin attraktiver machen können. "Sie können in ein kaputtes Auto so viel Benzin schütten, wie Sie wollen. Es wird dadurch trotzdem nicht fahren", merkt Dr. Pies dazu im Podcast an.

Viel wichtiger sei es, die notwendigen Strukturen zu schaffen und zu nutzen, um die Arbeitslast der einzelnen wieder zu verringern. Ärztinnen und Ärzte sollten endlich wieder Begleiter und Partner ihrer Patientinnen und Patienten sein können. Patientinnen und Patienten wiederum dürfen ruhig auch mehr Eigenverantwortung übertragen bekommen.

Am Ende geht es für beide Seiten um mehr Prävention – auf Patientenseite, damit weniger Menschen ärztlichen Rat suchen müssen, auf ärztlicher Seite, damit Überarbeitung vermieden wird und das Hamsterrad-Gefühl sich möglichst gar nicht erst einstellt.