In den Kliniken sind im Corona-Krisenmodus im Frühjahr viel weniger Schlaganfall-PatientInnen behandelt worden. Es gab laut einer Studie aber mehr kritische Verläufe, wie das Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (WIdO) für AOK-Versicherte ermittelte.
Trotz insgesamt deutlicher Rückgänge der Fälle in den ersten drei Wochen der Krisenregeln, stieg die Zahl der PatientInnen, die binnen 30 Tagen nach einem Hirninfarkt oder einer Hirnblutung starben, auf 740. Im Vorjahreszeitraum seien es 714 verstorbene Schlaganfall-PatientInnen gewesen. Basis sind jeweils Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten zwischen 16. März und 5. April.
Um Kapazitäten für Corona-PatientInnen frei zu halten, hatten Bund und Länder dazu aufgefordert, ab 16. März alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe in Kliniken bis auf weiteres auszusetzen. Laut der Studie wurden nun zwischen Mitte März und Anfang April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 15 Prozent weniger PatientInnen mit Schlaganfällen und 28 Prozent weniger mit Herzinfarkt behandelt.
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber erläuterte, Angst vor einer Corona-Infektion könnte gerade PatientInnen mit leichteren Beschwerden davon abgehalten haben, sich ins Krankenhaus zu begeben. "Diese Sorge muss den Patienten genommen werden, denn bei der Behandlung von Herzinfarkt und Schlaganfall zählt wirklich jede Minute."
Die Analyse ergab demnach auch, dass die Notfallversorgung in der Frühphase der Pandemie funktioniert habe und Prozesse teils sogar schneller liefen. Wichtige, zeitkritische Behandlungen etwa zum Öffnen verschlossener Blutgefäße seien häufiger bereits am Tag der Klinikeinweisung vorgenommen worden. Hintergrund seien möglicherweise bessere Anfahrtbedingungen für den Rettungsdienst in der ersten Lockdown-Phase, aber auch frei gewordene Kapazitäten für solche dringlichen Eingriffe wegen der Absage anderer planbarer OPs.