Durch die Digitalisierung befindet sich unsere gesamte Gesellschaft im Umbruch. Auch vor der Medizin macht dieser nicht halt. Wearables werden immer mehr ein stetiger Bestandteil unseres Lebens. Schon heute verfügen die kleinen Geräte über wichtige medizinische Funktionen, wie eine Herzrhythmusanalyse, eine Blutdruckmessung oder ein Stressmonitoring. Doch, welchen medizinischen Nutzen bieten sie damit wirklich?
"Es ist wichtig, die jetzt bestehenden Funktionen wissenschaftlich auf eine andere Basis zu stellen", fordert Kardiologe Peter Radke. Er greift schon heute auf Daten der Apple Watch zurück, um die Versorgung seiner Patient:innen zu verbessern.
Noch sind die Monitoring-Funktionen der Geräte jedoch zu ungenau oder zu wenig wissenschaftlich untersucht, um wirklich zuverlässig brauchbare Daten für die medizinische Versorgung zu liefern.
Das wird sich bald jedoch ändern. In der Zukunft der Wearable-Technologie könnten die "sichtbaren" Wearables möglicherweise nach und nach verschwinden. "In Zukunft werden wir immer weniger einzelne Geräte haben. Die Sensoren und die Elektronik wird hingegen einfach in immer mehr Materialien integriert", erklärt Veronika Strotbaum vom Zentrum für Telematik und Telemedizin.
Die Überwachung der Körperfunktionen wird damit weniger sicht- und spürbar, dafür jedoch dauerhaft.
Veronika Strobaum sagt weierhin: "Das geht schon in die Richtung Mensch-Maschine-Kombination. Ich kann mir vorstellen, dass das auch als Gefahr gesehen wird, wenn überall diese Sensoren dran sind."
Die Technik bietet also viele Chancen, birgt aber auch Risiken. Der Umgang mit den sensiblen Gesundheitsdaten muss gewissenhaft und transparent sein, um die Akzeptanz der Geräte zu fördern.
Doch nicht nur daran wird es liegen, ob Wearables sich durchsetzen. Entscheidend wird sein, wie gut ältere Personen mit den Geräten zurechtkommen. Denn sie haben den größten Nutzen von den medizinischen Funktionen der Wearables.
Doch schon heute zeigen sich Schwierigkeiten, zum Beispiel bei der Blutdruckmessung mit Smartwatches.
"Das wird schwieriger, je älter wir werden", erklärt Kardiologe Peter Radke. "Also 70-, 80-, 90-jährige Menschen, die haben Probleme, diese Uhren so gut anzulegen und mit einer gewissen Festigkeit, dass dann auch zuverlässige Daten entstehen."
Außerdem müssten die Menschen einen wirklichen praktischen Nutzen der Geräte in ihrem Alltag feststellen, ergänzt Veronika Strotbaum. "Sie müssen merken, dass das eben nicht nur eine technische Spielerei ist."