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Weniger Fälle von multiresistentem MRSA

Multiresistente Keime sind gefürchtet, weil viele Antibiotika nicht gegen sie wirken. Weniger Antibiotika bei Mensch wie Tier einzusetzen ist das Ziel. Über den richtigen Weg dahin sind die Parteien uneins.

Weniger Erkrankungen mit multiresistentem MRSA-Keim in Niedersachsen 

Multiresistente Keime sind gefürchtet, weil viele Antibiotika nicht gegen sie wirken. Weniger Antibiotika bei Mensch wie Tier einzusetzen ist das Ziel. Über den richtigen Weg dahin sind die Parteien uneins.

In Niedersachsen ist der multiresistente Keim MRSA zu Jahresbeginn bei weniger Menschen nachgewiesen worden als im Vorjahr. Bis Mitte März zählte das Robert Koch-Institut 57 Fälle im Land. Das waren 22 Fälle weniger als in den ersten zehn Meldewochen 2016.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind das allerdings nur meldepflichtige Fälle mit schweren Verläufen, für die ein Nachweis durch eine Laborprobe mittels Blut oder Rückenmarksflüssigkeit vorliegt. Lokale Infektionen, zum Beispiel im Knie, seien nicht meldepflichtig. Der Landtag hat am Mittwochabend einen Antrag von SPD und Grünen zur Definition von sogenannten Reserveantibiotika beschlossen. Die Landesregierung soll sich demnach auf Bundesebene dafür einsetzen, dass bestimmte Antibiotika nur bei Menschen angewandt werden dürfen.

Einsatz von Antibiotika soll möglichst reduziert werden

Im Kern haben alle Parteien das gleiche Ziel: Den Einsatz von Antibiotika möglichst gering zu halten und Arzneimittel ohne Resistenzen möglichst wenig einzusetzen.

Während SPD und Grüne fordern, dass bestimmte Antibiotika nur Menschen vorbehalten sein sollen, sehen FDP und CDU die Landwirtschaft als Sündenbock hingestellt.

MRSA führt nicht automatisch zu einer Erkrankung

MRSA steht für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus. Das Bakterium kommt bei 20 bis 30 Prozent der Menschen auf der Haut vor und führt nicht automatisch zu einer Erkrankung. Es ist gefährlich, weil viele Antibiotika nicht gegen das Bakterium wirken. Zur Risikogruppe gehören alte, abwehrgeschwächte Menschen und Schweinezüchter.

Studien des Landesgesundheitsamtes zufolge tritt der Erreger vermehrt in Regionen mit intensiver Tierhaltung auf. Seit 2011 ging die Menge der für Tiere eingesetzten Antibiotika aber zurück.

Gewisse Antibiotika nur für Menschen

"Bestimmte Antibiotika sollten nur für die Humanmedizin eingesetzt werden", sagte Wiard Siebels, agrarpolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Sonst bestehe die Gefahr, dass keine Antibiotika mehr wirkten. Deshalb sollten klare Kategorien für sogenannte Reserve-Antibiotika für Menschen festgelegt werden, fordern SPD und Grüne.

Die CDU will andere Schwerpunkte setzen. "Wir wollen mehr Verbraucherinformationen und eine Aufklärungskampagne", sagte Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, Agrarsprecher der CDU. Außerdem soll der Hygienebereich stärker erforscht werden und das am besten schon während der Ausbildung.

Umgang mit Antibiotika muss überdacht werden

Ähnlich sieht das die FDP. "Wir müssen selbst unseren Umgang mit Antibiotika überdenken", sagte FDP-Agrarexperte Hermann Grupe. "Einseitig die Landwirtschaft anzuprangern dient dem Mensch als Ausrede." Die Liberalen wollen daher einen runden Tisch mit Politikern aller Parteien, die einen gezielten Einsatz von Antibiotika diskutieren.

Mit dem 2015 gegründeten interministeriellen Arbeitskreis gegen Antibiotikaresistenzen gebe es ein solches Gremium bereits, sagte Hans-Joachim Janßen, agrarpolitischer Sprecher der Grünen. Ein Zweiter sei nicht nötig.

Im Jahr 2016 wurde der MRSA-Keim in Niedersachsen bei 433 Menschen nachgewiesen, 2015 bei 460. Niedersachsen ist damit das Bundesland mit den zweithöchsten Infektionszahlen. Nur Nordrhein-Westfalen hatte mit 1063 Fällen 2016 deutlich mehr Erkrankungen. Auf Niedersachsen folgt Berlin mit 257 Infektionen. Bundesweit gab es 2016 insgesamt 3142 Fälle, 2015 waren es noch 3604. MRSA ist nicht das einzige Bakterium mit Antibiotika-Resistenzen. Auch das Kolibakterium oder der Wasserkeim pseudomonas aeruginosa werden widerstandsfähiger gegen Antibiotika.