Psychotherapie wirkt – das ist heute unbestritten. Doch welche Faktoren sind es genau, die es Patienten ermöglichen, eine psychische Erkrankung zu überwinden? Was macht eine wirksame Psychotherapie aus? Unter dem Leitthema "Wirkfaktoren der Psychotherapie: Von Achtsamkeit bis Zuwendung" finden vom 20. bis 22. Oktober 2017 die 27. Stuttgarter Psychotherapie-Tage statt. Renommierte Forscher und Praktiker geben dort einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse zur wirksamen Therapie psychischer Erkrankungen. Das vielseitige wissenschaftliche Programm richtet sich sowohl an erfahrene Psychotherapeuten als auch an den Nachwuchs.
Psychische Erkrankungen sind häufig: In Deutschland leidet mehr als jeder vierte Erwachsene innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung, etwa an einer Depression oder einer Angststörung. Bei der Behandlung psychischer Leiden können verschiedene bewährte Verfahren zur Anwendung kommen: Psychodynamische Verfahren, die auf die klassische Psychoanalyse zurückgehen, lerntheoretische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie sowie Gesprächs- oder Schematherapie und Hypnose.
"Polarisierende Abgrenzungen solcher unterschiedlichen Schulen und Therapieformen oder gar Alleinvertretungsansprüche einzelner psychotherapeutischer Orientierungen sind längst überholt – tatsächlich werden die Vorgehensweisen und Einstellungen der Therapeuten mit deren wachsender Erfahrung zunehmend ähnlicher", betont der Arzt und Psychologe Dr. Wulf Bertram, verlegerischer Geschäftsführer bei Schattauer, der gemeinsam mit Professor Dr. med. Stephan Zipfel, Leiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik Tübingen, die wissenschaftliche Leitung des Kongresses innehat. "Deshalb möchten wir im Rahmen des Kongresses Antworten auf die zentrale Frage finden: Was sind in der Therapie jene spezifischen und unspezifischen Wirkfaktoren, die es einem Patienten ermöglichen, unzweckmäßige und schädliche Einstellungen und Verhaltensweisen zu überwinden und eine neue, gesunde Entwicklung zu nehmen?"
Das Aufgebot an namhaften Referentinnen und Referenten, die einen Überblick über ihre verschiedenen Methoden und Techniken geben und über aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse zur wirksamen Therapie psychischer Erkrankungen sprechen, ist groß. Darunter etwa der Göttinger Psychiater und Psychotherapeut Professor Ulrich Sachsse, ein prominenter Experte im Bereich der Therapie schwerer seelischer Traumen. Die Schlafforschung, jüngst durch den Nobelpreis für Medizin gewürdigt, wird durch die Lübecker Forscherin Dr. Tanja Lange in ihrer Bedeutung für die seelische Gesundheit beleuchtet. Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer, einer der bekanntesten Psychiater der Republik, wird berichten, wie wichtig soziale Kontakte für unser seelisches Gleichgewicht sind und welche Gesundheitsrisiken mit Einsamkeit und sozialer Isolation verbunden sind. Weitere Referate beschäftigen sich mit der heilsamen Bedeutung des Humors (Professor Dr. Barbara Wild, Stuttgart) oder dem Nutzen achtsamkeitsbasierter Psychotherapieverfahren (Dr. Michael Harrer, Innsbruck und Professor Dr. Walter Bongartz, Hypnotherapeut aus Konstanz).
"Ganz wesentlich geht es uns auf dem Kongress darum, die entscheidenden Voraussetzungen für eine stabile psychische Gesundheit und Resilienz sowie – unabhängig von den einzelnen psychotherapeutischen Schulen und Verfahren – spezifische und unspezifische Wirkfaktoren zu identifizieren", fasst Professor Dr. med. Stephan Zipfel zusammen.